Wie sieht dein Finanzplan für den Hauskauf aus? // Nebenkosten beim Immobilienerwerb mit Erbpacht

Lesezeit: 14 Minuten

Wie ich in Teil 1 zu unserem Hauskauf geschrieben habe, haben wir durch die Nutzung verschiedener FIRE-Simulationsrechner herausgefunden, dass wir uns ein Haus bis ca. 275.000€ Kaufpreis (ohne Nebenkosten oder Renovierungen) leisten können, ohne unsere Finanzsituation langfristig zu verändern. Durch die Bereitschaft, FIRE um ein Jahr nach hinten zu verschieben, war ein Gesamtbudget von ca. 515.000€ möglich.

Wir wollten allerdings nicht so viel ausgeben und haben uns ein Gesamtbudget von 450.000€ gesetzt. Bei diesem Gesamtbudget kommen Häuser bis maximal 400.000€ Kaufpreis in Frage, da der Rest für die Kaufnebenkosten draufgeht. Dieses Budget kann aber nur ausgereizt werden, wenn wirklich keinerlei Renovierungen, Sanierungen oder Umbauarbeiten nötig wären. Das ist in der Preisklasse unrealistisch. Daher haben wir eher um die 350.000€ Kaufpreis gesucht und sind tatsächlich fündig geworden – sogar in der Stadt statt auf dem Land. Der Kaufpreis war deshalb so niedrig, weil es sich um ein Erbpacht-Grundstück handelt. Dazu gleich mehr.

Nur weil man kann, heißt es nicht, dass man muss: Puffer

Mit der Verschiebung von FIRE ein Jahr in die Zukunft im Vergleich zum ursprünglichen Plan haben wir nach Zahlung der Kaufnebenkosten (Makler, Notar, Ämter) noch bis zu 125.000€ Euro für die Renovierung & Einrichtung der Immobilie, ohne dass sich FIRE noch ein weiteres Jahr in die Zukunft verschiebt. So viel haben wir nicht geplant auszugeben, da wir gerne bei 450.000€ Gesamtbudget bleiben wollten. Aber mehr Puffer ist immer besser als zu wenig.

Zusätzlich hat die hessische Landesregierung 2024 ein neues Förderprogramm aufgelegt, mit dem Erstkäufer von selbst genutzten Immobilien pro Person bis zu 10.000€ Grunderwerbssteuer (gestaffelt ausgezahlt über die nächsten 10 Jahre) zurück bekommen. Auch das ist ein guter Puffer für sicherlich im Laufe der Zeit notwendige Reparaturen und Modernisierungen.

Welchen Einfluss hat die Erbpacht auf unsere Finanzen?

Das Haus, das wir gefunden haben, war auch deswegen vergleichsweise günstig, weil es auf einem Erbpachtgrundstück steht. Bei einer Erbpacht ist man selbst nicht Eigentümer des Grundstücks, sondern nur der Gebäude auf dem Grundstück. In unserem Fall gehört das Grundstück der Stadt. Aber auch Kirchen, Wohltätigkeitsorganisationen oder sogar die Bundesregierung treten in manchen Regionen als Erbpachtgeber auf. Für die Nutzung des Erbpachtgrundstücks zahlt man eine Art Miete, die teilweise lächerlich gering ist (bei alten Verträgen), teilweise aber auch schon recht hoch.

Wir zahlen z.B. derzeit 480€ pro Monat an Erbpacht. Meine Oma zahlt für ihr Grundstück auf Grund eines Altvertrags nur ca. 130€ im Jahr. Allerdings läuft ihr Vertrag auch „schon“ in 30 Jahren aus, was für sie als über 90-Jährige nicht weiter Besorgnis erregend ist. Für uns als junge Menschen wäre das schlecht.

Was passiert, wenn ein Erbpachtvertrag ausläuft?

Denn wenn ein Erbpachtvertrag ausläuft, kann der Erbpachtgeber, also z.B. die Stadt, (gegen Zahlung einer Entschädigung) von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen und die Immobilie abreißen, z.B. um dort eine andere Art Nutzung zu ermöglichen (ein Mehrfamilienhaus, ein Gewerbegebiet, etc.).

