Wie hoch sind deine jährlichen Ausgaben? // Budget für die Rentenzeit

Lesezeit: 11 Minuten

Meine FIRE-Zahl ist die Summe an Vermögen, die ich benötige um, FIRE (Financially Independent, Retired Early) zu erreichen. Um diese zu berechnen, muss ich vier Annahmen treffen:

1. Jährliche Ausgaben in der Rentenzeit

Wie viel plane ich in der Rente monatlich bzw. jährlich auszugeben? Dies hängt mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ab, wie viel ich aktuell pro Monate ausgebe und wie sich mein Lebensstandard in Zukunft (insbesondere mit Renteneintritt) verändern wird bzw. soll. Diese Zahl werde ich mir heute genauer anschauen. Doch zunächst zu den anderen beiden Faktoren zur Berechnung der FIRE-Zahl.

2. Sozialversicherungssituation

Die Kosten für die Kranken- und Pflegeversicherung hängen davon ab, ob ich gesetzlich oder privat krankenversichert bin. Als privat Versicherter müsste ich die Versicherungsbeiträge als Teil meiner jährlichen Kosten berücksichtigen. Hierbei ist besonders wichtig, zukünftige Beitragsveränderungen im Finanzplan zu berücksichtigen. Zum Beispiel durch Beitragsanpassungen nach oben oder welche nach unten (durch aufgebaute Beitragsentlastungsrückstellungen).

Wer wie ich gesetzlich krankenversichert ist, dessen Krankenversicherungskosten richten sich – wie bei Selbstständigen – nach den jährlichen Gesamteinnahmen (=Gesamtausgaben aus Schritt 1). Wenn man mit dem Beginn der gesetzlichen Rente in die Krankenversicherung der Rentner (KVdR) wechseln darf, richten sich die Beiträge nur noch nach den Renteneinnahmen, nicht mehr nach dem Einkommen aus Kapitalvermögen.

Auch diese Entlastung im Alter könnte man in seinem Finanzplan berücksichtigen, indem man mit zwei Phasen seiner RE-Zeit plant: vor und nach dem Beginn der gesetzlichen Rente. Das ist vor allen Dingen für Menschen sinnvoll, die schon recht nah an der Rente sind und/oder deren existierende Rentenansprüche (inklusive Betriebsrenten) hoch sind. Ich persönlich plane nicht so. Ich gehe in meinem FIRE-Plan davon aus, dass ich Null Euro gesetzliche Rente bekommen werde. Alle zusätzlichen Einnahmen sind für mich Puffer gegen Unsicherheit.

3. Steuersituation

Die eigene Steuersituation ist ebenso individuell wie die Sozialversicherungssituation. Hier kommt es vor allen Dingen darauf an, wie hoch die Gesamteinnahmen in einem Jahr sind. Zum Teil ist auch relevant, aus welchen Quellen (Arbeitseinkommen, Miete, Kapitalanlagen) diese kommen. Die Einnahmen in der RE-Zeit sind in der Regel deutlich niedriger als vorher. Das liegt daran, dass die Einnahmen, die die Sparrate finanzieren, wegfallen. Somit sinken mit dem Einkommen auch die Steuerzahlungen.

Leseempfehlung: Mehr zu diesem spannenden Thema „Steuern in der RE-Zeit“ hat Oliver auf frugalisten.de bereits geschrieben.

4. Entnahmestrategie

Landläufig wird FIRE auch mit der 4%-Regel verbunden. Die Faustregel lautet: Wer das 25-fache seiner jährlichen Ausgaben angespart bzw. diese Summe investiert hat, könne in Rente gehen. Ganz so einfach ist es aber dann doch nicht! Die 4%-Regel steht zu Recht in der Kritik. Das wissenschaftliche Fundament ist in der Tat recht wackelig, wenn man vorhat, bereits mit 40 oder 45 Jahren in Rente zu gehen.

Die „richtige“ Entnahmerate hängt unter anderem von der eigenen Risikoneigung, Puffer und Flexibilität im Plan sowie der zukünftigen Rendite und Lebenserwartung ab. Sie liegt für die meisten wahrscheinlich irgendwo zwischen 2,5% und 6%. Durch verschiedene Strategien (z.B. Beimischung anderer Anlageklassen) lässt sich auch noch einiges an zusätzlicher Sicherheit einbauen. Eine Wissenschaft für sich!

