Wie teilst du Ausgaben mit deinem Partner? // Faire Verteilungen in der Beziehung

Lesezeit: 12 Minuten

Über kein anderes Finanzthema habe ich mit Freunden, Bekannten und Kollegen bereits mehr gesprochen als über die Aufteilung von Kosten in einer Beziehung. Es gibt nicht nur viele verschiedene Modelle, wie man gemeinsame Ausgaben aufteilen kann. Sondern leider auch in einigen Beziehungen viel Unmut darüber, wie aktuell die Ausgaben geteilt werden. Fast immer liegt das daran, dass das aktuelle System „sich einfach so ergeben hat“ oder auf impliziten Annahmen beruht, da noch nicht gemeinsam über Geld gesprochen wurde. „Über Geld spricht man nicht“ ist ja leider in Deutschland weiterhin ein weitverbreitetes Dogma. Dabei ist es gerade in einer Beziehung sehr wichtig, über Geld zu sprechen, insbesondere bei gemeinsamen Ausgaben!

Das perfekte, komplett faire Modell

Das perfekte Modell, gemeinsame Ausgaben zu teilen gibt es nicht. Es gibt auch nicht ein Modell, das besonders fair ist oder fairer als andere. Fairness ist etwas sehr subjektives – was einer fair findet, findet jemand anderes unfair. Daher ist es so wichtig, miteinander zu sprechen und eine gemeinsame Lösung zu finden, die sich für beide Partner fair anfühlt.

Um so ein Gespräch besser führen zu können, hilft es, die Bandbreite an möglichen Modellen zu kennen. Daher stelle ich in diesem Post die verschiedenen Modelle vor, wie in einer Beziehung Kosten geteilt werden können. Vielleicht ist ja ein sinnvoller Denkanstoß für dich und deine Beziehung dabei. Bevor ich die Konzepte vorstelle, möchte ich noch kurz darauf eingehen, was „gemeinsame Ausgaben“ überhaupt sein können. Denn das ist bereits der erste Punkt, auf den man sich zunächst einigen sollte.

Gemeinsame Ausgaben definieren

Welche Ausgaben für die gemeinsame Zeit anfallen, hängt zunächst stark davon ab, ob man in einer gemeinsamen Wohnung lebt oder nicht. Zudem ist es natürlich auch ein großer Unterschied, ob Kinder im Haushalt leben. Denn mit Kindern kommen noch einmal einige neue Ausgabenkategorien hinzu. Die folgenden Listen sind wahrscheinlich nicht vollständig oder für jede Beziehung anwendbar. Schreib gerne einen Kommentar, welche Kategorien ich aus deiner Erfahrung noch ergänzen könnte!

Ausgaben ohne gemeinsame Wohnung

Ist die Beziehung noch neu, sind die gemeinsamen Ausgaben meist noch nicht so hoch und beschränken sich meist auf Kosten für gemeinsame Aktivitäten, z.B.

  • Gemeinsame Freizeitbeschäftigungen (Kino, Restaurantbesuche, Eintrittsgelder, etc.)
  • Lebensmittel für’s gemeinsame Kochen
  • Gemeinsame Urlaube
  • Bei Fernbeziehungen: Fahrtkosten für gegenseitige Besuche
Cheers!

Beim ersten Date sollte man vielleicht nicht unbedingt darüber reden, wie die Kosten für den Hochzeits-DJ am besten geteilt werden können. Allerdings etabliert sich bereits in der Anfangsphase einer Beziehung oft bereits ein gewisses System (z.B. 50:50 – jeder zahlt die Hälfte oder das Wechselmodell – jeder lädt den anderen abwechselnd ein). Dieses anfängliche System kann sich später auch bei steigenden Ausgaben aus Gewohnheit fortsetzen. Spätestens beim ersten gemeinsamen Urlaub lohnt es sich, nicht nur über das ideale Reiseziel und die eigene Vorstellung von Sightseeing miteinander zu sprechen, sondern auch über das Reisebudget (vorab für Anreise und Übernachtungen, aber auch vor Ort für Aktivitäten und Essen) und dessen faire Verteilung zu sprechen.