Außerdem wird am Ende der Vertragslaufzeit auch auf jeden Fall der „Erbpachtzins“ angepasst, also die monatliche Miete, die man für das Grundstück zahlen muss. Je nach Erbpacht-Vertrag kann die Zahlung auch vor Ende der Laufzeit angepasst werden. Bei uns ist dies z.B. alle 5 Jahre möglich und an die Inflation gekoppelt. Meine Oma hat seit dem Hausbau in den 50ern noch kaum Erhöhungen gehabt.

Erbpacht ist nicht gleich Erbpacht

Bei einem Erbpachtgrundstück kommt es immer auf die genauen Konditionen an:

  • Wie lange läuft der aktuelle Erbpacht-Vertrag noch?
  • Wie hoch ist der aktuelle Erbpacht-Zins, den man zahlen muss?
  • Wie häufig und nach welchen Regeln kann dieser erhöht werden?

Der Erbpachtvertrag für das Grundstück, auf dem unser Haus steht, läuft noch bis 2090, also bis wir 100 Jahre alt sind. Das erscheint mir doch ausreichend lange, denn mit 100 wohne ich wahrscheinlich nicht mehr so gerne in einem Haus mit 3 Treppen & 4 Stockwerken 😉

Außerdem sollte man das Risiko einer „Enteignung“ (mit Entschädigungszahlung) am Ende der Vertragslaufzeit durch den Erbpachtgeber auch nicht überschätzen. Gerade in reinen Wohngebieten ist es gar nicht so wahrscheinlich, dass eine andere Nutzung des Grundstücks durch den Erbpachtgeber überhaupt gewünscht ist. Die Chance ist noch einmal deutlich geringer, wenn die umliegenden Grundstücke nicht alle die gleiche Vertragslaufzeit haben. Denn was soll die Stadt mit einem kleinen Grundstück irgendwo mittendrin anfangen? Nur bei Erbpacht-Wohngebieten, bei denen alle Erbpachtverträge zu einem fest definierten Zeitraum alle gleichzeitig enden, würde ich persönlich vorsichtig sein, wenn die Laufzeit tatsächlich bald ausläuft. Denn hier lohnt sich eine Umnutzung des Gebiets, z.B. als Industriegebiet, für den Erbpachtgeber möglicherweise tatsächlich. Das gibt es z.B. im Frankfurter Stadtteil Goldstein, allerdings laufen die Erbpachten dort auch erst im Jahr 2111 aus.

Was sind die Nachteile eines Erbpachtgrundstücks?

Der größte Nachteil an einem Erbpachtgrundstück (neben der Erbpachtzins-Zahlung selbst) ist sicherlich, dass der Wiederverkaufswert der Immobilie mit Näherrücken des Erbpachtvertragsende sinkt. Da ich meine Immobilie nicht als Investition betrachte, fällt dieser Nachteil für mich persönlich nicht ins Gewicht.

Natürlich müssen wir die monatliche Erbpachtzahlung auch in unserem Finanzplan berücksichtigen. Statt eine Kaltmiete von 17.760€ zu zahlen, zahlen wir in Zukunft 12.000€ als Kreditrate an die Bank und ca. 5.750€ an die Stadt als Erbpacht. Die 12.000€ Kreditrate werden in 10 Jahren (also noch vor dem erhofften Beginn von FIRE) wegfallen und senken damit unser Ausgabenniveau dauerhaft. Die Erbpachtzahlung hingegen wird auch in Zukunft bleiben und weiter ansteigen (da sie alle 5 Jahre angepasst werden kann & wahrscheinlich auch wird). Es ist also ein bisschen wie eine „Mini-Miete“ für unser Grundstück.

In Summe zahlen wir also jetzt genauso viel an Kreditrate und Erbpacht zusammen wie vorher unsere Kaltmiete. Damit ist der Puffer für eventuell erhöhte Nebenkosten, mit dem ich zuerst gerechnet hatte, doch wieder weggefallen und statt 15.000€ langfristige Ersparnis sind es nur 12.000€, die nach Abzahlung des Kredits wegfallen.

