Wie lief dein No Spend Year? // Erfahrungsbericht zu meiner Konsumauszeit

Erfahrungsbericht No Spend Year 2022
Lesezeit: 11 Minuten

Anfang letzten Jahres hatte ich mir vorgenommen, ein Jahr lang keine neuen Dinge zu kaufen. Ich wollte mein No Spend Year dazu nutzen, ein noch bewussteres Konsumverhalten zu entwickeln: Mehr Käufe zu hinterfragen und noch weniger impulsiv oder aus Langeweile zu shoppen. Finanzielle Gründe, also der Wunsch zu sparen, stand für mich nicht im Vordergrund bei diesem Plan.

Im Juli hatte ich schon einmal ein detailliertes Zwischenupdate zu meinen Käufen im ersten Halbjahr gegeben. Jetzt möchte ich gesamthaft auf das Jahr zurückblicken und meine Erkenntnisse zum No Spend Year reflektieren.

Wie viele Dinge hast du 2022 gekauft?

Im Durchschnitt habe ich weniger als einen Gegenstand pro Monat gekauft. Im Februar, April und September habe ich sogar gar nichts aus den Kategorien gekauft, die ich mir selbst für das No Spend Year vorgenommen hatte. Geschenke für andere waren von der Challenge ausgenommen.

Zu den bereits im Zwischenupdate genannten Dingen kamen noch fünfeinhalb Dinge hinzu:

  • Die billigen Kopfhörer, die ich mir im August schnell in der Mittagspause im Rewe geholt habe, sind direkt wieder kaputt gegangen nach einem Monat, sodass ich im Oktober noch einmal neue Kopfhörer kaufen musste.
  • Einen regnerischen Tag in unserem Amerika-Urlaub haben wir im Outlet verbracht, wo ich mir endlich eine weitere Jeans und ein paar Sneaker, die ich schon lange haben wollte, gekauft habe.
  • Im November kamen noch ein paar plüschig-warme Hausschuhe von Aldi dazu, um beim Heizen dieses Jahr (patriotisch?) sparen zu können.
  • Anfang Dezember erhielt ich eine E-Mail von der Zalando Zircle App, die ich zuerst für einen Phishing-Versuch hielt. Ungefragt erhielt ich einen Gutschein-/Guthabencode, den ich „am besten direkt durch Klick auf den enthaltenen Link in meinem Zalando-Konto hinterlegen“ sollte. Klang erstmal verdächtig, aber tatsächlich konnte ich den in der E-Mail angegebenen Code in der separat über den Browser aufgerufenen Zalando-Webseite in meinem Kundenkonto als Guthaben hinterlegen. So war ich unverhofft 76,25 Euro reicher, von denen ich mir dann neue Schneestiefel/Moon Boots gekauft habe (quasi ohne Geld auszugeben). Perfectes Timing, denn einen Tag nachdem die Schuhe angekommen waren, war es super kalt und der Boden eisig-rutschig. Ich habe mich übrigens nach ein paar Tagen doch noch erinnert, woher dieses unverhoffte Guthaben kam: Bei meinem Umzug im Sommer 2019 hatte ich viele ausgemistete Kleidungsstücke und Schuhe an Zalando verkauft und dafür – anscheinend – Einkaufsguthaben erhalten, das ich aber komplett wieder vergessen hatte…

Ausmist-Challenge

Bei meiner Zwischenbilanz im Juli hatte ich schon vorausgesagt, dass ich wahrscheinlich noch einige Kleidungsstücke kaufen würde. Tatsächlich habe ich mich in der Kategorie „Business Kleidung“, in der ich ebenfalls dachte, ich bräuchte bald ein paar neue Sachen, dann doch zurückgehalten. Irgendwie hat mich der Challenge-Charakter des No Spend Jahres gereizt, sodass ich wirklich ein ganzes Jahr ohne Käufe durchhalten wollte.

Rückblickend kann ich sagen: Zum Glück! Denn im Januar & Februar habe ich an mein No Spend Year noch eine Ausmist-Challenge angeschlossen. Dabei habe ich einige alte Anzüge wiederentdeckt, die ich als „passen nicht gut“ in meinem Kopf abgespeichert hatte. Daher waren sie in einen anderen, wenig genutzten Schrank verbannt worden. Durch das noch einmal Anprobieren im Rahmen der Ausmist-Challenge habe ich bemerkt, dass diese Kleidungsstücke völlig in Ordnung sind. So sind sie jetzt wieder Teil meines regulären Kleiderschranks geworden. Ich nehme an, das ist mit dem Spruch shop your own closet gemeint?

