Welcher globale Index-ETF ist der beste? // MSCI World vs FTSE Developed

Lesezeit: 5 Minuten

Ich habe vor einigen Wochen endlich meine verbleibenden vier aktiv gemanagten Fonds verkauft. Das Geld habe ich im Einklang mit meiner passiven Anlagestrategie in einen ETF reinvestiert. Ich wollte es einfach halten und habe mich deswegen für einen globalen Index entschieden.

Es gab also vor dem Investieren für mich nur zwei Entscheidungen zu treffen:

  1. Soll der ETF die Dividenden der enthaltenden Unternehmensaktien ausschütten oder thesaurieren?
  2. Möchte ich in einen Weltindex investieren, der tatsächlich „die ganze Welt“ abdeckt oder reicht es mir, wenn die Aktienmärkte aller entwickelten Länder durch den ETF repräsentiert werden?

Da ich meinen Steuerfreibetrag schon lange ausgeschöpft habe, investiere ich nach Möglichkeit immer in thesaurierende ETFs. Die erste Frage ist für mich also einfach zu beantworten.

Zur zweiten Frage: Ich habe mich für diese Investition für einen Index / ETF entschieden, der nur die Industrieländer abdeckt. Emerging Markets sind in meinem Portfolio in Summe eher unterrepräsentiert. In bestimmte Aktienmärkte möchte ich persönlich auf Grund der politischen Instabilität nicht investieren. Das steht im Widerspruch zu einem rein passiven Ansatz. Ich persönlich kann bei meiner Portfoliostruktur so wie sie ist aber am besten ruhig schlafen – und das ist immer noch das Wichtigste beim Anlegen.

Welches Schweinchen hätten Sie denn gern?

Wer in die Aktienmärkte der Industrieländer investieren möchte, hat derzeit die Wahl zwischen drei möglichen Indizes (und davon abgeleiteten ESG-Varianten oder Ausschnittsindizes):

  1. Den bekannten, aber eigentlich verwirrend benannten MSCI World Index
  2. Den größten Konkurrenten, den FTSE Developed Index
  3. Den relativen Neuling: der Solactive GBS Developed Markets Large & Mid Cap Index

Den Indexanbieter Solactive gibt es erst seit 2007. Die in Deutschland gegründete Firma hat sich inzwischen sogar in den USA als klare Nummer 3 der Indexanbieter hinter den Schwergewichten MSCI und FTSE etabliert. Deutsche Anleger können zum Beispiel beim französischen Fondsanbieter Amundi in ETFs investieren, die auf Solactive-Indizes beruhen.

Welcher Welt-ETF ist der beste?

Die angebotenen Welt-Indizes von MSCI, FTSE und Solactive unterscheiden sich nicht signifikant voneinander. Das zeigt zum Beispiel ein Blick auf die Top 10 Positionen. 9 von 10 Unternehmen sind bei allen drei Indizes identisch:

  • Apple
  • Microsoft
  • Amazon
  • Tesla
  • Facebook/Meta
  • Alphabet (Google)
  • Nvidia
  • Unitedhealth Group
  • Johnson & Johnson

Nur Berkshire Hathaway findet sich nicht in den Top 10 des Solactive-Index, da hier die beiden Klassen der Alphabet-Aktien (A-shares & C-shares) separat geführt werden und somit 2 von 10 Plätzen belegen. Alle Top 10 Positionen zusammen machen jeweils knapp unter 20% des jeweiligen Index aus. Schaut man sich die Unternehmensnamen an, überrascht es dann auch nicht, dass der Anteil der USA in allen drei Indizes bei ca. zwei Drittel liegt.

Auch im Performance-Chart von ETFs auf diese drei Indizes muss man schon sehr genau hinschauen, um überhaupt zu erkennen, dass hier drei verschiedenfarbige Linien dargestellt werden.