Doch auch mit diesen Zahlen hat der FIRE-Simulationsrechner uns immer noch eine 100% Chance für FIRE 2036 prognostiziert. Für FIRE 2035, was der ursprüngliche Plan war, sinkt die Chance bei diesen Parametern auf 94%. Klingt jetzt auch nicht schlecht. Und wer kann heute schon die Zukunft in 10+ Jahren voraussehen?

Tausche Depot gegen Eigenheim

Wie ich in meinem Jahresrückblick bereits erläutert habe, habe ich 2024 etwa ein Drittel meines Aktienvermögens aus den Depots abgezogen und auf das Hauskonto verschoben. Ein Großteil der Verkäufe kam aus dem Onvista-Depot, das ich sowieso schließen musste. Aber um eine ausgeglichene regionale Verteilung zu erhalten, habe ich auch aus dem ING Depot einiges verkauft und anschließend die Reste von Onvista zur ING übertragen. Im Gegensatz zu manchen anderen Finanzbloggern hatte ich mit dem Depotübertrag keinerlei Probleme. Es ging alles schnell innerhalb weniger Tage und – soweit ich das beurteilen kann – auch problemlos. Das kann natürlich daran liegen, dass Onvista durch die Schließung des Geschäftsbetriebs sowieso gerade ausschließlich mit Depotüberträgen beschäftigt war und daher darin genug Übung hatte.

Der ganze Prozess der Verkäufe und des Übertrags der verbleibenden Aktien hat etwa von Mitte September (da hatten wir den Kaufvertrag beim Notar unterzeichnet) bis Anfang November gedauert – und in dem Zeitraum war ich sogar noch 3 Wochen in Japan im Urlaub. Der vereinbarte Zeitpunkt für die Zahlung des Kaufpreises und die Übergabe des Hauses war um Weihnachten herum bzw. zum Jahreswechsel. Das Eigenkapital für den Hauskauf lag von September bis zur Zahlung im Dezember durch ein Neukundenangebot auf einem gut verzinsten Tagesgeldkonto, sodass über 2.000€ Zinsen zusammengekommen sind, die unser ursprüngliches Renovierungsbudget noch etwas erhöht haben 🙂

Der unerwartet größte Nachteil an einem Erbpachtgrundstück: man muss sich für den Kauf mit einem Amt herumschlagen

Es war ein recht nervenaufreibender Prozess, die Finanzierung von der Bank rechtzeitig zum vereinbarten Zahlungszeitpunkt zu erhalten. Auch weil durch die Weihnachtsfeiertage für mich ein wenig unklar war, wann unsere Unterlagen allerspätestens vorliegen müssen. Das lag überhaupt nicht an der Bank oder am Notar, die beide wirklich super schnell gearbeitet haben. Nein, alle nervigen Verzögerungen lagen zu 100% an der Stadt als Erbpachtgeberin.

Wir hatten alle benötigten Unterlagen noch vor unserem Japanurlaub direkt Ende September eingereicht. Da wir Anfang November immer noch nichts vom Bauamt gehört hatten, haben wir mal freundlich nachgefragt. Als Antwort wurden die gleichen Unterlagen nochmal angefordert. Nachdem wir freundlich darauf hingewiesen haben, dass diese IN DIESEM E-MAILVERLAUF alle bereits angehangen worden waren, hieß es „Okay, alles geprüft, geht Mittwoch raus“. Aus „geht Mittwoch raus“ wurden dann 4 Wochen.

Freitag, der 13.

Am 13. Dezember, einem Freitag, versuchte ich – nach mehreren unbeantworteten E-Mails – die zuständige Sachbearbeiterin per Telefon zu erreichen. Leider ging sie nicht dran. Also habe ich es noch einmal auf der allgemeinen Rufnummer für das Bauamt probiert, da ja vielleicht auch ein Kollege oder eine Kollegin uns helfen könnte mit einem Status-Update. Als sich bei diesem Anrufversuch jemand mit Namen meldete, war ich so perplex, dass ich kurz vergaß, was ich eigentlich sagen wollte. Da war nämlich gerade unsere Sachbearbeiterin drangegangen, die wir nur eine Minute vorher nicht hatten erreichen können!