Jetzt im Februar 2023 habe ich dann aber doch noch meinen Business-Kleiderschrank wieder etwas aufgefüllt und fünf neue Blusen gekauft. Zwei Paar Schuhe möchte ich in der nächsten Zeit auch noch eins-zu-eins ersetzen. Gleichzeitig habe ich aber durch die Ausmist-Challenge auch viel aussortiert, sodass der Kleiderschrank heute sogar deutlich leerer ist als vorher.

Wie funktioniert eine Ausmist-Challenge?

Valentina von Minimal-Frugal hatte im Dezember 2021 einen Ausmist-Adventskalender gestartet, bei der sie jeden Tag einen Gegenstand mehr aussortiert hat. Also ein Ding am ersten Tag, zwei am zweiten und so weiter. Am Heiligabend – also nach 24 Tagen – sind dann 300 Gegenstände aussortiert.

Nachdem ich mich durch mein No Spend Year das ganze Jahr über sehr viel intensiver damit beschäftigt hatte, was sich schon in meinem Kleiderschrank befand, wusste ich, dass Aussortieren auch in meinen Schränken dringend nötig war. Denn trotz der Kauf-Einschränkung zog ich viele der Kleidungsstücke und Schuhe in meinem Schrank gar nicht an. Im Januar hatte ich zum ersten Mal seit Jahren einen Pulli mit meinem Uni-Logo drauf an, der ganz eindeutig für mich zu kurze Ärmel hatte. Als Sventja vom Rich-Bitch-Project dann zu einer Ausmist-Challenge ab 15. Januar aufrief, fühlte ich mich sofort angesprochen. Jeden Tag einen Gegenstand mehr ausmisten als am Vortrag – und dann mal schauen, wie lange ich durchhalten würde. Den Tag 1 hatte ich dank des Uni-Pullis ja direkt erledigt.

Challenge accepted aaaand completed!

Tatsächlich – und ich habe zwischendurch selbst nicht daran geglaubt – habe ich die Challenge die ganzen 24 Tage durchgehalten. Über 300 Dinge habe ich aussortiert, darunter Kleidung, Schuhe, Drogerieartikel, Elektrogeräte und ganz viel Krimskrams. Das Ganze habe ich Tag für Tag in meinen Instagram-Stories dokumentiert.

Das Format der Challenge hat mir sehr gut gefallen. Um das jeweilige Tagesziel zu erreichen, reicht es am Anfang, wenige Artikel zu finden. So steht man nicht direkt vor einer riesiegen Aufgabe. Ich konnte mich Stück für Stück und Tag für Tag durch die verschiedenen Schränke meiner Wohnung arbeiten. Manchmal fand ich an einem Ort genug zum Aussortieren, dass es direkt für zwei Tage gereicht hat. Manchmal bin ich nach ein paar Tagen auch wieder zurück gegangen, weil ich von einem Gegenstand, bei dem ich mich vorher nicht entscheiden konnte, mit etwas Abstand und nach ein paar Mal darüber schlafen doch ohne Probleme Abschied nehmen konnte.

Ausmisten & Aufräumen fühlt sich richtig gut an

Laut verschiedener Quellen besitzt ein deutscher Haushalt wohl durchschnittlich 10.000 Gegenstände. Ob die Zahlen stimmen, kann ich leider nicht beim statistischen Bundesamt verifizieren, aber die Größenordnung überrascht mich dann doch. Geht man davon aus, dass mir in unserem Zweipersonenhaushalt etwa 50% der Gegenstände für die Ausmistchallenge zur Verfügung standen (denn vieles wie Kühlschrank, Fernseher und Sofa gehört mir nicht alleine), dann habe ich ca. 6% meines Besitzes in nur 24 Tagen aussortiert. Dabei habe ich gar nicht besonders rigoros aussortiert. Da wäre in vielen Kategorien noch mehr gegangen, z.B. bei Ohrringen, die ich kaum trage, oder im Medikamentenschrank, wo sicherlich 80% der Medikamente bereits abgelaufen sind. 🙈

Ein super Nebeneffekt der Ausmist-Challenge war für mich, dass ich in diesen 24 Tagen so gut wie jedes Teil einmal in der Hand hatte. Vieles habe ich für mich wiederentdeckt, manches aufgeräumt oder umgeräumt an einen logischeren Platz. Das fühlt sich gut an, leicht & mit neuer Übersicht, was wo liegt.