Quelle: justetf.com

Es gibt natürlich im Detail dann schon Unterschiede zwischen den Indizes: Zum Beispiel bei der Länderklassifikation, also der Entscheidung, welches Land als „entwickelt“ zählt und welches nicht. Während FTSE Südkorea schon lange als Industrieland zählt, stufen MSCI und Solactive das Land weiterhin als Emerging Country ein. Für die Performance ist dieser Unterschied allerdings kaum relevant. Im FTSE-Welt-Index machen koreanische Aktien laut ETF-Factsheet nämlich nur etwa 1,6% des Gesamtanlagevermögens aus. Da muss es in Korea schon große Ausreißer geben, damit dies im großen Welt-Index spürbar wird.

Wie soll man sich entscheiden, wenn die drei möglichen Welt-Indizes alle doch recht ähnlich sind? Ich persönlich schaue vor einem Kauf immer auf die Kosten der angebotenen Index-ETFs.

Kostenvorteile bei den Nachkommastellen

Da die ETFs, die auf Solactive-Indizes beruhen, alle noch recht neu am Markt sind und Solactive nach eigener Aussage im Wettbewerbsvergleich geringere Lizenzgebühren für die Verwendung seiner Indizes von den ETF-Anbietern nimmt, sind diese ETFs noch einen Ticken günstiger als die bekannten, großen MSCI-World-ETFs. Innovationen am Finanzmarkt sorgen dafür, dass es für uns Index-ETF-Anleger laufend günstiger wird. Neuere ETFs sind daher in der Regel etwas günstiger als ältere Produkte – auch natürlich, um überhaupt Investitionen von Anlegern anwerben zu können. Denn ein MSCI-World-ETF ist im Kern ein komplett austauschbares Produkt. Maximal Feinheiten wie die Replikationsmethode (synthetisch, physisch, optimiertes Sampling) können einen Unterschied darstellen.

Die günstigsten (und einzigen ETFs) für deutsche Anleger auf den FTSE Developed Index kommen von Vanguard und kostet 0,12% TER pro Jahr. Zum gleichen Preis bekommt man von Lyxor oder SPDR einen ETF auf den MSCI World Index. Wenn man auf den Solactive GBS Developed Markets setzt, bietet Amundi hierfür einen ETF mit einer TER von nur 0,05%. Nur zwei Lyxor-ETFs auf den britischen und amerikanischen Markt sind derzeit mit 0,04% TER noch günstiger. Beide lizenzieren dazu Indizes von Morningstar.

Der Teufel steckt im Zinseszins (auch bei den Kosten)

Ich habe mich für meinen Kauf jetzt für die günstigste Variante entschieden und den Amundi ETF auf den Solactive Index gewählt. Über 40 Jahre könnte bei einer Investitionssumme von heute 25.000 Euro und identischer Performance der Indizes / ETFs von z.B. 7% Rendite vor Kosten pro Jahr ein Unterschied von etwa 10.000 Euro beim schlussendlich verfügbaren Kapital herauskommen. Nicht weltbewegend, da der Unterschied zwischen 0,12% und 0,05% TER nicht gerade groß ist. Aber – lieber Haben als Nichthaben.

Schaut man sich den derzeit teuersten MSCI World-ETF auf dem deutschen Markt an (ein iShares, der bereits 2005 aufgelegt wurde), sind die Kosten mit 0,5% TER mehr als vier Mal so hoch wie beim günstigsten MSCI-World-ETF und zehnmal so hoch wie beim aktuell günstigsten Welt-ETF, den ich gerade gekauft habe. Über 40 Jahre ergibt das bei 25.000 Einmalinvestition einen dann doch beträchtlichen Unterschied von über 55.000 Euro Differenz beim Endkapital.

Lohnt es sich deswegen, ältere, teurere ETFs zu verkaufen und das Geld in günstigere ETF-Varianten des gleichen Index zu stecken?