Ihre Auskunft: Ja, unsere Unterlagen würden gerade bei einer Kollegin auf dem Schreibtisch liegen zur finalen Prüfung. Ob sie nochmal anrufen sollte, wenn sie fertig seien, damit ich sie abholen kann? – Ja!!! Natürlich, sehr gerne.

Dieses Gespräch war morgens um 10 Uhr. Als wartete ich den ganzen Tag auf ihren Anruf. Um mich vor der Enttäuschung zu bewahren, meinte Christoph am Freitagnachmittag gegen 15 Uhr, dass ich mich besser schon einmal darauf einstellen sollte, dass sie nicht mehr anrufen würde – ich meine, welches deutsche Amt arbeitet am Freitag um 15 Uhr noch? Er hatte wahrscheinlich recht.

Als ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte…

Keine Ahnung, warum ich trotz der vorherigen schlechten Erfahrungen mit wochenlangen Verzögerungen überhaupt noch Hoffnung hatte, aber tatsächlich rief die Sachbearbeiterin um 15:30 Uhr noch an mit der Nachricht, ich könnte die Dokumente nun endlich abholen. Allerdings hatte das Amt nur noch bis 16:15 geöffnet. Zum Glück wohnten wir damals sehr nah dieses Amts, sodass ich sogar noch vor 16 Uhr vor Ort war, dann etwa 5 Minuten mit einem etwas verwirrten, externen Empfangsmitarbeiter zu diskutieren hatte (so häufig kommen wohl am Freitag um 16 Uhr keine Besucher mehr zum Bauamt), aber am Ende tatsächlich doch noch meine Dokumente in der Hand hielt, damit zum Notar düsen konnte, der sie ebenfalls noch am späten Nachmittag unterschreiben konnte, sodass sie am Montag vor Weihnachten gerade noch pünktlich bei der Bank abgegeben werden konnten. Am 19. Dezember war endlich klar: alles wird rechtzeitig klappen! Eins der besten Weihnachtsgeschenke 2024 🙂

Ich drückte also für den Eigenkapital-Teil des Kaufpreises ebenfalls am 19. Dezember auf „überweisen“, damit das Geld pünktlich zum vereinbarten Übergabetermin am 2. Januar auf dem Konto des Verkäufers ankommen würde. Den Schlüssel haben wir dann sogar schon am 30. Dezember bekommen und sind – nach kurzer Renovierungsphase – am 24. Januar 2025 eingezogen.

Erster Rückblick: wie gut war der ursprüngliche Finanzplan?

Es hat einige Monate gedauert, bis alle Ämter sich gemeldet hatten und überall der Eigentümerwechsel korrekt hinterlegt war. Wir haben überall Lastschriftmandate hinterlegt und überweisen unsere bisherige Warmmiete statt an unsere Ex-Vermieterin jetzt an uns selbst auf ein neu eingerichtetes Haus-Gemeinschaftskonto. Von diesem Konto gehen alle Hauskosten ab, also:

  • Rate für die Hypothek
  • Erbpacht (vierteljährlich)
  • Müll & Straßenreinigung
  • Wasser
  • Abwasser
  • Strom (derzeit noch auf einem anderen Konto)
  • Grundsteuer (zahlen wir erst ab nächstem Jahr, da immer der zahlt, der das Haus am 1.1. juristisch gesehen besessen hat)
  • Wohngebäudeversicherung inkl. Elementarschadenversicherung (zahle ich direkt bei meinem Arbeitgeber durch Verrechnung mit dem Gehalt)
  • Schornsteinfeger