Einzige Ausnahme: Aspirational-Spending-Reminder

Die einzigen negativen Emotionen beim Ausmisten hatte ich in Bezug auf einige Erinnerungen an kreative Projekte: Halb angefangenen, aber nie zu Ende gebracht – und jetzt teilweise zu Müll geworden. Je mehr ich über diese Gegenstände und meine Reaktion auf sie nachgedacht habe, desto mehr wurde mir klar, dass Aspirational Spending eine große Rolle spielt, warum mir das Ausmisten hier besonders schwer fiel bzw. negative Emotionen erzeugte.

Ich möchte gerne ein kreativer, künstlerischer Mensch sein. Daher habe ich mir z.B. ein Malen-nach-Zahlen oder Scratch-Art gekauft oder als Geschenk gewünscht. Ich bin aber (noch) nicht gut genug bei der Ausführung, um ein so ästethisches Ergebnis zu produzieren, wie ich es mir wünsche. Mir macht die Arbeit an dem Werk dann doch weniger Spaß als ich angenommen hatte, da bereits nach der Hälfte der Arbeit absehbar ist, dass das fertige Werk von meinen (zu hohen) Erwartungen abweichen wird. Also verliere ich die Lust, gebe auf – und werde so natürlich auch nicht besser. Übung macht den Meister.

Recyclen, Verkaufen & Verschenken

Müll wie leere Verpackungen und Kosmetikreste wanderten bei der Ausmist-Challenge natürlich direkt in die Restmüll- oder Papiertonne. Die aussortierte Kleidung und Schuhe habe ich entweder zum Recycling gegeben oder auf Vinted zum Verkauf eingestellt.

Dabei habe ich bewusst sehr niedrige Preise gewählt, weil es mir nicht darum geht, viel Geld mit dem Ausmisten zu verdienen. Ich freue mich einfach, wenn gut erhaltene Kleidungsstücke und wenig getragene Schuhe noch einen zweiten Besitzer finden, dem sie eine Freude machen. Ein paar Elektrogeräte habe ich auf Ebay und Kleinanzeigen inseriert und verkauft.

Den Großteil der anderen aussortierten Dinge, die nicht offensichtlicher Müll waren, habe ich in meiner lokalen Free Your Stuff-Facebook-Gruppe zum Verschenken eingestellt. Es ist doch immer erstaunlich, worüber sich andere noch freuen, was man selbst wegwerfen wollte. Zum Beispiel habe ich vier USB-Sticks mit wenig Speicherplatz aussortiert – wer nutzt heutzutage schon noch USB-Sticks? Tja, falsch gedacht – die waren super beliebt! Auch mit aussortierten Audiokabeln, für dich ich keine Verwendung mehr habe, konnte ich jemandem eine Freude machen, dessen eigene Kabel gerade kaputt gegangen waren.

Mit dem Verkauf der gut erhaltenen Kleidung & Schuhe sowie einiger nicht mehr benötigter Elektroartikel (ca. 10 Artikel in Summe) habe ich bisher tatsächlich fast 100 Euro nebenbei eingenomen. Das Inserieren, Kommunizieren & Versenden ist ziemlich viel Aufwand, sodass der Verkauf kaum lohnenswert ist, wenn man es rein finanziell betrachtet. Aber aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten lohnt es sich immer, noch eine zweite Heimat zu suchen für gut Erhaltenes. Ca. 25 weitere Artikel haben durch die Verschenken-Gruppen einen neuen Besitzer gefunden. Einige der Gegenstände (z.B. alte Handys und Sonnenbrillen) habe ich in die Recyclingstation bei meinem Arbeitgeber gebracht. Weitere ca. 10 Gegenstände warten noch auf einen Interessenten. Am Ende könnten so immerhin ca. 25% der aussortierten Dinge eine zweite Chance bekommen 🙂

Aufbrauch-Challenge

Im Januar 2022, als ich das No Spend Year gestartet habe, hatte ich mir gleichzeitig eine Aufbrauch-Challenge gesetzt, weil es mich gestört hat, dass ich viele Produkte doppelt und dreifach hatte:

Anfang des Jahres besaß ich kurzzeitig 6 verschiedene Duschgels, von denen zwei fast leer waren, eins halbvoll und 3 noch unbenutzt. Ich will also erst dann wieder ein neues Duschgel kaufen, wenn die vorhandenen alle sind.