Leseempfehlung: Die besten Artikel zu Entnahmestrategien gibt es bei Georg auf finanzen-erklärt.de

Welche Entnahmestrategie nimmst du in deinem FIRE-Plan an?

Ich persönlich bin noch nicht zu einem eindeutigen Schluss gekommen, was für meine Situation die „richtige“ Entnahmerate ist. Aktuell tendiere ich eher zu 3,5% als zu 4%, also dem 30-fachen meiner jährlichen Ausgaben. Zum Glück ist dies keine Entscheidung, die ich sofort treffen muss. Dass meine FIRE-Zahl noch nicht 100% fest steht, ist für mich nicht schlimm.

Achtung, Inflation!

Sich zu sehr auf eine konkrete Zahl festzulegen ist so viele Jahre vor dem geplanten Renteneintritt sowieso nicht sinnvoll. Denn die nominelle Zahl, die ich heute ausrechne, wird durch Inflation automatisch im Zeitverlauf ansteigen. Setze ich mir ein konkretes Ziel „Summe X“, wird dies in 15 Jahren nicht mehr so viel wert sein, wie ich es heute ohne Berücksichtigung der Inflation ausgerechnet habe.

Natürlich kann man die berechnete Summe X auch heute schon mit einer Inflationsannahme auf die Zukunft hochrechnen. Aber dadurch treffe ich eine weitere Annahme, die das Ergebnis in der Realität nicht besser macht. Während ich Sparrate, Ausgaben und in gewissem Maße durch verändertes Risiko auch die reale Rendite beeinflussen kann, ist dies bei der Inflation nicht möglich. Daher wird diese in allen FIRE-Plänen meist weggelassen, indem mit realen Renditen gerechnet wird. Dies ist auch der Grund, warum ich in meinem Blog selten über absolute Zahlen spreche – auch wenn der eine oder andere Artikel dadurch ein wenig komplexer wird.

Wie kann man dann überhaupt planen?

Warum ist das Leben so kompliziert?

Ob man tatsächlich genug Geld angespart hat, um in Rente zu gehen, kann man eigentlich erst kurz vorher wirklich sagen. Denn dann kennt man sein tatsächliches Ausgabenniveau und kann dies mit der gewählten Entnahmestrategie (und der eigenen Sozialversicherungs- und Steuersituation) zur persönlichen FIRE-Zahl kombinieren.

Wer nur noch wenige Jahre von FIRE entfernt ist, kann besser abschätzen, wie sich die Inflationsrate in den nächsten Jahren entwickeln wird. Die EZB und andere Währungsforscher erheben meist die Inflationserwartungen für den Zeitraum von 3, 5 und gelegentlich sogar 10 Jahren. Für die nächsten 3 Jahre gibt es oft relativ viele Veröffentlichungen/Schätzungen, sodass ich sagen würde, dass man diesen Zeitraum recht gut abschätzen kann. Aber 15 Jahre? Wer weiß schon, was da noch alles passieren wird!

Meine FIRE-Zahl: Hochvariabel

Je nachdem, mit welchem Ausgabenniveau und welcher Entnahmerate ich rechne, liegt meine FIRE-Zahl (zusammen mit Christoph) irgendwo zwischen etwas über einer und drei Millionen Euro. Drei Millionen Euro bräuchte ich z.B. bei

Die Festlegung auf eine spezifische FIRE-Zahl ergibt für mich daher heute noch wenig Sinn. Stattdessen kann ich mich aber auf eine Entnahmestrategie und ein (ungefähres) Ausgabenniveau festlegen.

Mein Ausgabenniveau

Als Vorbereitung für diesen Artikel habe ich schon einmal eine Art „Jahresabschluss“ für 2020 gemacht. Ich führe kein Haushaltsbuch. Auch schaue ich nicht besonders auf meine Ausgaben, sondern gebe das Geld aus, das ich auf dem Konto habe. Nach dem Motto „Pay yourself first“ überweise ich meine Sparrate immer direkt nach Gehaltseingang auf das Verrechnungskonto meines Depots. Da ich außer meinem Gehalt keine signifikanten weiteren Einnahmen habe und Dividenden größtenteils (automatisch) reinvestiert werden, kann ich meine Ausgaben somit recht einfach berechnen. Ich addiere hierzu alle meine Gehaltseingänge (Summe des Nettogehalts) und ziehe davon alle meine Sparraten ab. Wenn am Jahresende auf meinem Girokonto kein hoher Überschuss vorhanden ist (definitiv nicht der Fall), habe ich wohl alles andere Geld ausgegeben.

