Warum willst du FIRE erreichen? // Motivation

Notausgangsschild
Lesezeit: 5 Minuten

FIRE – Financially Independent, Retired Early bedeutet, dass man anstrebt, mit dem Arbeiten aufzuhören, sobald man seine Lebenshaltungskosten durch andere, sogenannte passiven Einnahmen (Zinsen, Dividenden, Mieteinnahmen) decken kann. Es gibt viele verschiedene Wege, wie man dieses Ziel erreichen kann, z.B. Investments in ETFs und Aktienfonds oder der Kauf von Immobilien zur Generierung von Mieteinnahmen oder als Anlageobjekt, um später mit Gewinn wieder zu verkaufen. Um investieren zu können, egal ob in Aktien oder Immobilien, muss man erst einmal etwas Geld ansparen. Dies geht im Endeffekt auf drei Arten: Entweder Ausgaben senken, Einnahmen erhöhen oder beides in Kombination.

Genauso wie viele Wege zu FIRE führen, gibt es auch viele verschiedene Gründe, warum man dieses Ziel anstrebt.

Sicherheit vs Freiheit

Frei von was?

Könnte auch für Cover der „Apotheken Umschau“ sein

Wie der Begriff „Financially Independent“ bzw. finanzielle Unabhängigkeit oder finanzielle Freiheit bereits impliziert, geht es vielen Menschen auf dem Weg zu FIRE darum, freier als vorher leben zu können. Wer nicht mehr arbeiten muss, um sich seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, muss sich nicht mehr mit dem stereotypen „doofen Chef“ oder den viel diskutierten „inkompetenten Kollegen/Kunden“ herumschlagen. Gefühlt haben die Deutschen kein lieberes Hobby, als über die Arbeit zu meckern. Ohne (Vollzeit) Stelle muss man auch nicht mehr jeden morgen im Pendlerstau stehen oder sich in den überfüllten Bus oder die Straßenbahn quetschen. Man muss nicht einmal früh aufstehen, wenn man das nicht möchte. Stattdessen kann ich den Tag ganz so gestalten, wie ich es gerne möchte. Wie wäre es mit Ausschlafen bis 10 Uhr? Oder einem ausgedehntes Frühstück?

Definitiv ein Vorteil ist auch, seine Besorgungen dann machen zu können, wenn es noch recht leer ist (nur andere Rentner und Hausfrauen haben theoretisch Dienstags um 13 Uhr Zeit für den Wocheneinkauf). Und wenn man mal etwas von einem Amt benötigt oder zur Post muss, kann man ganz entspannt sein – man hat ja Zeit! Muss sich also nicht mehr mit allen anderen Berufstätigen am Samstag von 9-13 Uhr in der Postfiliale treffen, um sein Amazon-Paket abzuholen.

Auch außerhalb des Alltags ist man, wenn man FIRE ist, deutlich flexibler: Man muss seinen Urlaub nicht mehr mit den Kollegen koordinieren oder vom Vorgesetzten genehmigen lassen. 5 Wochen verreisen? Kein Problem mehr! Spontan nach Spanien? Morgen kann es losgehen!

Gefühlte Sicherheit

Rettungsring
Was bedeutet Sicherheit überhaupt?

Für viele Menschen, die nach FIRE streben, steht nicht die Freiheit, sondern Sicherheit im Vordergrund. Diese Motivation ist oft durch negative Erfahrungen in der Vergangenheit oder Kindheit begründet. Wer als Kind miterlebt hat, dass die Eltern unglücklich waren oder miteinander gestritten haben, weil das Geld knapp war, oder bereits einmal eine Phase der Arbeitslosigkeit oder anderen Phasen mit Geldsorgen durchgemacht hat, für den ist ein gut gefülltes Konto bzw. Depot ein sehr beruhigendes Gefühl. Wer weiß, dass er seine Finanzen langfristig im Griff haben wird und nicht mehr darauf angewiesen ist, möglichst schnell wieder einen Job zu finden oder jeden Cent zweimal umzudrehen, der reduziert sein Stresslevel ungemein.

Selbst wenn man bisher keine negativen Erfahrungen gemacht hat, ist es natürlich ein beruhigendes Gefühl, wenn man weiß, dass man für die kleinen und großen Krisen des Lebens zumindest finanziell gut gerüstet ist.

FI als berufliches Sprungbrett

Sprungbrett
Ich bin sehr stolz darauf, schon einmal vom 10-Meter-Turm gesprungen zu sein

Wer seine finanzielle Unabhängigkeit erreicht hat, der muss nicht mehr arbeiten. Aber längst nicht alle hören auch tatsächlich auf oder haben dies überhaupt vor. Tatsächlich gibt es eine Menge Menschen, die nach finanzieller Unabhängigkeit von ihrem (regulären) Arbeitseinkommen streben, um sich selbstständig machen zu können. Mit dem Arbeiten aufhören, um dann als Selbstständiger arbeiten zu können? Das kann durchaus Sinn ergeben, denn der Sprung in die Selbstständigkeit erlaubt selbstbestimmtes Arbeiten, ist aber auf Grund der finanziellen Unwägbarkeiten für die meisten Angestellten mit einem nicht unerheblichen Risiko bzw. Sorgen über das eigene Einkommen und Auskommen verbunden. Eine Selbstständigkeit bzw. Unternehmensgründung nach FI kombiniert als den Wunsch nach Freiheit mit der Sicherheit, finanziell nicht auf das selbstständige Einkommen angewiesen zu sein. Diese Situation kann man auch nutzen, um sich auf Kunst (z.B. als Autor oder Maler), ein Ehrenamt oder auch die Politik zu konzentrieren. FIRE heißt also nicht unbedingt, dass man nur noch die Füße hochlegt und Däumchen dreht.