Die erste Erbpachtzahlung wurde erst im Juni eingezogen, gleich für 9 Monate zusammen. Jetzt ab Oktober zahlen wir die Erbpacht immer vierteljährlich im Voraus. Inzwischen haben wir also einen guten Überblick über die regelmäßigen Nebenkosten und können diese mit unseren bisherigen Nebenkosten in der Mietwohnung vergleichen. Tatsächlich zahlen wir in unserem Haus jetzt monatlich etwa 50€ weniger Nebenkosten als vorher in der (kleineren) Wohnung (in einem Mehrfamilienhaus mit Baujahr 2015, wo also eigentlich nicht ständig hohe Nebenkosten anfallen sollten). Unsere Ex-Vermieterin hat uns neulich zur Verringerung des Abschiedsschmerzes 😉 auch noch eine Nebenkostennachzahlung für 2024 geschickt -.-

Zwischenfazit zu den Nebenkosten

In soweit ist der Finanzplan bei den Nebenkosten also schon einmal gut aufgegangen. Unseren Kredit tilgen wir mit einem anfänglichen Tilgungssatz von 9% bei einem effektiven Zinssatz von 3,14% p.a. Derzeit planen wir keine Sondertilgungen, haben aber das Recht pro Jahr bis zu 5.000€ zusätzlich einzuzahlen. Am Ende der Sollzinsbindung von 10 Jahren wird der Kredit auch nach aktuellem Plan komplett abgezahlt sein, sodass wir keine Anschlussfinanzierung benötigen. Mit einer Kreditrate von 1.002€ haben wir uns hier also in Summe mit der Erbpacht und den Nebenkosten nichts aufgebürdet, was wir nicht schon vorher an Miete bezahlt haben.

Bringt ein Haus also keinerlei höhere Kosten mit sich? Ein klares Jein

Mit dem Gesamtbudget, das wir uns selbst gesetzt hatten, sind wir bisher recht gut hingekommen, um die Arbeit durchzuführen (oder durchführen zu lassen), die wir uns auch vorgenommen hatten. Der Teufel steckt eher im Detail. Christoph hat z.B. gerade eine neue Teleskop-Heckenschere gekauft. Die ist mit 150€ natürlich nichts im Vergleich zum Hauskaufbudget, aber Kleinvieh macht eben auch Mist. Wir haben die ersten paar Monate wirklich jede Ausgabe für das Haus aufgeschrieben und kategorisiert: a) Kaufnebenkosten und Umzug, b) Renovierung und c) Einrichtung.

a) Kaufnebenkosten und Umzug

An den Kosten aus der ersten Kategorien können wir größtenteils nichts ändern: Maklerkosten, Grunderwerbssteuer, Notar- und Amtsgebühren sind als Prozentsatz festgelegt und hängen vom Kaufpreis ab. Für den Umzug haben wir uns für 1.250€ ein Umzugsunternehmen gegönnt, dass alle Möbel ab- und wieder aufgebaut hat und sogar alles Geschirr in ordentliches Packpapier sauber verpackt hat. Nach dem letzten Umzug mit von einem Internet-Startup vermittelten Gaunern, die Teile unseres Umzugsgut zerbrochen und andere Teile geklaut haben, habe ich diesmal im Freundeskreis nach Empfehlungen gefragt und war äußerst zufrieden.

In der Regel liest man im Internet die Faustformel, dass man (in Hessen) 12,5% des Kaufpreises einer Immobilie für die Kaufnebenkosten zurücklegen sollte. Das hat bei uns auch ungefähr gepasst. Die reinen, unvermeidbaren Gebühren ohne Umzugsunternehmen lagen bei 12,8%, was vielleicht durch die Besonderheiten der Erbpacht einen Ticken höher war.

b) Renovierung

Weitere 15% des Kaufpreises haben wir für die Renovierung des Hauses ausgegeben. Das sind vor allen Dingen zwei große Posten: wir haben das gesamte Haus vor dem Einzug streichen lassen und in 3 Räumen im Obergeschoss das alte Laminat durch Parkett ersetzen lassen. Das hätte man mit viel Zeit & Muße sicherlich alles auch selbst machen können. Da ich aber handwerklich noch gar nicht geübt bin und insgesamt für die Renovierung nur 3 Wochen Zeit waren vor dem Umzug war ich froh durch Empfehlungen eine sehr zuverlässige und gut arbeitende Handwerksfirma gefunden zu haben, die gerade in dem Moment fertig wurden mit den letzten Arbeiten als der Umzugswagen vor das Haus gerollt ist. Das nenne ich mal just in time.