Ausgaben mit gemeinsamer Wohnung

Spätestens wenn man sich entscheidet, zusammenzuziehen, kann man einem Geld-Gespräch nicht mehr aus dem Weg gehen. Durch den gemeinsamen Haushalt sinken in der Regel einige Kosten (z.B. oft die anteilige Miete und Stromkosten, aber auch anteilige Kosten für Versicherungen und Gebühren wie GEZ), während andere Kosten ggf. auch steigen (z.B. für Lebensmittel, da es zu zweit mehr Spaß macht, zu kochen als alleine). Oft teilen sich Paare, die zusammen wohnen, folgende Kosten:

  • Miete und Nebenkosten (Heizung, Strom, Hausrat- und Haftpflichtversicherung, etc.)
  • Internet, Festnetztelefon, GEZ und Kabelfernsehen/Streaming-Abos wie Netflix
  • Lebensmittel und Haushaltsanschaffungen (Toilettenpapier, Seife, Putzmittel, etc.)
  • Gemeinsame Freizeitbeschäftigungen (Kino, Restaurantbesuche, Eintrittsgelder, etc.)
  • Gemeinsame Urlaube
Frau im Supermarkt
Aus der Kategorie „Stockphoto-Katastrophe“ zum Thema Supermarkt

Je nach Ausgaben-Teil-System, für das man sich als Paar entschieden hat, können Urlaube auch nicht zu den Ausgaben gehören, die gemeinsam entlang des Systems geteilt werden, sondern wiederum einem anderen System unterliegen. Gleiches gilt für die gemeinsame Einrichtung der Wohnung bzw. neue Möbel (oft wird die erste Einrichtung für die gemeinsame Wohnung ja beim Zusammenziehen auch einfach aus bestehenden Stücken der beiden Partner kombiniert).

Weitere Ausgabenkategorien

Allerdings gibt es neben diesen genannten Kategorien noch eine Menge weiterer Kosten, die je nach Entscheidung der beiden Partner geteilt werden oder weiterhin jeder für sich trägt:

  • Nicht-gemeinsame Hobbys (Ausrüstung, z.B. Elektronikartikel wie Spielekonsolen oder spezielle Sportschuhe, Kurs-/Vereinsgebühren, etc.)
  • (Entertainment-)Abos wie z.B. Spotify, Cloud-Speicher
  • Freizeitbeschäftigungen eines Partners mit seinen Freunden (das stereotype „Bier mit den Kumpels“ oder der „Mädelsabend“)
  • Geschenke für nicht-gemeinsame Freunde/Familie
  • Nicht-gemeinsame Urlaube/Fahrtkosten für Besuche der eigenen Familie
  • Kleidung und Accessoires
  • Makeup und andere Drogerieartikel (hier haben Frauen in den meisten Fällen wohl deutlich höhere Kosten als Männer)
  • Mittagessen in der Kantine bei der Arbeit
  • (Haus-)tiere
Mops mit Brille
So ein Haustier kann ganz schön ins Geld gehen

Bei dieser Fülle an Kostenkategorien (und ich habe bestimmt noch welche vergessen), gibt es also viel miteinander zu besprechen! Bei der Entscheidung, ob man eine Kostenart in den gemeinsamen Topf wirft oder doch separat bezahlt, gibt es kein richtig oder falsch. Und oft gibt es auch eine große Grauzone. Bei Christoph und mir ist das z.B. die Kategorie „Drogerieartikel“, die eigentlich jeder für sich zahlt. Aber manchmal kaufen wir beim Lebensmitteleinkauf im Supermarkt auch einige unserer Drogerieartikel und manchmal bei einem Drogeriebesuch sowohl Putzmittel für den gemeinsamen Haushalt als auch Makeup. Man könnte das natürlich mit einem Warentrenner auf dem Band auf zwei verschiedene Rechnungen aufsplitten. Bei den Summen, um die es geht, muss man unserer Meinung nach aber auch nicht päpstlicher als der Papst sein und kann sein eigentlich vereinbartes Teil-System kurz ignorieren. So jedenfalls machen wir es.

Modelle für jede Einkommenssituation

Je nachdem, ob beide Partner (Vollzeit) arbeiten und wie viel sie dabei jeweils verdienen, können ganz andere Modelle als fair empfunden werden. Manche Modelle funktionieren überhaupt nur dann, wenn beide Partner eigenes Einkommen verdienen. Etwas, das immer geht – egal in welcher Situation – ist, alles in einen Topf zu werfen. Fangen wir also mit diesem Modell an:

Komplett gemeinsame Finanzen

Eine gute Freundin von mir ist seit drei Jahren verheiratet und Mutter eines kleinen Jungen, der bereits seinen ersten Geburtstag feiern konnte. Sie und ihr Mann haben zwar weiterhin separate Konten, auf denen das jeweilige Gehalt eingeht, betrachten alles Geld aber als ihr gemeinsames Vermögen. Über größere Anschaffungen, z.B. für das Hobby des Ehemanns, wird gemeinsam gesprochen und entschieden. Da die beiden zwei separate Konten besitzen, auf die allerdings beide Zugriff haben, müssen sie natürlich ein gewisses Auge darauf haben, dass die Ausgaben halbwegs gleich verteilt bleiben (gerade bei größeren Fixkosten wie der Miete). Ansonsten würde irgendwann ein Konto ins Minus rutschen, obwohl auf dem anderen noch genug Geld da ist.