Meine Begründung für die Aufbrauch-Challenge aus dem Januar 2022

Tatsächlich habe ich innerhalb der ersten paar Wochen auch sehr zügig Fortschritte dabei gemacht, doppelt angeschaffte Produkte erst aufzubrauchen, bevor ich neue kaufe. Ungefähr im April habe ich aber bemerkt, dass das Problem eigentlich ein anderes ist: Viele der Produkte, die im Badezimmerschrank stehen, nutze ich gar nicht. Dass ich mal zwischendurch drei Duschgels zuhause habe ist nicht schlimm, weil ich früher oder später alle Duschgels nutze. Dass ich 3 Bodylotions habe (alle geschenkt bekommen!), nervt mehr, da ich dieses Produkt so gut wie nicht nutze. Dadurch, dass ich ich im Laufe des Jahres immer mal wieder an die Aufbrauch-Challenge erinnert habe, habe ich auch bei diesen Produkten tatsächlich ein wenig Fortschritte gemacht. Und manches habe ich dann auch einfach beim Ausmisten weggeworfen. Warum etwas aufheben, was man ein ganzes Jahr über nicht einmal genutzt hat?

Ich habe tatsächlich ein ganzes Jahr gebraucht, um diese 50ml Creme aufzubrauchen

Was habe ich durch meine Konsumauszeit gelernt?

Für mich war das No Spend Year eine super Erfahrung. Mein Ziel, noch reflektierter zu konsumieren, habe ich auf jeden Fall erreicht. Ich war 2022 nur drei Mal (Kleidung) shoppen.

  • Einmal mit Freunden in München (nichts gekauft, aber das Shoppen stand auch nicht im Vordergrund, sondern war einfach eine gemeinsame Aktivität & „Hintergrundbeschäftigung“ für’s Quatschen & zusammen Zeit verbringen)
  • Einmal im Urlaub in Amerika an einem regnerischen Tag (eine Jeans & Sneaker gekauft, die ich schon lange haben wollte)
  • Einmal während des Weihnachtsgeschenke-Shoppen aus Langeweile, weil ich noch auf eine Freundin warten musste, mit der ich zu Glühwein & Schmalzkuchen verabredet war (nichts gekauft und das auch nicht wirklich vorgehabt)

Gerade diese letzte Episode im Dezember war eine sehr interessante Erfahrung. Ich musste zu einem bestimmten Postamt, um ein Paket abzuholen, und bin daher auf der danebenliegenden Shoppingstraße auf die Suche nach Weihnachtsgeschenken gegangen. Ich habe super schnell das gefunden, was ich gesucht habe und hatte daher noch ca. 30-40 Minuten, die ich totschlagen musste, bevor ich mich zum Weihnachtsmarkt aufmachen konnte, um meine Verabredung zu treffen.

Mir ist tatsächlich auf die Schnelle nichts besseres eingefallen gegen die Langeweile als im Zalando Outlet um die Ecke vorbeizuschauen. Gefunden habe ich nichts passendes von der mentalen Liste an Dingen, die ich kaufen hätte wollen (wie die Sneaker in Amerika). Spaß gemacht hat mir dieser kurze Shoppingtrip auch nicht. Immerhin war die halbe Stunde vorbei und ich hatte sie im Warmen verbracht, ohne etwas Essen oder Trinken zu müssen (was ich ja danach auf dem Weihnachtsmarkt gemacht habe). Vor 10 Jahren hätte ich in einer ähnlichen Situation bestimmt irgendetwas gekauft.

Was ich beibehalte und was ich ändere

Ich möchte auch unabhängig vom jetzt beendeten No Spend Year weiterhin gründlich nachdenken über meinen Konsum und Impulskäufen oder Shopping aus Langeweile vermeiden. Ich fühle mich durch die ganzjährige Konsumauszeit jetzt noch besser gerüstet oder quasi „gut im Training“, um diese guten Vorsätze weiterhin in die Tat umzusetzen.