Meine persönliche Motivation

Freiheit im Vordergrund

Freedom in Neonbuchstaben

Für mich persönlich steht die Freiheit als motivierender Faktor an erster Stelle. Dabei geht es mir gar nicht so sehr darum, möglichst schnell nicht mehr arbeiten zu müssen. Sondern um die Selbstbestimmtheit, was und wie ich arbeiten möchte. Ich könnte mir gut vorstellen, in meiner RE-Zeit weiterhin zu arbeiten (z.B. in einem Ehrenamt oder als Selbstständige), allerdings definitiv nicht mehr mit festen, täglichen Arbeitszeiten. Ich bin eher eine Nachteule und brauche morgens ziemlich lange bis ich einigermaßen geradeaus denken kann. Das passt nicht so gut zu den in Deutschland normalen Büro-Arbeitszeiten, die oft schon um 8 Uhr beginnen. Zum Glück kann ich bei meinem aktuellen Job auch mal um halb 10 Uhr kommen…

FIRE – bedeutet das mehr oder weniger Sicherheit?

Das Thema „Sicherheit“ ist für mich kein Teil meiner Motivation. Vielleicht liegt das daran, dass ich bisher noch nie eine Situation erlebt habe, in der ich in Geldnot war. Somit verbinde ich mit Geld weder ein starkes Gefühl von Sicherheit noch von Unsicherheit. Für mich ist das Thema eher neutral, ohne viele Emotionen.

Allerdings haben „FIRE“ und „Sicherheit“ aus meiner persönlichen Sicht doch etwas miteinander zu tun – nur „andersherum“. Mit Hilfe von Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Simulationen ist es möglich zu berechnen, wie viel Geld man braucht, um in Rente gehen zu können. Das ist die eigene „FIRE-Zahl“ (von den Amerikanern auch „nest egg“ genannt). Diese Rechnungen basieren immer auf Annahmen, die man treffen muss:

  • Wie alt werde ich?
  • Wie verändern sich meine Ausgaben in den nächsten Jahrzehnten?
  • Welche Rendite kann ich durchschnittlich erwarten?
  • Und in welcher Reihenfolge treten diese Renditen auf (Sequence-of-Return-Risk)?
  • Wie wird sich die Inflation entwickeln? Oder die Steuergesetzgebung?
Hund
Dieser Hund sieht auch so aus, als würde er sich viele Sorgen machen

Am Ende wird einem niemand mit 100%-iger Sicherheit sagen können, ob das Geld, das man bisher angespart hat, ausreichen wird, um davon bis an das Lebensende glücklich und ohne finanzielle Sorgen leben zu können. Reichen mir 95% Erfolgswahrscheinlichkeit? Oder möchte ich, dass meine FIRE-Zahl mit 97% Wahrscheinlichkeit ausreicht, um nicht am Lebensende ohne genügend Geld dazustehen oder sich einschränken zu müssen?

Noch habe ich viele Fragezeichen im Kopf, was meine FIRE-Zahl angeht. Es gibt viele Variablen, die man in seinem Modell berücksichtigen kann bzw. sollte. Und für jede dieser Variablen muss man Annahmen treffen.

Am Ende ist also die Entscheidung, mit dem Arbeiten aufzuhören, auch eine Frage des eigenen Sicherheitsbedürfnis. Komplette Sicherheit wird es nämlich nie geben.

One more year Syndrom

Ich bin gespannt, ob mir der Schritt, mit dem Arbeiten aufzuhören, dann tatsächlich schwer fallen wird, wenn ich nah an meiner FIRE-Zahl angekommen bin. Im Moment bin ich da noch positiv gestimmt. Denn ich habe ja noch mehr als 15 Jahre Zeit, mich mit der verbleibenden Restunsicherheit anzufreunden. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Ungeduld am Ende das Sicherheitsbedürfnis überwiegen wird. Und der Ausstieg aus dem Vollzeit-Job muss ja nicht unbedingt den sofortigen Wegfall aller Einnahmen bedeuten. Wir werden sehen – ich halte dich auf dem Laufenden 🙂

Was ist deine Motivation für FIRE? Steht für dich Freiheit oder Sicherheit im Vordergrund? Oder ganz andere Gründe?

5 Replies to “Warum willst du FIRE erreichen? // Motivation”

  1. Wow das sind ja mittlerweile richtig viele Beiträge geworden – mega cool 👌🏻
    Habe mich selbst noch kaum mit der Fire-Thematik beschäftigt, finde deine Gedanken und Recherchen dazu aber sehr interessant.

    Ganz liebe Grüße,
    Tiziana

  2. Kennst du jemanden der F.I.R.E erreicht hat und in D lebt und arbeitet?
    Ich ziehen nach 10 Jahren aus den USA zurueck nach D. In den USA habe ich F.I.R.E als machbar empfunden. In D bin ich Mir unsicher….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert