Was ist Ihre Gehaltsvorstellung? // Die richtige Gehaltsforderung bei einem Jobwechsel finden
Ich suche im Moment mehrere Leute für mein Team. Daher habe ich viele Bewerbungen auf dem Tisch und führe einige Gespräche mit möglichen Kandidaten. Manche geben Ihre Gehaltsvorstellung direkt im Bewerbungsschreiben an. Bei anderen fragen wir im persönlichen Gespräch nach.
Was mich wirklich überrascht hat: Nicht eine Person hat bisher zu viel Gehalt gefordert!
Teilweise waren die Gehaltsvorstellungen sogar so viel zu niedrig, dass ich mich mit der Recruiterin aus Personal zuerst über das weitere Vorgehen abstimmen musste, bevor ich jemanden in die nächste Runde des Bewerbungsverfahrens geschickt habe.
Meine klare Botschaft an alle „Angsthasen“: Du machst dich durch eine zu niedrige Gehaltsforderung für Unternehmen nicht attraktiver!
Es kommt bei Unternehmen negativ an, wenn man deutlich zu wenig Gehalt fordert.
Hat der Kandidat doch nicht die Skills, die wir suchen?
Es geht ja nicht nur um Hard Skills wie spezifische Fachkenntnisse oder Computerprogramme, sondern auch um Soft Skills wie Durchsetzungsfähigkeit, Selbstbewusstsein und Verhandlungsgeschick.
Hat sich die Kandidatin überhaupt über unser Unternehmen & die Branche informiert?
Durch eine schnelle Internetrecherche kann ich meist schon ziemlich viel die durchschnittlichen Gehälter bei einer Firma, in einer Branche (mit Tarifvertrag) oder vergleichbare Positionen herausfinden. Eine viel zu niedrige Gehaltsforderung zeigt, dass sich der Bewerber nicht ausreichend mit dem Unternehmen beschäftigt hat.
Durch meine Erfahrung mit den Gehaltsforderungen von Bewerbern in den letzten Wochen möchte ich dir daher gerne einige Tipps mitgeben, auf welchen Wegen du herausfinden kannst, welche Gehaltsforderung angemessen sein könnte für eine Position.
Meine 3+3 Tipps, wie man eine gute Gehaltsforderung findet
Vorweg ein Disclaimer: Ich bin absolut kein Gehaltsverhandlungsprofi, vor allen Dingen nicht, wenn man sich schon in einem Job befindet und dort eine Gehaltserhöhung oder Beförderung erreichen möchte. In solchen Situationen bin ich selbst immer aufgeregt und lese mir vorher noch ein paar Tipps aus dem Internet durch.
Aber bei einer Bewerbung in einer völlig neuen Firma ist es denkbar einfach, mehr Geld zu fordern! Durch einen Jobwechsel lässt sich als ein großer Schritt bei seinen Finanzen machen. Und wie ich schon häufig geschrieben habe, ist das Einkommen eine der wichtigsten Variablen auf dem Weg zu finanzieller Unabhängigkeit.
Häufig habe ich schon den Tipp gelesen, im Bewerbungsgespräch einfach als erstes zu erfragen, wie hoch den das Gehalt für diese Position sein wird. Das kann funktionieren, muss aber nicht. Man sitzt nämlich meistens erfahrenen HR-Profis gegenüber, die diese Frage nicht überrumpelt. Wenn sie also die Frage nicht beantworten möchten, werden sie durch Gegenfragen oder Lari-Fari-Antworten schon einen Weg um die konkrete Zahl herum finden. Daher halte ich es weiterhin für äußert wichtig, selbst mit einer gut recherchierten Gehaltsvorstellung im Gespräch zu erscheinen.
Tipp 1: Nutze Gehaltsportale
Ich persönlich kenne die Gehaltsportale kununu und Glassdoor, auf denen man für viele Unternehmen und Jobs die Gehälter recherchieren kann. Sicherlich gibt es noch weitere solche Portale und teilweise passende Onlineforen, im BWL-Bereich z.B. das eher auf persönlichen Austausch ausgelegt wiwi-treff-Forum, in dem häufig Gehälter diskutiert werden. Selbst die Arbeitsagentur bietet einen Entgeltatlas an, dass zumindest für eindeutige Berufsbilder (wie Erzieher) bzw. Ausbildungsberufe (wie Bürokauffrau/-mann) Anhaltspunkte für eine gute Gehaltsforderung bietet.