Für mich persönlich nicht. So eine Aktion erfordert Zeit für die Recherche und macht Aufwand. Dazu kommen die Kosten bei jedem Verkauf und Kauf sowie die Steuern auf bis dahin erzielte Gewinne. Falls der Markt gerade in dem Moment zwischen Verkauf und erneutem Kauf stark steigt, verpasst man diese Rendite. Schon etwas ältere bzw. etwas teurere ETFs würde ich persönlich nicht extra verkaufen bzw. „umtauschen“, um bei der TER ein paar Nachkommastellen zu sparen.

Ich schaue aber durchaus auf die Kosten der ETFs, wenn ich sowieso neues Geld investiere. Auch wenn das mein Depot wieder ein bisschen unübersichtlicher macht, da damit meist eine neue Position auf den eigentlich gleichen Index dazukommt. So kann ich aber für mich auch besser trennen, wie sich welche Investition entwickelt hat. Bei regelmäßigen Sparplänen oder wenn man in mehreren Tranchen in das gleiche Wertpapier investiert, ist der angezeigte Einstandskurs nicht mehr so aussagekräftig. In diesen Fällen muss man sich eben auf die errechnete Rendite des Brokers verlassen oder separate Excel-Berechnungen durchführen. Bisher habe ich das vermieden.

Sinken ETF-Kosten irgendwann auf Null?

Auch wenn die TER von ETFs seit Jahren immer weiter sinkt: Komplett kostenlose ETFs wird es aber wohl nie geben. Denn selbst wenn die Verwaltung des Fondsvermögens durch Algorithmen, die einfach dem Index folgen, nicht besonders aufwändig ist, bleibt immer ein Restaufwand bzw. Kosten für den Kauf und Verkauf der enthaltenen Aktien im Fonds sowie für die Pflege des Index selbst, die sich die Indexanbieter per Lizenzgebühr vergüten lassen werden. Wenn es einmal einen komplett kostenlosen ETF gäbe, wäre das wohl eher ein Marketinginstrument als eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Sache – ähnlich wie die Kredite mit Negativzinsen.

Achtest du beim ETF-Kauf auf die Kosten? Oder sind dir andere Kriterien (Fondsgröße, Alter) wichtiger? Hast du schon einmal einen „teuren“ Index-ETF gegen einen günstigeren ETF auf den gleichen Index getauscht?

6 Replies to “Welcher globale Index-ETF ist der beste? // MSCI World vs FTSE Developed”

  1. „ Komplett kostenlose ETFs wird es aber wohl nie geben. Denn selbst wenn die Verwaltung des Fondsvermögens durch Algorithmen, die einfach dem Index folgen, nicht besonders aufwändig ist, bleibt immer ein Restaufwand bzw. Kosten für den Kauf und Verkauf der enthaltenen Aktien im Fonds sowie für die Pflege des Index selbst, die sich die Indexanbieter per Lizenzgebühr vergüten lassen werden. Wenn es einmal einen komplett kostenlosen ETF gäbe, wäre das wohl eher ein Marketinginstrument als eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Sache – ähnlich wie die Kredite mit Negativzinsen.“

    Vanguard bspw. ist Genossenschaftlich aufgestellt. Durch Vorgänge wie Wertpapierleihe im begrenzten Rahmen werden die Kosten weiter gesenkt. Mittelfristig könnte ich mir hier einige kostenlose ETFs vorstellen, sofern das Fondsvolumen weiter so wie die letzten Jahre wächst.

    1. Möglich ist es wohl, aber für wahrscheinlich halte ich es nicht. Gerade weil so Themen wie Wertpapierleihe und synthetische Replikation von viele (für mich grundlos) in meiner Wahrnehmung zunehmend „verteufelt“ und von Anlegern vermieden werden – warum auch immer.