Was ich allerdings auch gelernt habe, ist, dass ich noch so gut über einen Kauf nachdenken kann und trotzdem nicht vor Fehlkäufen geschützt bin. Das Kissen, dass ich im Januar gekauft habe, gefällt mir gar nicht gut. Und die Jeans, die in Amerika im Outlet beim Anprobieren super gepasst hat, ist nach ein paar Mal waschen leider etwas ausgeleiert und passt daher nicht mehr ideal. Wenn man die schnell gekauften Schrott-Kopfhörer und den (zum Glück) nicht genutzten Plastik-Regenponcho aus dem März dazunimmt, war ca. die Hälfte meiner wenigen 2022er-Käufe langfristig nicht ideal bzw. notwendig. Keine gute Quote!

Zuerst habe ich mich darüber etwas geärgert, aber in der Rückschau ist mir klar geworden, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe. Bewusster Konsum schützt nicht davor, dass die Produkte, die man dann wohlüberlegt gekauft hat, leider qualitativ nicht so gut sind wie gedacht. Man kann nur begrenzt lange recherchieren, vergleichen und anprobieren, bevor man sich entscheiden muss. In einer Notlage, wie z.B. als meine Kopfhörer mitten während des Arbeitstags kaputt gegangen sind, hat man manchmal auch keine andere Option. Reflektieren und bewusst konsumieren ist gut. Sich endlos Gedanken machen oder selbst für Fehlkäufe verurteilen, bringt aber auch nichts.

Für die Neugierigen: Der finanzielle Effekt meines No Spend Year

Für mich war „mehr Sparen“ kein Grund für mein Konsumfasten. Es gibt aber viele Menschen, die eine No Spend Challenge machen, um finanziell voran zu kommen, z.B. um Schulden schneller abzubezahlen. Daher habe ich jetzt nach Abschluss des Jahres noch einmal versucht, herauszufinden, ob ich 2022 weniger als 2021 ausgegeben habe. Ein bisschen hat mich die Frage als Finanzblogger ja doch auch selbst interessiert. Da ich kein Haushaltsbuch führe, war es aber gar nicht so einfach herauszufinden, wie sich die Ausgaben 2022 im Verglich zum Vorjahr entwickelt haben.

Der Versuch einer Näherung

Mit Hilfe der App Outbank, in die man seine Kontodaten automatisch importieren kann, konnte ich relativ schnell einen Überblick über meine Ausgaben für die Jahre 2021 und 2022 gewinnen. Allerdings werden auch meine Sparraten erstmal als Ausgaben angezeigt, sodass ich mir doch die Mühe machen musste, alle Ausgaben korrekt zu kategorisieren. Ansonsten hätte meine viel höheren Einnahmen 2022 (und damit höheren Sparraten 2022) das Bild verfälscht. Außerdem musste ich auch noch einige Umbuchungen von einem Konto auf ein anderes von der Analyse ausschließen. Am Ende war es leider doch ziemlich komplex, eine verlässliche Zahl zu erzeugen!

Oberflächlich gerechnet: Keine Unterschiede zwischen 2021 und 2022

Nach meiner Analyse habe ich am Ende 2021 und 2022 fast identisch viel Geld ausgegeben. Der Unterschied waren laut Outbank 777 Euro, wobei ich sicherlich bei der Kategorisierung auch noch einige Fehler gemacht habe, sodass die Genauigkeit eher gering ist. Mir ist allerdings aufgefallen, dass ich 2022 etwas über 2.000 Euro mehr in der Kategorie „Mobilität“ ausgegeben habe als 2021. Das ergibt Sinn, da 2021 gefühlt ständig Lockdown war, sodass ich kaum verreist bin oder getankt habe. Nimmt man diesen Ausgabenunterschied zu dem rechnerisch festgestellten Ausgabenunterschied zwischen den Jahren hinzu, habe ich für sonstigen Konsum (also alles ohne Mobilität) im Jahr 2022 ca. 3.000 Euro weniger ausgegeben als 2021.

Auf die verbleibenden Konsumkosten (ohne Mobilität) gerechnet entspricht das einer Reduktion von ca. 20%. Ein No Spend Year kann sich also auch finanziell lohnen, selbst wenn man – so wie ich – nur in einigen Konsumkategorien fastet und bei anderen Kategorien wie Dienstleistungen, Reisen, etc. überhaupt nicht verzichtet. Gefehlt hat mir jedenfalls das ganze Jahr über absolut nichts!