Selbst bei den großen Stellenbörsen wie Stepstone, Monster oder Indeed werden (meist für eingeloggte Nutzer) Gehaltsprognosen pro Job angezeigt. Meiner persönlichen Erfahrung nach sind die dort geschätzten Gehälter meist eher zu niedrig als zu hoch angesetzt.
Bei Onlineportalen wie kununu oder Glassdoor beruhen die Schätzungen hingegen auf echten Nutzereingaben. Hier solltest du allerdings beachten, dass es sich hierbei meist um Mitarbeitende handelt, die schon länger im Unternehmen sind. Als Bewerber von außen kannst du häufig aber mehr Geld verlangen als deine Kollegen, denn immerhin sucht das Unternehmen ja gezielt nach neuen Leuten. Zudem können die Angaben auf den Gehaltsportalen ggf. auch schon etwas älter sein, sodass etwaige Gehaltserhöhungen nicht berücksichtigt sind. Habe Mut zu einer hohen Forderung!
Neben dem Gehalt wichtig: Passt die Unternehmenskultur zu dir?
Informiere dich bei diesen Portalen auch direkt über die Kultur im Unternehmen. Sind die Mitarbeitenden zufrieden? Ist das Umfeld dynamisch oder volatil? Werden Entscheidungen eher hierarchisch getroffen? Denk beim Lesen der Unternehmensbewertungen daran, dass sich unzufriedene Mitarbeitende eher die Mühe machen, einen Text zu verfassen. Oft gibt es auch eine gewisse Häufung von Bewertungen, wenn im Unternehmen gerade eine große Veränderung verkündet wurde (z.B. ein Abbauprogramm). Die Belegschaft macht sich Luft über den momentanen Ärger, ist nach einigen Monaten aber häufig schon wieder deutlich zufriedener. Ich würde also nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, sondern die Bewertungen eher nutzen, um herauszufinden, ob die Kultur des Arbeitgebers generell zu den eigenen Vorstellungen passt. Einige Internetportale bieten hierfür inzwischen sogar explizit Tools an.
Tipp 2: Nutze den Tarifvertrag als absolute Untergrenze
Viele Branchen in Deutschland sind tarifgebunden. Wenn du als bei Google „Tarifvertrag Branche“ suchst, findest du meist schnell ein PDF mit den entsprechenden Monatsgehältern pro Tarifgruppe und Berufsjahr. Diese Zahlen sollten deine Mindestforderung darstellen! Du würdest ja auch keinen Job annehmen, der dir weniger als Mindestlohn zahlt, oder?
Ich habe mit Tarifverträgen kaum eigene Erfahrungen, da ich seit meinem Berufsstart im außertariflichen Bereich eingeordnet bin. Allerdings kann ich aus der Perspektive als einstellende Führungskraft berichten, dass bei vielen Arbeitgebern der Tarifvertrag nur die untere Grenze dessen darstellt, was an Gehalt gezahlt wird. Bei meinem aktuellen Arbeitgeber steht unter jeder Stellenanzeige, dass 14 Monatsgehälter bezahlt werden. Der Manteltarifvertrag der Branche sieht mindestens 12,8 Gehälter vor.
Ein kurzes Rechenbeispiel aus der Praxis
Und wenn man diesen – durch eine einfache Google-Suche leicht auffindbaren – branchenweit gültigen Tarifvertrag liest, wird einem schnell klar, dass jeder mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung in der Regel in Tarifgruppe 3 eingruppiert wird. Die beiden Tarifgruppe darunter sind eher für Aushilfen und ungelernte Tätigkeiten gedacht.
Ab 6 Jahren Berufserfahrung sieht der Tarifvertrag in Tarifgruppe 3 ein Gehalt von 3.398 Euro vor. Das entspricht bei 14 Monatsgehältern einem Jahresgehalt von ca. 47.500 Euro. Bei mir hatte sich ein Kandidat beworben, der mit 7 Jahren relevanter Berufserfahrung nach seinem abgeschlossenen Magister-Studium nur 45.000 Euro gefordert hat. Und die Positionen, für die ich derzeit suche, sind auf Grund der erforderlichen Fachkenntnisse natürlich auch weit über der Einstiegstarifgruppe 3 angesiedelt.
Natürlich ist es häufig schwierig, herauszufinden, in welcher Tarifgruppe ein Job genau angesiedelt ist. Das ist meist – wenn überhaupt – nur für interne Bewerber sichtbar oder manchmal im öffentlichen Dienst. Viele Branchen sind auch nicht tarifgebunden, sodass es nicht immer eine branchenweit gültige Tariftabelle gibt. Nichtsdestotrotz helfen Tarifverträge aus meiner Sicht dabei, sich nicht unter Wert zu verkaufen.