Eine gewisse Unschärfe gibt es bei dieser Rechnung natürlich, z.B. durch nicht wieder reinvestierte Dividenden und andere Kapitalerträge, Geldgeschenke oder die Steuerrückzahlung, die streng genommen auf der Einnahmenseite hinzugerechnet werden müssten. Zudem ist mein Girokonto ja auch nicht jedes Jahr zum Jahresanfang genau bei Null. Ich schätze die Unschärfe durch solche Faktoren aber auf deutlich unter 5%.

Aktuelles Ausgabenniveau 2020

2020 werden Christoph und ich ca. 46% unseres Nettoeinkommens ausgegeben haben. Den Rest haben wir gespart. Das heißt auch, dass unsere aktuellen Ausgaben nur ca. 86% unserer Sparrate sind. Anders gesagt: Wir haben dieses Jahr mehr gespart als wir ausgegeben haben. Man könnte also sagen, durch die Einnahmen 2020 können wir uns (etwas mehr als) zwei Jahre unseres Lebens finanzieren.

Das Auto, dass ich mir dieses Jahr aus beruflichen Gründen angeschafft habe, habe ich nicht als Einmalbetrag eingerechnet, sondern nur anteilig auf Basis der Ratenzahlung für den Autokredit. Ansonsten hätten unsere Ausgaben dieses Jahr 75% höher gelegen. Für die Berechnung der Sparrate ergibt diese Betrachtung auf Grund meiner Entscheidung für die Finanzierung über einen Autokredit aber keinen Sinn.

Den größten Anteil mit über 40% an unseren Ausgaben macht die Warmmiete aus. Rechnet man noch Strom, Internet sowie Haftpflicht- und Hausratversicherung dazu, machen diese Fixkosten etwa 45% unserer Ausgaben aus.

Veränderungen des Ausgabenniveaus

Hohes Potential zur Senkung der Ausgaben: Miete

Welches Schweinderl hätten S‚ denn gern? Unsere Ausgaben für Miete sind der größte Kostenblock und besitzen damit auch das größte Potential für Einsparungen

Da die Miete so einen großen Anteil an unseren Ausgaben ausmacht, ist dies natürlich auch der Kostenblock, bei dem wir potentiell am meisten sparen könnten in der RE-Zeit. Wenn ich mir überlege, wie ich mir meine RE-Zeit vorstelle, dann passt unsere aktuelle Stadtwohnung in Frankfurt sowieso nicht so ganz zu den Plänen. Wir werden aber natürlich auch nicht unter eine Brücke oder in eine Gartenlaube bei unseren Eltern ziehen wollen, um Geld zu sparen 😉

Aber da Frankfurt die zweitteuerste Stadt Deutschlands für Mieter ist, werden wir durch einen späteren Umzug in eine andere Stadt fast schon automatisch Geld sparen. Denn mit dem Platz, den wir aktuell haben, sind wir zufrieden. Es muss also nicht unbedingt eine größere Wohnung sein.

Selbst innerhalb Frankfurts könnte man ggf. sogar sparen, wenn man es müsste: Unsere aktuelle Miete pro Quadratmeter ist deutlich überdurchschnittlich, verglichen mit den 15 Euro pro Quadratmeter, die in der oben verlinkten Statistik als Durchschnittswert für Frankfurt angegeben werden (für Wohnungen mit Baujahr in den letzten zehn Jahren und einer Größe zwischen 60 und 80 Quadratmetern und gehobener Ausstattung – unsere Wohnung entspricht genau diesen Kriterien). Wer sich jetzt fragt, warum wir uns keine Immobilie kaufen, kann dies gerne hier noch einmal nachlesen.

Ob wir nach Erreichen von FIRE umziehen und wohin, darüber haben wir noch nicht konkret nachgedacht. Ich persönlich denke, dass sich durch den aktuellen Trend zu mehr Home Office sowieso noch viel auf dem Immobilienmarkt verändern wird in den nächsten 15 Jahren. In welche Richtung wird man dann sehen. Dass wir in eine noch teurere Stadt/Wohnung ziehen, ist aber so gut wie unmöglich.