Hast du auch schon eine No Spend oder Ausmist-Challenge gemacht? Was hast du dabei gelernt? Was war der finanzielle Effekt? Stand dieser für dich im Vordergrund oder gab es andere Dinge, die du lernen oder erfahren wolltest durch Konsumfasten und Ausmisten?

8 Replies to “Wie lief dein No Spend Year? // Erfahrungsbericht zu meiner Konsumauszeit”

  1. Ich finde du kannst verdammt stolz auf dich sein, dass du dein No-Spend-Year so gut durchgehalten und allein durch Konsumfasten so viel Geld gespart hast. Wahrscheinlich ist es faktisch sogar noch mehr als die 700/knapp 3000€, da wir aufgrund der hohen Inflationsraten in 2022 ja nochmal mehr Geld ausgeben mussten als zuvor

    liebe Grüße,
    Hanna

    1. Hallo Hanna,
      den Inflationseffekt hatte ich nicht bedacht. In der Haushaltskasse (die separat von meinen hier erfassten Ausgaben läuft) haben wir die Preisanstiege bei Lebensmitteln definitiv bemerkt!
      Viele Grüße
      Jenni

  2. Respekt, da hast du wirklich gut durchgehalten. Wie machst du weiter? Nach so langer Zeit hat man sich ja sozusagen an das ’neue‘ Verhalten gewöhnt.
    Wenn man bewusst konsumiert, merkt man schnell, dass man viel weniger wirklich benötigt. Ich gehe auch gerne mal Bummeln, aber habe überhaupt keine Lust etwas zu kaufen (deshalb nenne ich es nicht shoppen). Und wenn man weniger anhäuft, hat man automatisch mehr Raum zu Hause. Wobei auch ich es befreiend finde, alte Sachen gehen zu lassen. Dabei fällt es mir leichter, intakte aber überflüssige Dinge auszusortieren, wenn ich sie in freudige Hände übergeben kann.

    1. Ich würde sagen, ich machen „weiter wie bisher“. Die Challenge war als solche interessant, aber wie du sagst, gewöhnt man sich vieles auch einfach an nach einiger Zeit. Daher habe ich mir keine spezifische neue Challenge vorgenommen in Bezug auf meinen Konsum, sondern vertraue einfach auf die „neuen“ Gewohnheiten.
      Das Weggeben von Gegenständen fiel mir tatsächlich gar nicht schwer 🙂
      Viele Grüße
      Jenni

  3. Respekt, dass du dies das ganze Jahr durchgezogen hast.
    Ich habe mich an den alten Blogbeiträgen von Sparhörnchen und dir orientiert und sehr bewusst konsumiert. Dazu zählte für mich auch dazu, die Konsum-Einkäufe nachträglich nach der Sinnhaftigkeit zu bewerten.
    Für mich stand nicht der finanzielle Effekt im Vordergrund, sondern eher darin, die Wohnung nicht vollzumüllen.

    Ganz nach dem Fight Club Zitat „Von dem Geld, das wir nicht haben, kaufen wir Dinge, die wir nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die wir nicht mögen.“

    Liebe Grüße Christian

    1. Hallo Christian,
      sehr cool! Ich persönlich finde die Rückschau auf das gekaufte wirklich hilfreich. Man braucht ja oft einige Monate, um wirklich die Güte eines Kaufs/Gegenstands beurteilen zu können. Hattest du dir auch einen bestimmten Zeitraum als Challenge gesetzt?
      Viele Grüße
      Jenni

      1. Hallo Jenni,

        ich hatte die Gegenstände bereits mit dem Kauf in eine Liste eingetragen und diese dann nach und nach bewertet.
        Einen bestimmten Zeitraum hatte ich mir nicht vorgenommen, da ich mir das auch für dieses Jahr vornehme.

  4. Hallo Jenni,

    toller Beitrag. Ich habe mir auch vorgenommen, dass mein persönliches Motto 2023 „weniger“ ist. Ich beschäftige mich seitdem mit Minimalismus, Capsule Wadrobe und versuche auch mein Haushalt „klein“ zu halten. Das fällt mir mal mehr mal weniger gut 😀

    Ich werde mich auf jeden Fall an der Ausmistchallenge versuchen, die Idee klingt super!

    LG
    Alexia

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