Tipp 3: Recherchiere auf der Unternehmensseite selbst nach Gehältern für Einstiegspositionen & -programme
Nur ein kleiner Teil der deutschen Unternehmen veröffentlichen heute bereits das Gehalt (oder entsprechende Tarifgruppen) zusammen mit der Stellenanzeige. Allerdings wird sich das in Zukunft ändern, die die EU eine entsprechende Richtlinie beschlossen hat, die bis 2026 in nationales Recht umgesetzt werden muss. Das heißt aber nicht, dass du nicht auch schon heute auf der offiziellen Homepage des Unternehmens gute Anhaltspunkte für die Einstiegsgehälter in bestimmte Jobs finden kannst.
Häufig wird gerade bei den Trainee-Programmen von Unternehmen für Studienabsolventen ein konkretes Gehalt genannt. Erfordert die Position, auf die du dich bewirbst, mehr als die Traineestellen? Dann solltest du auch mehr Gehalt fordern.
Bei dem Unternehmen, bei dem ich arbeite, findet man auf der Karriereseite für das Traineeprogramm sofort ganz oben die Angabe, dass zwischen 55.202 Euro und 57.424 Euro Gehalt gezahlt werden. Bewirbst du dich im gleichen Unternehmen auf eine Stelle, die ebenfalls ein abgeschlossenen Studium voraussetzt (wie bei Trainee-Programmen) und darüber hinaus noch spezifische Fachkenntnisse oder Berufserfahrung (die von Trainees meist nicht verlangt wird)? Dann setze deine Gehaltserhöhung höher an, da du mehr Qualifikationen mitbringst als ein Berufseinsteiger frisch von der Uni! Auch für Bewerber ohne Studium, die relevante Berufserfahrung mitbringen, kann das Gehalt von Trainee- oder anderen Einsteiger-Programmen ein guter Orientierungspunkt sein.
Bonus-Tipp I: Ignoriere dein aktuelles Gehalt!
Viele Kandidaten recherchieren ihren Marktwert nicht, sondern bauen ihre Gehaltsforderung in einem Bewerbungsprozess ausschließlich auf ihrem aktuellen Gehalt auf. „Ich möchte gerne einen Schritt nach vorne machen und daher X Euro verdienen“. Nachvollziehbar, aber häufig nicht passend. Gerade wenn du bei deinem aktuellen Arbeitgeber schon länger keine echte Gehaltserhöhung verhandeln konntest oder es sich möglicherweise um ein kleineres Unternehmen oder eine andere Branche handelt, ist das aktuelle Gehalt meiner Erfahrung nach häufig ein schlechter Ratgeber, wenn es um eine angemessene Gehaltsforderung für eine externe Bewerbung geht. Durch einen Jobwechsel hast du die einmalige Chance, einen echten Schritt nach vorne beim Einkommen zu machen. Innerhalb einer Firma ist das Steigerungspotential meist deutlich begrenzter, also verhandele beim Einstieg gut, statt darauf zu hoffen, später große Sprünge zu machen.
Bonus Tipp II: Sprich über Gehalt & Geld mit Freunden!
In Deutschland tun sich leider immer noch sehr viele Menschen schwer, über Geld, Gehalt & Finanzen zu sprechen. Je nach Umfrage sprechen etwas ein Drittel der Deutschen selbst mit guten Freunden nicht über Geld. Dabei kannst du gerade über den eigenen Freundeskreis gut herausfinden, was ein angemessenes Gehalt wäre.
Selbst wenn man sich nicht traut, Freunde direkt nach ihrem Gehalt zu fragen, kann man seine Freunde auf jeden Fall um Rat fragen, was sie für eine angemessene Gehaltsforderung für eine bestimmte Stellenausschreibung halten. Auf die Frage „Was glaubst du, wäre für diese Stelle auf Basis meiner Qualifikationen eine angemessene Gehaltsforderung?“ kann jeder etwas antworten, ohne etwas über seine eigenen Finanzen preisgeben zu müssen. Und selbst wenn die Ratschläge im wahrsten Sinne des Wortes nur geraten sind, weil sich deine Freunde in deiner Zielbranche vielleicht gar nicht auskennen, so wird der Durchschnittsratschlag deines Freundeskreis wahrscheinlich gar kein so schlechter Ratschlag sein, solange du einfach genug Leute befragst.