Geringes Potential zur Senkung der Ausgaben: Berufskosten

Das oben schon angesprochene Auto, das ich mir aus beruflichen Gründen zugelegt habe, ist ein Beispiel für Kosten, die nur auf Grund unseres Angestelltendaseins entstehen. Hinzu kommen auch zum Beispiel Kosten für die Anschaffung und Pflege von Arbeitskleidung (Reinigung, Schneider).

Zugegebenermaßen haben sich die Kosten für neue Arbeitskleidung auf Grund der Corona-Pandemie und damit verbundenem Home Office dieses Jahr eher in Grenzen gehalten. Aber wenn Christoph und ich jeweils nur ein neues Business Outfit (Anzug plus Hemden und Schuhe) pro Jahr weniger kaufen würden, fiele wahrscheinlich ein niedriger vierstelliger Kostenblock pro Jahr weg. Das ist verglichen mit unseren sonstigen Ausgaben nicht die Welt und vielleicht auch nicht jedes Jahr tatsächlich nötig (so genau festgehalten haben wir diesen Kostenblock bisher nicht).

Neuer elektrisch höhenverstellbarer Tisch und Bürostuhl mit besonders leisen Rollen (diese sind wirklich sehr empfehlenswert!)

Rechnet man aber alle beruflichen Ausgaben, zum Beispiel auch für unser neues Home Office mit höhenverstellbarem Tisch und ordentlichem Bürostuhl zusammen, summieren sich die Kosten sicherlich jedes Jahr auf deutlich über 1.000 Euro. Über den Werbungskostenpauschbetrag lässt sich ein Teil dieser Kosten implizit in der Steuererklärung geltend machen. Gerade heute sickerte die Nachricht durch, dass es für das heimische Arbeitszimmer in der Steuererklärung 2020 im Frühjahr ggf. noch einen zusätzlichen Pauschbetrag geben soll. Das gesamthafte Sparpotential in diesem Kostenblock ist aus meiner Sicht allerdings eher gering.

Mittleres Potential zur Steigerung der Ausgaben: Urlaub und Freizeit

Essen & Trinken

Neben ein paar Punkten, die zu geringeren Ausgaben in der RE-Zeit führen könnten, gibt es natürlich auch Themen, die unsere Ausgaben ansteigen lassen könnten. 2020, das wir hauptsächlich ohne subventioniertes Kantinenmittagessen verbracht haben, halte ich für relativ repräsentativ für unsere Ausgaben in der Kategorie Essen & Trinken in der RE-Zeit. Wie ich im Mai analysiert habe, kommen wir zu zweit mit 25 Euro pro Tag für Lebensmittel und Getränke sehr gut aus.

Für die RE-Zeit würde ich hier noch einen Puffer von 10 Euro pro Tag für mehr Restaurantbesuche draufrechnen. Im Moment essen wir zwar auch öfters Restaurantessen zum Mitnehmen, aber das ist natürlich deutlich günstiger als vor Ort zu essen, allein schon, weil man weder die Getränke, mit denen Gastronomen eigentlich Geld verdienen, noch den spontanen Nachtisch bezahlt. Dementsprechend müsste ich auf unsere diesjährigen Ausgaben noch die geschätzten 10 Euro pro Tag Mehrausgaben für Restaurantbesuche hinzurechnen, um ein realistisches RE-Budget in der Kategorie Essen zu erhalten.

Wenn wir nicht mehr arbeiten, haben wir zwar mehr Zeit zu kochen, aber vielleicht nicht immer Lust, dies auch wirklich jeden Tag zu machen. Die Convenience der Kantine vermisse ich im Home Office doch immer mal wieder. Außerdem geht es beim Essen ja auch nicht nur um die Kosten und Sattwerden, sondern auch um das Erlebnis und Genießen! Deswegen ist es aus meiner Sicht eine gute Entscheidung, ein höheres Restaurantbudget für die RE-Zeit einzuplanen.

Freizeit & Urlaub

Durch die Corona-Pandemie hat sich aber nicht nur beim Thema Essengehen die Freizeitgestaltung verändert: Wir sind dieses Jahr nicht so oft (und nicht so teuer) in den Urlaub gefahren, wie wir es ursprünglich vorgehabt hatten. Das Geld, dass wir hierdurch gespart haben, liegt aktuell noch größtenteils auf unserem Haushalts- und Urlaubssparkonto herum. Zum Teil haben wir es auch für neue Möbel ausgegeben. Wenn man schon so viel zuhause ist, ist es ja auch wichtig, dass es dort schön ist 🙂

Urlaub in Deutschland – auch schön!