Das kann man umgehen, wenn man als Paar nicht nur die Finanzen zusammenlegt, sondern auch die Konten und fortan nur noch ein Konto besitzt, auf das jeweils beide Zugriff haben. Ein echter Nachteil ist hier, dass es schwieriger ist, gegenseitige Geschenke vor dem anderen versteckt zu finanzieren 😉 Hier bin ich schon oft für meine Mama eingesprungen, wenn sie etwas als Geschenk kaufen wollte, aber mein Papa nicht durch den Blick auf den Kontoauszug erfahren sollte, was es ist.

Wanted: Familien-Finanzmanager

Die Grafik erinnert mich daran, wie man sich in den 90ern die Zukunft vorstellte

Mindestens einer der Partner muss bei der Zusammenlegung der Finanzen bzw. Konten die Rolle des Finanzmanagers übernehmen. Besser ist es natürlich, wenn dies beide gemeinsam und gleichberechtigt als ihre Aufgabe sehen und sich regelmäßig mit den gemeinsamen Finanzen beschäftigen. Das stärkt nicht nur die Beziehung zueinander im Alltag, sondern ist auch enorm wichtig, falls der designierte Finanzmanager seine Aufgabe auf Grund einer Abwesenheit, eines Unfalls oder aus anderen Gründen (z.B. Alter, Krankheit, Tod) irgendwann einmal nicht mehr (so gut) ausführen kann.

Die Beziehungsinvestoren Marielle & Mike haben viele Tipps für Paare, die sich (zukünftig) gemeinsam um ihre Finanzen kümmern wollen, z.B. regelmäßige „Money-Dates“, interessante Fragestellungen für gemeinsame Gespräche über Geld oder Templates für ein gemeinsames Haushaltsbuch oder den Monatsabschluss.

Gemeinsame Finanzen heißt auch gemeinsame Altersvorsorge

Komplett gemeinsame Finanzen bedeutet auch automatisch gemeinsames Sparen und Investieren für die Altersvorsorge. Auf einem Frauen-und-Finanzen-After-Work-Event der Deutschen Börse, auf dem ich Mitte Oktober war, hat sich Lisa Hassenzahl von herfamilyoffice entschieden gegen ein gemeinsames Wertpapierdepot ausgesprochen. Ihr Argument: Läuft es mal schlecht an der Börse, wird aus der gemeinsam getroffenen Kaufentscheidung vielleicht doch ein „dein Fond/meine Aktien“ und sorgt so neben finanziellen Sorgen auch für Beziehungssprengstoff. Ein interessanter Gedanke, über den ich so noch gar nicht nachgedacht hatte.

Getrennte Altersvorsorge-Pläne sollten natürlich nicht heißen, dass der eine Partner sich beim Zocken mit hochriskanten Produkten darauf verlässt, dass der andere Partner ihn später schon durchfüttern wird. Eigenständigkeit in Sachen Finanzen und Altersvorsorge ist bei Paaren auch im Fall einer Trennung oder Scheidung vorteilhaft, denn bei größtenteils getrenntem Altersvorsorge-Vermögen ist eine Aufteilung deutlich leichter. Getrennte Konten zu haben heißt dabei nicht, dass keine Kosten geteilt werden. Es gibt auch mit getrennten Konten viele verschiedene Modelle, wie man seine Finanzen gemeinsam gestalten kann und Ausgaben teilt:

Akribisch mit gemeinsamem Haushaltsbuch

Ein Kollege von mir, mit dem ich neulich beim Mittagessen über das Thema „Ausgaben teilen in einer Beziehung“ gesprochen habe, nutzt gemeinsam mit seiner Freundin die App Splitwise, in die beide alle gemeinsamen Ausgaben eintragen. Die App berechnet dann, wer wem wie viel Geld schuldet. Das habe ich im Urlaub mit Freunden auch schon oft genutzt, da es gerade bei mehreren Personen schnell komplizierter werden kann und diese und ähnliche Apps die Zahlungen automatisch so optimieren, dass nicht jeder jedem kleine Summen Geld geben muss.

Alternativen zur App

Natürlich kann man die App auch durch eine gemeinsame Excel-Tabelle (in der Cloud, damit beide von unterwegs direkt Zugriff haben) oder ein handschriftliches Notizheft ersetzen. Ob man dann wöchentlich oder monatlich die Differenz durch eine Überweisung ausgleicht oder die Berechnung nur nutzt, um zu schauen, wer als nächstes dran ist mit zahlen bzw. dass es langfristig fair bleibt, ist wieder eine individuelle Entscheidung.