Die in den meisten Arbeitsverträgen enthaltene Klausel, dass man mit Kollegen oder sogar ganz allgemein nicht über das eigene Gehalt sprechen darf, ist in den allermeisten Fällen juristisch nicht haltbar, da diese Klauseln Arbeitnehmer daran hindern, Diskriminierung zu erkennen. Wer sich nicht traut, Kollegen im persönlichen Gespräch nach dem Gehalt zu fragen, kann auch mit Hilfe des Entgelttransparenzgesetzes herauszufinden, wie viel Kollegen des jeweils anderen Geschlechts in der gleichen Position im Mittel verdienen. Wenn bei dieser Auskunft herauskommt, dass du aktuell weniger verdienst als Kollegen im gleichen Job in deiner Firma, solltest du dein aktuelles Gehalt bei Bewerbungen bei anderen Firmen erst recht nicht als Maßstab für deine neue Gehaltsforderung nehmen.
Bonus-Tipp III: Frag nach Zusatzleistungen, denn Geld ist nicht alles!
Viele Firmen zählen am Ende ihrer Stellenanzeigen eine lange Liste an sonstigen Vorteilen und Mitarbeiter-Benefits auf. Ich persönlich finde diese Aufzählungen allerdings häufig recht nichtssagend.
- „Attraktive Vergütung“, okay…bloß nicht zu viele Details!
- „Betriebliche Altersvorsorge“, …es ist inzwischen gesetzlich verpflichtend, eine Entgeltumwandlung anzubieten. Wie viel Zuschuss zahlt der Arbeitgeber? Gibt es eine rein vom Arbeitgeber finanzierte Betriebsrente?
- „Individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten“, …kann viel heißen. Gibt es ein konkretes Budget pro Jahr? Sind auch externe Weiterbildungen üblich?
Viele Firmen haben zum Glück inzwischen erkannt, dass sie sich etwas mehr ins Zeug legen müssen, um Arbeitnehmer zu überzeugen. Daher werden die Benefits zum Glück oft deutlich ausführlicher und konkreter dargestellt. Ein attraktives Gehalt ist nämlich das eine, aber viele andere Faktoren und Zusatzleistung können auch viel Wert sein, sowohl emotional als auch monetär.
Zusatzleistungen, die aus finanzieller Sicht relevant sind
- Wie viele Urlaubstage gibt es? Muss für Silvester & Heiligabend einer dieser Urlaubstage genutzt werden oder sind diese beiden halben Arbeitstage automatisch arbeitsfrei? Zwischen dem gesetzlichen Minimum von 20 Urlaubstagen pro Jahr und 30+2 Urlaubstagen, die viele Arbeitgeber heutzutage anbieten, liegen fast 5% Gehaltsunterschied, wenn man es mal umrechnet. Auch eine 38h-Woche heißt rechnerisch 5% mehr Gehalt im Vergleich zu einer 40h-Woche.
- Gibt es ein kostenloses oder bezuschusstes Jobticket? Je nach Verkehrsverbund kann eine ÖPNV-Monatskarte bis zu 49 Euro kosten. Vor Einführung des Deutschlandticket waren in Großstädten auch Preis von teilweise 80 Euro pro Monat nicht unüblich. Ein Zuschuss oder gar komplett kostenloses Jobticket, das man dann auch privat in der Freizeit nutzen kann, können also bis zu ca. 1.000 Euro Unterschied beim Bruttolohn ausmachen.
- Gibt es eine (vom Arbeitgeber) bezuschusste Kantine? Ich persönlich frage in Bewerbungsgesprächen immer nach der Qualität der Kantine, denn immerhin verbringe ich hier eine Menge meiner Lebenszeit und esse dementsprechend auch viele, hoffentlich leckere, Mahlzeiten. Je nach Arbeitgeberzuschuss bzw. den Preisen im Betriebsrestaurant kann sich möglicherweise ein finanzieller Vorteil ggü. Selbstgekochtem ergeben. Ich hatte im ersten Corona-Lockdown ausgerechnet, wie viel die Subvention in der Kantine wert ist, und war überrascht.