Zudem haben wir die über 20 Jahre alte Ölheizung gegen eine Wärmepumpe getauscht und auf dem Dach PV-Module installiert. Das ist für mich eine Investition in die Zukunft, die bei strenger Betrachtung nicht unbedingt sofort notwendig gewesen wäre. Wenn man schon mal dabei ist, machte es für mich Sinn auch einen Batteriespeicher mit Notstromoption und eine Wallbox für mein Hybrid-Auto installieren zu lassen. Einen echten „Business Case“ dafür habe ich jedoch nicht aufgestellt – und hätte ich auch gar nicht gekonnt, da mir die Vergleichswerte beim Energieverbrauch fehlen. Die Verbrauchswerte unserer Vorbesitzer lassen sich dafür nicht wirklich heranziehen, da die beiden Wochenendpendler waren, sodass der Strom- und Heizverbrauch höchstwahrscheinlich deutlich niedriger war als bei uns, die Vollzeit im Haus leben.

Und was ist mit dem Rest?

Weitere Renovierungen sind derzeit nicht geplant. Das Dach und die Fenster wurden bereits von den Vorbesitzern 2011 erneuert. Die Stromleitungen und Verkabelung kommt wohl aus den 80ern oder 90ern, jedenfalls zum Glück nicht aus dem Baujahr. Und eine Fassadendämmung ist derzeit so teuer, dass sich diese Maßnahme wirtschaftlich nicht lohnt. Somit sind für mich derzeit alle größeren Posten, die so auf einen zukommen können bei einem älteren Haus, erstmal mental abgehakt.

Obwohl es natürlich jederzeit sein kann, dass doch noch Überraschungen schlummern oder sich plötzlich Handlungsbedarf ergibt. Dafür wäre aktuell kein Budget mehr verfügbar, da wir durch die Renovierungen inzwischen unser geplantes Renovierungsbudget ausgegeben haben. Um langfristig wieder einen Puffer aufzubauen, sparen wir einerseits 200€ jeden Monat und anderseits die 2.000€ pro Jahr, die uns das Land Hessen über die Hessengeld-Förderung überweist. In 10 Jahren kommen so 44.000€ zusammen, was aus meiner Sicht schon wieder ein respektabler Puffer ist für alle möglichen Unabwägbarkeiten. Und wenn bereits vorher etwas passiert, was das bis dahin angesparte Budget übersteigt, aber nicht von einer Versicherung abgedeckt ist, haben wir im Nofall ja auch noch persönliche Rücklagen durch unsere FIRE-Depots. Also eine Luxussituation im Vergleich zu vielen Hauskäufern, bei denen die Finanzierung wirklich Spitz auf Knopf geplant ist.

c) Einrichtung

In der Kategorie Einrichtung besteht definitiv die größte Chance für ungeplante Kostensteigerungen. Wenn man in eine größere Wohnung / Haus zieht, braucht man dann wirklich mehr Möbel? Für uns gab es einen Einrichtungsgegenstand, den wir definitiv brauchten, da unsere bisherige Wohnung zwei sehr große Einbauschränke hatte, die wir natürlich nicht mitnehmen konnten – das deutet ja schon das Wort Einbauschrank an 😉 Jetzt kann man sich natürlich für 150€ bei IKEA den günstigsten Kleiderschrank kaufen und selbst aufbauen. Oder man macht es wie wir und gibt 4.600€ aus, um einen 3 Meter breiten, selbst konfigurierten Kleiderschrank mit Glastüren geliefert und aufgebaut zu bekommen 😉

Im Gegenzug für diesen Luxus habe ich fast alle anderen Einrichtungsgegenstände, die wir noch brauchten, hauptsächlich auf Kleinanzeigen ergattert. Mir macht die Suche nach dem perfekten Teil total Spaß. Wenn ich dann auch noch ein Schnäppchen machen kann, freue ich mich umso mehr.