Ein sehr ähnliches System kann man auch implementieren, indem jeder Partner die Quittungen und Kassenbons aufhebt und man gemeinsam am Monatsende zusammenzählt und nachrechnet, welcher der beiden dem Partner noch wie viel Geld schuldig ist.

Wer stattdessen daran interessiert ist, nicht nur am Monatsende gleichmäßig viel zu den gemeinsamen Ausgaben beigetragen zu haben, sondern zu jeder Zeit im Gleichgewicht sein, der kann sich die volle Bandbreite der modernen Technologie zu nutze machen, und bei jeder Rechnung/Ausgabe direkt 50% der Summe per Paypal oder Kwitt vom Partner anfordern.

Genaues Tracking für maximale Fairness?

Wehe, du teilst deine Kosten nicht genau…

Alle Paare, die ich bisher kennengelernt habe und ein Ausgaben-Tracking-System nutzen, legen eine 50:50 Aufteilung der Kosten zu Grunde. Prinzipiell könnte man so ein System natürlich auch mit einer anderen prozentualen Aufteilung nutzen, allerdings kann man dann nicht mehr auf die existierenden Apps zurückgreifen – denn in denen wird immer mit einer gleichmäßigen 50:50 Aufteilung gerechnet.

Ein Ausgaben-Teil-Modell mit genauer Aufzeichnung der Kosten funktioniert immer nur so gut, wie die Aufzeichnungen sind. Beide Partner müssen bei diesem System 100% an Bord sein und ähnlich gewissenhaft ihre jeweiligen Ausgaben eintragen. Ansonsten ergibt sich schnell Konfliktpotential, wenn ein Partner jedes Brötchen für 65 Cent einträgt, ein anderer aber dieses ewige Tracking zu nervig findet. Wenn sich dann der nicht so gewissenhafte Aufschreiber beim Monatsabschluss finanziell benachteiligt fühlt durch „Nachzahlungen“, ist das Modell wohl nicht so zukunftsfähig.

Das Wechselmodell

Sie zahlt heute, sie zahlt heute nicht, sie zahlt heute, sie zahlt heute nicht, …

Wer keine Lust auf die Arbeit hat, die das genaue Tracking aller Ausgaben macht, der kann auch vereinbaren, dass einfach abwechselnd gezahlt wird. Bei regelmäßigen Posten wie der Miete oder der Stromrechnung ist das wohl eher unpraktisch, aber beim alltäglichen Einkauf oder Restaurantbesuchen kann das ein einfacher Weg sein, ungefähr einen 50:50-Split der Ausgaben hinzubekommen. Da das System nicht zu einer perfekt fairen Aufteilung führt, eignet es sich eher nicht für Gerechtigkeitsfanatiker. Wenn beide noch am Anfang der Beziehung stehen und die gemeinsamen Ausgaben daher gering sind, ist dies aber eine einfache Lösung, die ohne lange Diskussionen schnell gemeinsam entschieden und umgesetzt werden kann. Das echte und ausführliche Gespräch zum Ausgaben-Teil-System kann man dann ja auf später vertagen, z.B. vor dem ersten Urlaub oder beim Zusammenziehen in eine Wohnung.

Wer sich nicht darauf verlassen möchte, dass das Wechselmodell irgendwie durch Zufall zu einer fairen Aufteilung führt, aber für ein (virtuelles) Haushaltsbuch auch wieder zu ungeduldig ist, für den sind wahrscheinlich Ausgaben-Teil-Systeme besser geeignet, wo zunächst ein gemeinsamer Topf Geld geschaffen wird, aus dem dann gemeinsame Ausgaben bestritten werden.

Gemeinsamer Topf und beide zahlen ein – möglichst fair!

Als Christoph und ich im Studium zusammengezogen sind, haben wir eine kleine Pappbox genommen und haben jeweils am Monatsanfang die gleiche Summe Bargeld in die Box gepackt. Immer, wenn wir gemeinsam oder einer von uns alleine einkaufen gegangen ist, hat er Geld aus der Box mitgenommen und das Wechselgeld wieder herein getan. War am Ende des Monats noch Geld übrig, sind wir davon gemeinsam Essen gegangen.

Mit dem Umzug nach Frankfurt zum Berufseinstieg haben wir die Box durch ein gemeinsames Haushaltskonto ersetzt, auf das wir beide einzahlen. Das hat den Vorteil, dass Daueraufträge wie z.B. die Miete eingerichtet werden können. Noch besser ist, dass wir nicht immer das Bargeld aus der Box dabeihaben müssen, sondern durch unsere beiden EC-Karten, die mit dem Konto verknüpft sind, bezahlen können. Das mit dem Konto verknüpfte Kreditkartenkonto nutzen wir als Tagesgeldkonto, um monatlich etwas für den nächsten Urlaub oder neue Einrichtung für unsere Wohnung zurückzulegen.