Weitere Zusatzleistungen, die Geld wert sein können
Je nach persönlicher Situation gibt es noch einige andere Benefits, die bares Geld wert sein können, wenn sie private Ausgaben (vollständig) ersetzen. Natürlich nur, wenn man es auch wirklich (bereits) nutzt. Für manches hätte ich vielleicht privat kein Geld ausgegeben, finde es aber trotzdem einen attraktiven Benefit:
- Zuschuss zum Fitnessstudio oder ein kostenloses Firmenfitnessstudio
- Gesundheitsversicherungen / Gesundheitsbudget
- Andere Versicherungen, wie z.B. eine weltweite Unfallversicherung, die auch in der Freizeit schützt
- Jobrad, Bahncard, Tankgutscheine oder Dienstwagen
- Betriebskindergarten, Eltern-Kind-Büros, Notfall-Kinderbetreuung oder ähnliche Zuschüsse
- Employee Assistance Programm, z.B. mit einer telefonische Beratungshotline bei (psychologischen) Krisen oder Notsituation in der Familie oder im Job
- Diensthandy zur privaten Nutzung oder vergünstigtes IT-Leasing
- Vergünstigungen und Rabatte auf Firmenprodukte oder allgemeine Schnäppchenportale
- und und und…
Gerade wenn das vom Bewerber geforderte Gehalt doch höher liegt als der Arbeitgeber bereit ist zu zahlen, lässt sich mit solchen (vom Arbeitgeber pauschal versteuerten) geldwerten Vorteilen in kleineren Firmen, die noch keine starren Benefits-Programme für alle Mitarbeitenden haben, das „gefühlte“ Nettogehalt manchmal noch ein wenig aufbessern. Ich hoffe, meine 3+3 Tipps helfen dem einen oder anderen, beim nächsten Jobwechsel mutig ein angemessenes Gehalt zu fordern. Die Bewerbungen auf meinen Schreibtisch zeigen mir, dass leider noch nicht jeder Arbeitnehmer seinen Marktwert kennt.
Welche Gehaltsvergleichsportal kennst und nutzt du? Hast du schon einmal von deinem Auskunftsrecht nach dem Entgelttransparenzgesetz Gebrauch gemacht? Wie gehst du vor, um bei einer externen Bewerbung eine angemessene Gehaltsforderung zu recherchieren? Hast du mit deinen Freunden schon mal über ihr Gehalt gesprochen? Oder im Freundeskreis um Rat gefragt, welche Gehaltsforderung passend sein könnte? Hast du schon einmal zu viel Geld gefordert und dies in einem Bewerbungsverfahren widergespiegelt bekommen? Hast du schon einmal zu wenig Gehalt gefordert und dich anschließend geärgert?
P.S.: Wir bieten den geeigneten Kandidaten übrigens tatsächlich mehr Geld als sie gefordert haben und nutzen die zu niedrige Gehaltsvorstellung somit als Unternehmen nicht aus.
P.P.S.: Ich kenne mich hauptsächlich bei Beruf aus, für die ein Studium vorausgesetzt wird und das Gehalt häufig frei verhandelt wird. Ich hoffe, dass die Tipps auch anderen Arbeitnehmern weiterhelfen und freue mich über Feedback, wie das Thema Gehaltsverhandlung bei einem Jobwechsel in deinem Beruf und deiner Branche funktioniert.
Kandidaten unter dem vorgesehenen Gehaltsband einzustellen, kann meiner Meinung nach auch nur nach hinten losgehen. Die Firma spart vielleicht kurzfristig ein paar Euro aber muss doch damit rechnen, dass die Mitarbeiter miteinander reden und das irgendwann raus kommt. Viel schwieriger finde ich es, die Gehälter der langjährigen Mitarbeiter dahingehend mitwachsen zu lassen, dass Neueinsteiger nicht irgendwann viel mehr verdienen.
Ich selbst verkaufe mich glaube ich immer etwas unter Wert. Aber neben dem Geld sind halt auch noch andere Dinge wichtig. Wie du schreibst, verbringt man nicht wenig Lebenszeit mit Arbeit. Da ist ein gesundes Umfeld nicht ganz unwichtig.