Wahrscheinlich werden sich unser Ausgaben in der RE-Zeit durch mehr Freizeitaktivitäten und Urlaube etwas erhöhen. Da wir aber heute bereits recht viel Geld für Urlaub im Budget einplanen, schätze ich den Effekt auf eine Erhöhung um maximal 10% verglichen mit heute.

Blick in die Glaskugel

Rechnet man alle positiven und negativen Effekte zusammen, schätze ich, dass unsere Ausgaben in der RE-Zeit etwa 10% höher liegen werden als 2020. Unsere tatsächlichen Ausgaben für dieses Jahr entsprechend ziemlich genau der unteren Grenze des Bereichs, den ich als realistische Spanne für unsere Kosten annehme. 2019 lagen wir auch schon bei ca. 110%, aber das ist eine methodisch noch gröbere Schätzung als für 2020 und enthielt auch eine hohe Einmalausgabe. Als obere Grenze rechne ich mit ca. 20% höheren Kosten als heute.

Selbst wenn wir jedes Jahr (vom Ausgabenniveau) unsere fünfwöchige Weltreise wie 2018 wiederholen würden, würden wir mit unseren Kosten nicht über dieser 120%-Schätzung liegen. So viel Lifestyle-Inflation halte ich bei uns dann doch wieder für unrealistisch. Unsere RE-Ausgaben werden meiner Meinung nach daher irgendwo zwischen unseren tatsächlichen Ausgaben 2020 und 120% dieses Werts liegen.

Nehmen wir die goldene Mitte (110% unserer diesjährigen Kosten). Rechnet man mit 2% jährlicher Inflation über 15 Jahre, dann liegen unsere tatsächlichen Ausgaben im Jahr 2035 ca. 50% über den 2020er-Kosten! Deswegen halte ich es für so trügerisch, wenn man sich zu stark auf absolute Summen konzentriert. Wenn ich in 5 Jahren immer noch die gleichen tatsächlichen Ausgaben hätte wie 2020, dann hätte ich (auch wenn die Inflation so historisch niedrig bleibt wie sie momentan ist) sogar Geld im Budget eingespart.

Ich habe mir vorgenommen, die nächsten Jahre immer wieder diese Rechnung anzustellen. So kann ich unser Ausgabenniveau im Zeitverlauf beobachten: Steigt es durch Lifestyle-Inflation schneller als die allgemeine Inflationsrate? In welchem Bereich schwankt der jährliche Betrag durch immer wieder vorkommende besondere Einmalausgaben?

Mein jährliches Sparziel setze ich mir immer am Anfang des Jahres. Dann rechne ich es direkt in monatliche und einmalige Sparraten um. Damit habe ich auch quasi automatisch mein Ausgabenniveau für das Jahr festgelegt. Nur falls sich meine Einnahmensituation verändert (so wie dieses Jahr durch meinen Jobwechsel) muss ich neu rechnen. Mein Ausgabenniveau versuche ich dabei in der Regel nur ganz leicht zu erhöhen (quasi als Inflationsausgleich).

Mindestens 50% aller Gehaltserhöhungen (meine und Christophs nächste gibt es jeweils Mitte 2021) fließen in eine Erhöhung der Sparrate. Nur falls sich das vergangene Jahr zu sehr nach Verzicht angefühlt hat, müsste eine stärkere Erhöhung her. Das kann ich zum Beispiel daran messen, ob ich mit gutem Gefühl spende. Durch meinen Jobwechsel habe ich jetzt eine veränderte Einnahmenstruktur (wieder ein höherer variabler Anteil wie in meinem ersten Job). Dadurch muss ich dieses Mal etwas stärker hin und her rechnen, um meinen Finanzplan für 2021 aufzustellen. Doch das ist meine traditionelle Beschäftigung für die Zeit zwischen den Jahren – dazu also mehr im Januar!

Wie schätzt du dein zukünftiges Budget im Vergleich zum heutigen Ausgabenniveau ein – wird es steigen oder fallen? Führst du ein Haushaltsbuch über deine Ausgaben? Wie denkst du wirkt sich FIRE auf das Ausgabenniveau aus? Hältst du eine (inflationsbereinigte) Veränderung von +10% im Vergleich zu heute für realistisch oder zu gering?