Proportionales Modell
Proportionales Modell: Jeder zahlt den gleichen Anteil von unterschiedlichen großen Kuchen

Wie viel zahlt jeder ein?

Wie viel jeder Partner in den gemeinsamen Topf einzahlt, dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Jeder zahlt den gleichen Betrag ein, z.B. beide jeweils 1.000€
  • Jeder zahlt den gleichen Anteil seines Einkommens ein, z.B. beide 35% des jeweiligen Einkommens
  • Jeder zahlt so viel Geld ein, dass beide den gleichen Betrag übrig haben, z.B. zahlt einer 600€ ein, der andere 1.400€, sodass beide dann noch jeweils 1.900€ übrig haben für sich
Beispielrechnung: Was genau ist jetzt fair?

Was fair ist, entscheidest du gemeinsam mit deinem Partner

An diesen Beispielen sieht man gut, dass es das eine, allgemeingültig „faire“ Modell nicht gibt. Ist es fair, wenn beide das gleiche einzahlen? Oder fair, wenn beide den gleichen Anteil ihres Gehalts einzahlen? Oder ist es fairer, wenn beide am Ende das gleiche Budget für den persönlichen Konsum übrig haben?

Wie man diese Frage beantwortet, hängt meiner Beobachtung nach oft davon ab, wie die Einkommenssituation in der Beziehung aussieht: Verdienen beide ungefähr gleich? Oder verdient einer deutlich mehr als der andere? Oft hängt die empfundene Fairness bei deutlichen Einkommensunterschieden zwischen den Partnern auch davon ab, ob man selbst der Partner ist, der mehr oder weniger verdient. Wie wäre es, wenn man in der Situation des anderen wäre? Würde man dann immer noch fordern, dass der Vielverdiener mehr einzahlt? Oder fände man das dann ungerecht, wenn es einen selbst beträfe?

Wie wir uns entschieden haben

Christoph und ich zahlen jeweils den gleichen Anteil unseres Gehalts auf unser gemeinsames Haushaltskonto ein. Nachdem wir im Studium noch 50:50 in den Topf (bzw. die kleine Pappbox) geworfen hatten, haben wir uns zum Berufseinstieg auf das proportionale System geeinigt. Der Hauptgrund für uns war, dass unsere Gehälter recht unterschiedlich waren (ich habe damals 68% mehr verdient als Christoph) und wir es daher so fairer fanden.

Verändert sich das Gehalt des einen durch Gehaltserhöhung oder eine Beförderung, berechnen wir die Summe, die jeder einzahlen muss, wieder neu. Im Laufe der Zeit haben wir auch die Gesamtsumme, die jeden Monat auf dem Haushaltskonto eingeht, immer mal wieder erhöht. Zuerst, um noch mehr Geld pro Monat für den nächsten Urlaub bzw. Anschaffungen zurücklegen zu können. Dann noch einmal auf Grund unserer durch einen Umzug gestiegenen Miete. Für uns funktioniert dieses Modell sehr gut und wir empfinden es auch als fair. Das macht es aber nicht besser oder schlechter als andere Modelle – wichtig ist, dass du und dein Partner es fair finden.

Mischmodelle

Dabei kann es auch helfen, die verschiedenen Systeme für verschiedene Kostenkategorien miteinander zu kombinieren. Zum Beispiel könnte man die „großen“ Fixkosten wie Miete, Nebenkosten, Strom anteilig zum Gehalt zahlen, während die „kleinen“ Kosten des Alltags wie z.B. Lebensmittel und Freizeitaktivitäten wie Restaurantbesuche dann 50:50 geteilt werden. Oder man vereinbart unterschiedliche Systeme für wiederkehrende, monatliche Kosten und einmalige Ausgaben wie Urlaube. Das für dich und deinen Partner ideale, faire System müsst ihr gemeinsam finden!

Dabei ist es natürlich auch okay, wenn man sich gemeinsam darauf einigt, dass man nicht gleich viel oder den gleichen Anteil der gemeinsamen Ausgaben zahlt, sondern individuell festgelegte Beiträge. Insbesondere wenn einer der Partner nicht oder weniger arbeitet bzw. verdient, z.B. weil er oder sie sich um die Kindererziehung oder die Pflege Angehöriger kümmert, müssen neue Modelle her, die der neuen Einnahmesituation angepasst sind und – jetzt wichtiger denn je – auch den Effekt des verringerten Einkommens auf die eigenen Altersvorsorgemöglichkeiten berücksichtigen.

