Was kann man aus dem Wirecard-Kurssturz lernen? // Deutsche Aktionärskultur

Lesezeit: 10 Minuten

In den Börsen- und Finanznachrichten gab es in den letzten Tagen nur ein Thema: Wirecard. Der Aktienkurs des Unternehmens stürzte von 100€ am Mittwochabend auf unter 25€ zum Wochenschluss am Freitag. Wer sich für die Gesamtmarkt-Sicht auf das Wirecard-Debakel interessiert, dem empfehle ich die Artikel im Spiegel und in der Wirtschaftswoche. Doch was diese Artikel nicht beleuchten: Was bedeutet dieser krasse Kurssturz eines DAX-Konzerns eigentlich für die deutsche Privatanleger-Aktionärskultur?

Was passiert ist – in Kurzform

Wirecard, ein Unternehmen aus Aschheim bei München, verdient sein Geld als Zahlungsdienstleister. Das heißt, es organisiert Zahlungen zwischen den Kreditkartenfirmen (Visa, Mastercard) und Händlern (Supermärkte, Einkaufsländen, Hotels, etc.). Schon seit Monaten wurde über Wirecard extrem viel geredet und spekuliert. Es ist bis heute unklar, ob die Bilanz des Unternehmens korrekt ist. Inbesondere geht es um die Frage, wo ca. 1,9 Milliarden Euro Geld abgeblieben sind, die angeblich andere Banken für Wirecard als Treuhänder verwalten – wenn dieses Geld jemals existiert hat. Die aktuelle Krise (und es gab vorher schon einige andere beim Unternehmen…) geht auf Artikel der Financial Times zurück, die Anfang 2019 erschienen. Bereits seit nun mehr als 18 Monaten gibt es also immer stärker werdende Zweifel daran, dass bei Wirecard alles mit rechten Dingen zugeht.

Financial Times
Die Financial Times mit ihrem typisch rot gefärbten Papier und einem untypischen Thema

Wirecard – schon lange eine Aktie für Zocker

Diese Zweifel drückten sich auch im Aktienkurs aus. Der ist immer mal wieder innerhalb einer Woche um 50% (Februar 2019) oder auch mal an einem Tag um 25% (28. April 2020) abgestürzt. Es kann also keiner wirklich glaubwürdig sagen, man hätte es ja nie und nimmer ahnen können, dass diese Aktie möglicherweise nochmal – und stärker – einbricht als in der Vergangenheit. Doch viele Anleger ignorierten diese Warnzeichen und lecken sich jetzt Krokodilstränen weinend ihre Wunden.

Wirecard Kurs seit 1.1.2019
Auf dieser Grafik kann man fast den Kurssturz diese Woche übersehen
Wirecard Kurs im letzten Monat
Umso beeindruckender bzw. schockierender sieht es dann auf dieser Grafik aus

Was bedeutet der Fall Wirecard für die deutsche Aktionärskultur?

Wie steht es um die deutsche Aktionärskultur?

In Deutschland sind (leider!) nur sehr wenige Menschen überhaupt am Aktienmarkt investiert. Zwar sind ca. 15% der Deutschen über 14 Jahren direkt oder indirekt in Aktien oder Aktienfonds investiert. Aber weniger als 3,5 Millionen Deutsche (also ca. 5%) besitzen 2019 tatsächlich ein eigenes, selbstbestimmtes Aktiendepot. Der Rest ist nur z.B. über fondsgebundende Lebensversicherungen oder Belegschaftsaktien des eigenen Arbeitgebers am Aktienmarkt dabei. Im Rekordbörsenjahr 2019 sank die Zahl der sogenannten Direktanleger sogar noch um ca. 100.000 Personen (noch stärker, wenn man die Belegschaftsaktionäre hinzunimmt). Deutschland kann man wirklich nicht als Land der Aktionäre bezeichnen…

Seit Anfang des Jahres ist die Zahl der neu eröffneten Depots allerdings stark in die Höhe gegangen. Schon im Januar und Februar, als die Aktienmärkte noch von einem Rekordhoch zum nächsten jagten, lag die Zahl der Neuaktionär höher als im Vorjahreszeitraum. Aber erst die Kurseinbrüche durch die Corona-Krise scheinen den Deutschen wirklich Lust auf einen Einstieg in den Aktienmarkt gemacht zu haben. Bei der comdirect lag die Zahl der neuen Depots im April über 50% höher als im Durchschnitt. Andere Banken meldeten in einer Umfrage ähnliche Zuwachsraten in der Krise.