      Viele Grüße
      Jenni

  2. „Bei regelmäßigen Sparplänen oder wenn man in mehreren Tranchen in das gleiche Wertpapier investiert, ist der angezeigte Einstandskurs nicht mehr so aussagekräftig. In diesen Fällen muss man sich eben auf die errechnete Rendite des Brokers verlassen oder separate Excel-Berechnungen durchführen. Bisher habe ich das vermieden.“

    Wie willst du denn eigentlich in der Entsparphase deine ETF-Anteile verkaufen wenn du nicht weißt welche Anteile du wann zu welchem Preis gekauft hast? Du Info brauchst du doch um steuerlich optimal zu verkaufen (Gewinne möglichst spät realisieren).

    1. Hallo Marius,
      wenn du mich kennen würdest, wüsstest du, dass ich kein Investor bin, der versucht, den letzten Cent durch Optimierung herauszuholen. 🙂 Auch in der Entnahmephase habe ich nicht vor, durch komplexe Rechnungen jeden Cent bei der Steuer rauszuholen. Meine Idealvorstellung ist, dass es bis zu meinem Renteneintritt neben Sparplänen auch Entsparpläne gibt. Bieten heute nur sehr wenige Banken, meines Wissens nach.
      Dann müsste ich mich gar nicht um das Thema Entsparstrategie kümmern, was ich ehrlicherweise ideal fände – auch wenn das dann sicherlich nicht unbedingt „steueroptimal“ ist, es wäre schön einfach!
      Da ein Großteil meines Depots aus Einmalkäufen oder bereits wieder gestoppten Sparplänen besteht, habe ich auch ohne komplexe Modellierung genug Möglichkeiten, meine Steuerbelastung durch den gezielten Verkauf von einzelnen Positionen ein wenig zu beeinflussen. Dafür reicht ja ein Blick auf das Jahr des Kaufs.
      Sowas kompliziertes wie einen teilweisen Depotübertrag o.ä., was Oliver auf frugalisten.de mal vorgestellt hat zur Steueroptimierung habe ich nicht vor. Wie gesagt: zu aufwändig für meinen Geschmack!
      Dazu kommt, dass das Thema Steuern bei FIRE gar nicht die große Relevanz hat, wie man denken könnte. Als Privatier, wenn man also tatsächlich nur noch Kapitaleinkünfte als einzige Einkünfte hat, zahlt man durch die Günstigerprüfung sowieso sehr viel weniger Steuern als heute als „Normalo“ mit normalem Arbeitseinkommen. Denn in so einem Szenario kann man ja nicht nur den kleinen Freibetrag von 801€ nutzen, sondern den gesamten Einkommenssteuerfreibetrag von fast 10k pro Person. Damit kann man also Einkommen (ungleich Einkünfte/Gewinne im steuerlichen Sinne) weit über 10k generieren, die vollständig steuerfrei sind. Kommt natürlich auf den Gewinnanteil im Depot an, aber wenn man mal von 50% ausgeht, kann man damit als Paar schon grob überschlagen 40k p.a. steuerfrei aus dem Depot entnehmen. Das ist ja schon ein Großteil meines geplanten FIRE-Budgets.
      Und wie immer bei Steuern: wer weiß, was die Zukunft bringt!
      Viele Grüße
      Jenni

    1. Hallo Sven,
      danke für deine Frage. Währungsrisiken zwischen USD und EUR sind aus meiner Sicht für Anleger mit 15+ Jahren Anlagehorizont zu vernachlässigen. Der einzige Punkt, wo das für mich einen kleinen Einfluss haben könnte, ist bei meiner gewünschten Balance zwischen den Weltregionen. Da schaue ich aber ja auch nicht monatlich, sondern nur so alle 2-3 Jahre drauf.
      Der Finanzwesir hatte zu dieser Frage glaube ich auch mal etwas geschrieben. Sein Fazit war ähnlich.
      Für kurzfristige Anlagen (Horizont: 1-2 Jahre) ist das Thema sicherlich wichtiger, aber da kenne ich mich nicht aus.

      Viele Grüße
      Jenni

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