Wie teilst du die gemeinsamen Ausgaben in deiner Beziehung auf? Bist du damit zufrieden oder findest du es manchmal nicht ganz fair? Welche Kostenkategorien sind Teil des gemeinsamen Budgets mit deinem Partner? Welche Dinge zahlst du selbst?

11 Replies to “Wie teilst du Ausgaben mit deinem Partner? // Faire Verteilungen in der Beziehung”

  1. Wir wenden seit kurzem das System “komplett gemeinsame Finanzen” an. Damit sind wir eigentlich zufrieden aber wir schon von dir erwähnt, wird es bei Geschenken für den Partner oder “Überraschungen” manchmal schwierig dass es auch wirklich eine Überraschung wird….
    Wir haben nach wie vor eigene Konten aber auch ein Haushaltskonto. Die Daueraufträge sind grundsätzlich so geregelt, dass jeder einen Teil des Gehaltes aufs eigene Konto bekommt (für die individuellen Ausgaben), der Rest geht auf Gemeinschaftskonto. Wieviel wir für was budgetieren stimmen wir jeden Monat aufs Neue ab.
    P.S.: grade als Hausbesitzer ist eine unterschätzte Kategorie “tools & supplies”. Glühbirnen müssen ersetzt werden, der Wasserhahn tropft und braucht eine neue Dichtung, die Schneefräse muss zur Reparatur oder der Garten soll gemulcht werden…..

    1. so ein ähnliches Modell haben wir (Familie mit 2 Kindern) ebenfalls, ergänzt um zusätzliche Einzelkonten.

      Alle Einnahmen gehen auf das gemeinsame Konto, dort wird von Hypothek bis Kinderkleidung alles beglichen. Zusätzlich hat jeder ein eigenes Konto auf das der identische Betrag überwiesen wird. Was der jeweilige Elternteil damit macht bleibt allein ihm überlassen.
      Einer zahlt damit seinen Klavierunterricht, der andere Partner sein Fitness-Studio

      Das war für uns die perfekt faire Lösung. Meine Frau hat z.B. momentan keinen Firmenwagen mehr, davon profitiere ich auch da auf dem gemeinsamen Konto entsprechend mehr eingeht. Umgekehrt gilt das natürlich auch für Gehaltsanpassungen die in absoluten Beträgen bei mir höher ausfallen.

  2. Hallo Jenni,
    ich bin heute erst auf deinen Block gestoßen und habe schon ein wenig gestöbert. Es ist immer wieder schön, von Gleichgesinnten zu lesen! Mit dem FIRE-Thema bin ich vor zwei Jahren eher zufällig über Frugalisten.de in Berührung gekommen und seither hat es mich nicht mehr losgelassen. V.a. habe ich meine Finanzen nun selbst in die Hand genommen und gehe das ganze systematischer an. Leider hat sich mittlerweile meine Einkommenssituation verändert (und es ist schwer, einen anderen gut bezahlten Job zu finden), sodass ich nicht mehr so hohe Sparraten erreichen kann und das große Ziel in weitere Ferne rückt. Vielleicht will ich auch nicht ganz aussteigen (wobei, dieses frühe Aufstehen ist mir echt zuwider), aber mir ist das Gefühl der Freiheit wichtig, es zu können, wenn ich wollte und keinen Job machen zu müssen, nur weil ich das Geld brauche.

    Aber nun zu deinem Artikel. Mit meiner veränderten Einkommenssituation hat sich auch die Verteilung der gemeinsamen Kosten in der Partnerschaft verändert. Als ich noch Vollzeit arbeitete und wir beide etwa gleich verdienten, haben wir die Kosten etwa 50-50 geteilt (aber nicht auf den Cent genau). Wir haben auch kein gemeinsames Konto, sondern ich überweise meinen Freund jeden Monat einen festen Betrag. Jetzt handhaben wir es so wie du auch, dass Miete und Versicherungen proportional zum Einkommen bezahlt werden, aktuell etwas mehr als 1/3 zu 2/3. Lebensmitteleinkäufe zahlt meistens mein Freund, dafür übernehme ich kleinere Barausgaben (gemeinsam essen o.ä.) und erledige Hausarbeit/kochen fast allein. Urlaubskosten hingegen werden recht penibel 50-50 aufgeteilt.
    Auch wenn ich versuche, seine Mehrausgaben dadurch auszugleichen, dass ich mehr unbezahlte Arbeiten im Haushalt leiste, habe ich schon öfter das Gefühl, meinem Freund „auf der Tasche“ zu liegen (auch wenn er nie etwas in dieser Richtung sagt). Außerdem mag ich es nicht, mich von jemandem finanziell abhängig zu fühlen.
    Viele Grüße nach Frankfurt!