So habe ich z.B. für mein Büro noch ein Regal gesucht, das unter die Dachschräge passt. Ich hatte zwei verschiedene Modelle / Größen bei Amazon im Auge und habe dann zufällig das kleinere davon bei Kleinanzeigen gefunden. Ohne eine einzige Macke wie neu, praktischerweise bereits aufgebaut und für 35€ statt 129€.

Kleinanzeigen-Queen

Ich habe auch insgesamt 775€ durch Verkäufe über Kleinanzeigen generiert, davon 275€ allein mit den Gegenständen, die uns die Vorbesitzer des Hauses noch dagelassen hatten. Ich hätte es auch einfach alles wegschmeißen können, aber hatte mir selbst eine kleine Challenge daraus gemacht, den (überwiegend recht hässlichen) Deko-Kram noch zu versilbern. Ein wirklich scheußlich aussehendes, sauschweres Garten-Monster aus angemaltem Beton hat mir gemeinsam mit anderer Garten-Deko, die ich nicht behalten wollte, immerhin noch 50€ gebracht. Hätte ich diese Betonskulptur entsorgen wollen, hätte ich wahrscheinlich sogar noch Geld dafür bezahlen müssen, da alles aus Beton als Bauschutt klassifiziert wird, den man nicht kostenlos entsorgen darf.

Mir war es wichtig, das vorher festgelegte Nebenkosten- und Renovierungsbudget nicht unabsichtlich für irgendwelchen Deko-Schnickschnack auszugeben, sodass ich all diese Haus-related Ausgaben in den ersten 6 Monaten sehr genau in einer Liste getracked habe. Das hat als Disziplinierungsmaßnahme gegen Budgetschwund auch gut geklappt.

Und wie geht es weiter?

Natürlich kaufen wir auch jetzt noch manchmal etwas neues für die Einrichtung, z.B. neue Zimmerpflanzen oder ein Werkzeug, das wir nicht ausleihen können oder wollen. Aber das bezahlen wir inzwischen – wie vorher auch – aus dem ganz normalen monatlichen Haushaltskostenbudget, aus dem auch Lebensmittel und Restaurantbesuche bezahlt werden, und nicht mehr aus dem letztes Jahr extra eingerichteten „Hauskaufbudget“. Wir haben die ersten 6 Monate dieses Jahres durch das Haus bzw. die Einrichtung und Renovierung definitiv monatlich ein bisschen mehr ausgegeben als im Vergleichszeitraum ein Jahr vorher. Aber wenn ich von „ein bisschen mehr“ rede, dann geht es um Beträge von unter 200€ im Monat, also im Vergleich zu unserem Monatsbudget auf dem Haushaltskonto um 5%. Das könnte auch ehrlicherweise einfach die Inflation von Lebensmittelpreisen und Restaurantbesuchen sein und damit gar keine Verbindung zum Hauskauf haben.

Fazit: Finanzplan passt!

Ich würde mit dem Wissen aus den ersten 9 Monaten also in Summe sagen, dass unser Finanzplan zum Hauskauf sehr gut aufgegangen ist. Welcher Einfluss sich wirklich auf unseren FIRE-Zeitpunkt ergibt, kann ich heute natürlich noch nicht sagen. Dazu ist der Zeitraum mit 10+ Jahren einfach noch zu lang. Einen kleinen Vorteil hat der Hauskauf auf jeden Fall in Bezug auf den Weg zu FIRE: Manche Meilensteine im Depot können wir jetzt einfach nochmal feiern 😉

Welche Fragen hast du noch zur finanziellen Seite unseres Hauskaufs? Wie detailliert war dein Finanzplan für den Immobilienerwerb? Oder war der Eigenheimkauf doch eher eine Bauchentscheidung? Bist du gut mit deinem vorher gesetzten Renovierungsbudget zurecht gekommen? Welche Kosten haben dich beim Hauskauf am meisten überrascht oder genervt? Interessiert dich eine noch genauere Aufstellung der Kaufnebenkosten oder Renovierungskosten?

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