Und was die Gehaltsforderungen angeht – ich kenne es leider auch in die andere Richtung. Ich war schon manches Mal echt sprachlos, was manche Studienabgänger sich so vorstellen. Sich vorher das Unternehmen anzuschauen, ist ein echt wichtiger Rat. Ein Großkonzern zahlt anders als ein kleines Familienunternehmen. Und wenn man so viel fordert, wie die zukünftige Vorgesetzte gerade bekommt, kann das schon mal ein bisschen grotesk wirken (vor allem, wenn die Berufserfahrung fehlt). Es gibt einen Unterschied zwischen Selbstbewusstsein und Selbstüberschätzung 😉
Genau, es kommt irgendwann doch immer raus! Ich habe es selbst schon einmal erlebt, dass eine Kollegin, die den genau gleichen Job gemacht hat, durch mich festgestellt hat, dass sie als interne deutlich weniger verdient hat als ich, die von extern gekommen war. Leider kriegen die meisten Unternehmen das gar nicht gut hin, hier eine gewisse Gerechtigkeit zu wahren. Ich würde mir hier noch mehr Anstrengungen wünschen, Leute nach Performance und Verantwortungsbereich zu bezahlen und nicht nach Unternehmenszugehörigkeit oder Alter.
Viele Grüße
Jenni
Gehaltsforderungen in Bewerbungsgesprächen sind ein schwieriges Thema aus Kandidatensicht – schließlich will man zwar ein angemessenes Gehalt haben, sich aber nicht gleich mit der Forderung ins Aus schieben. Es gibt leider noch zu wenig Anhaltspunkte, an denen man sich hier orientieren kann. Tarifverträge sind zwar eine gute Quelle, durchaus muss man aber vorher in die Gewerkschaft eintreten, um die aktuelle Version sehen zu können (war zumindest bei mir so).
Ich glaube am meisten hilft es, darüber zu sprechen: mit Verwandten, Freunden, Bekannten … das machen wir leider insgesamt immer noch viel zu wenig. Die neue EU-Richtlinie finde ich sehr spannend und sie bringt uns in den nächsten Jahren bestimmt ein bisschen mehr Klarheit.
liebe Grüße,
Hanna
Hallo Hanna,
eigentlich kannst du alle Flächentarifverträge immer einfach per Google finden. Viele Unternehmen haben noch eigene Haustarifverträge, die auf dem Flächen-/Manteltarifvertrag aufbauen und darüber hinaus noch mehr oder anderes bieten. Diese sind tatsächlich schwierig herauszufinden, aber als grobe Orientierung bzw. Untergrenze reichen die Infos bei Google doch erstmal.
Ich gebe dir recht: nichts geht über das persönliche Gespräch!
Viele Grüße
Jennifer
Ich komme ja aus der Pflege (also ein Ausbildungsberuf) und dort sind TicketPlus-Karten (oder auch Edenred-Karten) sehr beliebt. Da wird jeden Monat Geld aufgeladen und die Karte wird wie eine EC-Karte verwendet. Steuerfrei kann der Arbeitgeber da 50€ aufladen. Das kann man dann bei Kaufland, Edeka oder auch vielen Tankstellen einlösen.
Ansonsten hast du eigentlich alles aufgezählt was ich auch so kenne.
Was die Gehaltsverhandlungen angeht: In meinem Bereich kriegen eigentlich alle Mitarbeiter mit derselben Qualifikation auch das gleiche Gehalt da man sich da sehr eng an den Tarifvertrag anlehnt (anlehnt nicht beitritt). Das sorgt für eine gewisse Gehaltsgerechtigkeit. Wenn die Löhne steigen, steigen sie für alle gleichermaßen.
Hallo Sonnemohn,
danke für die Ergänzung! Diese Cash-Karten mit bis zu 50€ Budget sind für die Arbeitnehmer natürlich recht einfach zu verstehen (genauso wie Tankgutscheine). Ich persönlich finde andere Benefits allerdings besser, da der Arbeitgeber mit den 50€, die steuerfrei ausgegeben werden können, mehr erreichen kann, statt es einfach 1 zu 1 an die Arbeitnehmer weiterzugeben. Aber immerhin macht dein Arbeitgeber überhaupt etwas, das ist leider noch nicht bei jedem so. Da verfallen diese 50€, die steuerfrei ausgegeben werden könnten, einfach bzw. der Arbeitgeber möchte dieses Geld nicht investieren.
Lohngerechtigkeit & Transparenz finde ich super. Schön wäre es jetzt noch, wenn Pflegekräfte alle besser bezahlt würden.
Viele Grüße
Jenni
Deine Tipps sind äußerst hilfreich und bieten eine fundierte Anleitung für diejenigen, die sich auf dem Weg zu einem neuen Job befinden. Es ist schön zu sehen, dass du als Arbeitgeber nicht nur die Bedürfnisse deines Teams im Blick hast, sondern auch die individuellen Bedürfnisse und Rechte der Bewerberinnen und Bewerber.
Sehr informativer Artikel, danke 🙂