    1. Hallo Mel,
      vielen Dank für deinen Kommentar! Ich kann dich verstehen, dass es sich im Moment vielleicht merkwürdig anfühlt, sich die gemeinsamen Ausgaben plötzlich nicht mehr 50-50 zu teilen. Gerade weil es früher bei euch so war. Mir hilft es, immer daran zu denken, dass das proportionale System keine Einbahnstraße ist. Wenn du einen besser bezahlten Job findest oder befördert wirst, könnt ihr die Zahlungen wieder neu berechnen und angleichen. Andersherum würdest du aber sicherlich auch sofort einen größeren Anteil einzahlen, wenn dein Partner mal in einer schwierigen finanziellen Situation ist.
      Selbst wenn man nicht in jungen Jahren FIRE erreicht oder überhaupt anstrebt, ist finanzielle Unabhängigkeit für mich immer ein lohnenswertes Ziel. Das muss ja nicht immer Unabhängigkeit von der Arbeit sein, sondern kann auch Unabhängigkeit von der Rente oder vom Partner sein. Schau gerne mal meine Artikel zum Thema Rente an (gerade ist ein neuer online gegangen) – durch die Recherche für die Artikel habe ich noch einmal mehr gemerkt, wie wichtig private Altersvorsorge für wirklich jeden ist!
      Viele Grüße aus dem sonnigen Frankfurt an dich! 🙂

  3. Hallo,

    ich habe mal eine Frage. Vielleicht seh ich das alles zu eng.
    Mein Freund und ich sind seit einem Jahr zusammen und haben nicht vor zusammen zu ziehen, da jeder seine Freiheit braucht.
    Jetzt ist es so, dass er 5 Tage die Woche bei mir schläft. Einkaufen gehen wir primär getrennt. Jeder für sich und es bringt mal jemand etwas für den anderen mit, falls er noch ne Kleinigkeit braucht. Ich habe zwei Kinder, mit ihnen wohne ich in einer Wohnung, wo ich natürlich alles allein bezahle. Ich bekomme Unterhaltsvorschuss und gehe Vollzeit arbeiten.
    Mein Freund kauft manchmal was für den Garten oder auch Kleinigkeiten für den Haushalt wie Messer und so weiter, aber in der Regel Dinge, die er für sich möchte. Er wohnt in dem Haus seiner Mutter mietfrei, beteiligt sich aber an den Heizkosten und bezahlt das Internet.
    Als wir letztens dann doch mal zusammen einkaufen waren, wo auch Waschmittel und Zutaten für ihn im Einkaufskorb gelandet sind, wollte er das ich bezahle. Es waren nur 40 Euro. Für meine Kinder war nix dabei. Ich war schon irgendwie geschockt.
    Auch wenn wir mal Essen bestellen, was selten ist, oder Essen gehen, bezahle auch immer bis auf einmal ich.
    Seh ich da irgendwie was falsch, dass es nicht ganz gerecht ist?
    Er ist eher der Selbstkocher und legt nicht soviel Wert auf Essen gehen.
    Aber finde es trotzdem blöd.
    Als ich ihn mal drauf angesprochen habe, empfindet er es nicht so wie ich. Und das er genug bezahlt.
    Ich will ja nicht alles aufrechnen.

    Also ich würde freiwillig was geben,wenn es umgedreht wäre.

    Ich möchte auch nicht dastehen, dass ich ihn ausnutze.

    Wie sehen Sie das?