3 Replies to “Wie hoch sind deine jährlichen Ausgaben? // Budget für die Rentenzeit”

  1. Moin Jenni, ich bin auch von den Frankfurter Mieten betroffen, das Frankfurt sogar die 2. teuerste Stadt ist war mir aber noch garnicht bewusst, und über das daraus resultierende Einsparpotential hatte ich noch garnicht nachgedacht. Auf der anderen Seite möchte ich ein Early Retirement nicht an irgendwelche Bedingungen knüpfen wie zB dafür wegziehen zu müssen.

    Ein weiteres großes Einsparpotential ergibt sich wann man von der PKV in die GKV wechselt. Dieses Thema beschäftigt mich auch sehr, und zwar nicht nur aus der ökonomischen sondern auch der moralischen Perspektive. Ist es ok die Kosten eines Early Retirements teilweise auf die Gesellschaft zu übertragen? Spannendes Thema!

    Haushaltsbuch halte ich übrigens so wie Du, Jahresnetto abzüglich Einzahlungen ins Depot = Ausgaben. Genauer muss ich es nicht mehr wissen. Das war aber nicht immer so, von 26 (erster Job) bis 30 hab ich alles Cent genau protokolliert, und die Kostenrechnung ist dabei soweit verinnerlicht worden, dass es keiner weiteren Kontrolle mehr bedarf.

    Schönen Tag, Georg

    1. Hallo Georg,
      ich möchte FIRE auch nicht an harte Bedingungen knüpfen, im Sinne von „wir können uns FIRE nur leisten, wenn…“. In gewisser Weise ist FIRE aber ja immer an die Bedingung geknüpft, dass man mit dem Budget, das man sich selbst gegeben hat, dauerhaft auskommt. Daher darf es ja auch auf keinen Fall zu knapp kalkuliert sein!
      Für uns wäre der Umzug eher ein Ereignis mit Effekt auf die Kosten, aber die Kosten wären kein Grund, wegzuziehen.
      Bzgl. dem moralischen Aspekt eines Wechsels aus der PKV zurück in die GKV habe ich eine ziemlich klare Meinung. Aber das muss jeder schlussendlich selbst entscheiden.
      Zahlst du denn aktuell in deiner PKV in einen Beitragsentlastungstarifbaustein ein? Wenn nein, würde ich mir das mal anschauen an deiner Stelle. Mit diesen Bausteinen sind die Beiträge im Alter oft doch nicht so hoch wie gedacht. Und wenn ja, warum, wenn du doch vorhast wieder zu wechseln? 😉
      Die Zusatzleistungen, die die PKV bietet, kann man sich z.T. zwar über Zusatzversicherungen wieder „dazukaufen“, aber auch diese Versicherungen werden mit höherem Einstiegsalter dann teurer, sodass es ein Nachteil ist, erst spät wieder „zurück“ zu wechseln zur GKV, wenn man das vorhat. Bei einem Wechsel zwischen den Systemen muss man meiner Meinung nach auch die Leistungsunterschiede (in beide Richtungen!) verstehen, nicht nur die Beitragsunterschiede (über alle Lebensphasen). Das ist schon eine ziemlich komplizierte und individuelle Rechnung und ich bin kein Beitragsexperte, auch wenn ich beruflich mit dem Thema zu tun habe. Du rechnest doch gerne, warum nicht auch in diesem Fall eine Simulation anstellen? 🙂
      viele Grüße
      Jenni

      1. Wie lautet denn Deine Meinung zum Thema Wechsel von PKV in GKV? Sinn hinter dem Ganzen wäre natürlich die Option auf den späteren KVdR Status. Und auch davor würde man als Privatier ordentlich sparen wenn man gesetzlich krankenversichert ist. Ein Teil beim Entsparen ist ja Rückführung des ursprünglich investierten Kapitals, wodurch der Gewinn < Entnahme ist (und damit auch die Sozialabgaben gering sind).

        Wahrscheinlich ist es in Kombination mit Fire ökonomisch schlauer in der GKV versichert zu sein, die Extremrisiken über eine Zusatzversicherung abzudecken, und sonst jegliche Extras aus der eigenen Kasse zu zahlen. Aber was ist mit dem moralischen Aspekt?

        Beitragsentlastungstarifbaustein – was ist das, hab ich noch nie von gehört. Ich zahle ganz normal meinen Beitrag, all inclusive. Eine solche Option wurde mir nie geboten. Ich kann mir aber vorstellen was damit gemeint ist. Kann ich diesen Baustein etwa abwählen?

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