    Danke schon mal

    Liebe Grüße
    Mandy

    1. Hallo Mandy,
      gerade wenn sich eine Beziehung verfestigt wie bei dir, sollte man meiner Meinung nach allerspätestens über Geld sprechen. Das ist nicht leicht, da Geld leider für viele ein Tabuthema ist. Aber daher ist es umso wichtiger, darüber zu sprechen.
      Wichtig ist, dass man nicht nur über Geld spricht, sondern über die Gefühle, die quasi in der Schicht darunter liegen. Warum stört es dich, wenn du Waschmittel und Zutaten für sein Essen bezahlen musst? Ist es Angst, dass für dich und deine Kinder nicht mehr genug Geld für eigene Einkäufe übrigbleibt, weil doch häufiger das Geld knapp ist? Oder ist es Enttäuschung, weil du gerne großzügig bist und daher auch von anderen erwartest, dass sie großzügig sind? Vielleicht kennst du die „5 Sprachen der Liebe“ und dich kann man besonders glücklich machen, wenn man dir etwas schenkt? Das heißt, vielleicht siehst du das nicht-bezahlen-wollen als fehlenden Liebesbeweis (dein Partner meint es aber gar nicht unbedingt so oder sieht es genau andersherum)? Oder geht es dir um Unabhängigkeit, weil dir wichtig ist, dass jeder von euch (insb. du) auf eigenen Beinen steht, auch bei den Finanzen (vielleicht, weil du schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht hast)? Du schreibst „für meine Kinder war nichts dabei“ – welches Gefühl verbirgt sich hinter diesem Satz? Wünscht du dir vielleicht, dass dein Partner deine Kinder mehr als seine eigenen behandeln würde?
      Klingt jetzt alles wie eine Runde Hobby-Psychologie und ich bin da sicherlich kein Experte. Aber ich kann dir nur raten, erstmal ganz gründlich über dich selbst nachzudenken und nicht so viel Energie da rein zu stecken, zu versuchen, deinen Partner zu analysieren/verstehen. Wenn du richtig gut ausdrücken kannst, welche Gefühle du mit Geld verbindest, kannst du einen neuen Versuch starten, mit ihm darüber zu sprechen.
      Gerecht ist immer nur das, was beide Partner gerecht finden. Vielleicht findet er es z.B. gerecht, weil er aus seiner Sicht viel bei dir im Haushalt mithilft/repariert? Ob das wirklich so ist, könnt ihr nur gemeinsam festlegen. Ich finde es z.B. okay, wenn du häufiger Restaurantbesuche bezahlst, wenn er das persönlich seltener machen würde. Aber das heißt ja auch nicht, dass du immer alle bezahlen musst. Du kannst deinem Partner vielleicht vermitteln, dass du Restaurantbesuche mit ihm besonders schön findest und es daher fast wie ein Geschenk für dich wäre, wenn er bezahlt, obwohl er selbst nicht auswärts Essen gegangen wäre. Vielleicht passt das vom Gedanken besser zu euch? Das findet ihr schon noch gemeinsam heraus 🙂
      Viele Grüße
      Jenni

  4. Hallo,

    Ich habe vor kurzem angefangen mich intensiv mit meinen Finanzen auseinanderzusetzen. Ich falle wohl in das Cliche als Frau mich nicht gut auszukennen und habe bisher das Thema verdrängt.
    Ich bin in einer Partnerschaft und wir haben ein Kind zusammen. Bis vor kurzem haben wir alles 50:50 getrennt weil ich auch finanziell unabhängig sein wollte. Seitdem unser Kind da ist, arbeite ich natürlich weniger und verdiene logischerweise auch nicht viel. Mein Partner hat mir vor kurzem mal vorgerechnet wieviel er gespart hat und das hat mir die Augen geöffnet, da ich nichts sparen kann und ich am verzweifeln bin. Mein Partner beharrt auf die 50:50!Regel und möchte nicht mehr bezahlen. Ich würde alles proportional aufteilen, um mir eine Chance zu geben etwas zu sparen bis unser Sohn groß genug ist und ich wieder Vollzeit arbeiten kann. Ist meine Ansicht falsch?

    1. Hallo Andrea,
      deine Ansicht ist sicherlich nicht falsch. Besser wäre es sicherlich gewesen, wenn du mit deinem Partner über eine für euch faire Aufteilung gesprochen hättest, bevor ihr ein Kind bekommen habt und du deine Zeit reduziert hast.
      Vielleicht hilft es, deinem Partner mal schwarz auf weiß vorzurechnen, wie deine finanzielle Situation ist? Denn wenn dir das Geld zum Leben und Sparen fehlt, beeinflusst das doch auch sein Kind negativ.
      Außerdem würde ich dir empfehlen, dir zu überlegen, ob du deine Arbeitszeit nicht wieder aufstocken möchtest. Du schreibst, dass du „natürlich“ deine Stunden reduziert hast – aber warum ist das natürlich? Warum ist es für deinen Partner nicht ein „natürlich“? Denkt da doch mal gemeinsam drüber nach, denn wahrscheinlich wollt ihr doch eigentlich beide gerne in einer gleichberechtigten Partnerschaft leben (dass war bestimmt der Hintergedanke hinter 50:50)? Mit Kind sind die Rahmenbedingungen jetzt etwas anders, sodass ihr neu überlegen müsst, wie euer gleichberechtigtes Modell jetzt aussieht.
      Druck deinem Partner doch einfach mal diesen Artikel als Denkanstoß aus 🙂 und nehmt euch wirklich Zeit für das Thema Finanzen, das lässt sich nicht mal schnell zwischen Tür und Angel klären. Aber es ist für eure Zukunft und eine erfolgreiche Partnerschaft elementar!
      Viel Glück!
      Jenni

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