Viele Finanzjournalisten und einige Finanzblogger haben diesen Zuwachs an Neuaktionären gefeiert: Endlich hätten die Deutschen verstanden, dass Aktieninvestments eine wichtiger Baustein für die eigene Altersvorsorge im Nullzinsumfeld sind! Bestimmt klopfte sich auch der eine oder andere auf die Schulter: Mit meinen Artikeln habe ich etwas zur deutschen Aktienkultur beigetragen! Ob die – wichtigen und richtigen – Artikel wirklich dazu beigetragen haben, bezweifele ich dann aber doch. Denn dann hätten wir auch 2019 doch schon einen deutlichen Zuwachs sehen sollen. Oder haben die Deutschen erst „zwischen den Jahren“ 2019/2020 plötzlich angefangen, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen? 😉

Meine Meinung: Wer mitten in der Krise Aktien für sich entdeckt, weil die Einstiegskurse durch den „Corona-Crash“ ja besonders günstig erscheinen, der hat wahrscheinlich nicht unbedingt die richtigen Beweggründe für eine langfristig erfolgreiche Anlage in Aktien. Und läuft dementsprechend Gefahr, mit seinen Investments (zu) schnell auf die Nase zu fallen. Und da wären wir wieder beim Thema Wirecard.

Irgendwer ist immer Schuld – nur ich nicht

Rote Flagge
Wirecard Anleger haben alle „roten Flaggen“ ignoriert

In den verschiedenen Finanzforen und -gruppen schreiben viele Kleinaktionäre über ihren Schock durch den Wirecard-Kurseinbruch diese Woche. Die Argumente ähneln sich:

  • Wirecard sei ein DAX-Unternehmen und damit doch sicher, darauf habe ich vertraut!
  • [Daran angelehnt:] Selbst die BaFin habe doch Wirecard mit ihrem Leerverkaufsverbot unterstützt gegen die bösen Spekulanten/Journalisten/…!
  • Es gibt doch so viele Finanzblogger und [Anm.d.Red.: selbsternannte] Finanzexperten, die selbst Wirecard gekauft und empfohlen hatten – ich habe ihren Empfehlungen vertraut!
  • Die Analysten der großen Banken und Fondsmanager, deren Beruf die Aktienanalyse ist, haben doch auch an Wirecard geglaubt und hohe Kursziele [Anm.d.Red.: teilweise über 200€] ausgerufen
  • Die Wirtschaftsprüfer [Anm.d.Red.: Wahlweise wird hier KPMG oder EY beschuldigt, je nachdem, an welche Wahrheit man glauben möchte] seien Schuld, die hätten die Ungereimtheiten doch viel früher entdecken müssen!

Zuletzt gibt es auch immer noch ein paar Überzeugte, die weiterhin alles für eine große Verschwöung gegen Wirecard halten. Meist die gleichen, die den (inzwischen zurückgetretenen) CEO Markus Braun früher wie einen Rockstar gefeiert haben. Es gab z.B. einen Instagram-Post des Accounts „Techaktien“ aus dem April, in dem man durch das Kommentieren des Spruchs „Bist du Braun, kriegst du Frauen“ ein Wirecard-Hebelzertifikat gewinnen konnte.

Natürlich gibt es zuletzt auch direkt diejenigen, die jetzt Strafanzeige oder Klage eingereicht haben. Alles ist einfacher, als eigene Fehler einzusehen. Viele der Argumente (DAX-Mitgliedschaft, Vertrauen auf Empfehlungen und Analysten) zeigen leider auch einen Mangel an Finanzbildung.

Was wir aus dem Wirecard-Fall lernen können

Ein Finanzneuling, der direkt zum Start seiner Aktionärslaufbahn mit einem Investment so dermaßen auf die Nase fällt wie jetzt einige bei Wirecard, kehrt dem Aktienmarkt vielleicht für immer den Rücken. Auch die Zahlen des Deutschen Aktieninstituts zeigen diese Tendenz im Zeitverlauf: Gehen die Aktienkurse nach unten, verlassen die Deutschen in Scharen die Börse. So gibt es schnell mal ein Fünftel weniger Aktionäre innerhalb von 2 Jahren, wie 2007-2009.

Warum haben Anleger trotz der vielen Warnsignale in Wirecard investiert?

Digitalisierung
Digitalisierung ist das neue „irgendwas mit Medien“

Es war wohl bei den wenigstens der Glaube an das langfristige Geschäftsmodell des Unternehmens (was angeblich total von fortschreitender Digitalisierung profitieren wird – klingt für mich nach Buzzword-Bingo…). Und wohl auch nicht das langfristige Wachstumspotential der Aktie für die nächsten 15 Jahre (was ein sinnvoller Investitionszeitraum für Aktieninvestments wäre).

Wer bereits vor 2019 in Wirecard investiert war, der hätte viele Chancen gehabt, mit Gewinn (oder je nach Einstiegskurs auch geringem Verlust) in den letzten 18 Monaten zu verkaufen. Das haben auch viele gemacht, denn die Wirecard-Aktie ist eine der meistgehandelten an den deutschen Börsenplätzen. Und die Verkäufer haben immer viele Abnehmer gefunden für ihre Aktien. Meiner Meinung nach sind die meisten Wirecard-Aktionäre, auch die oben bereits erwähnten, professionellen Fondsmanager 2019/2020 eingestiegen mit der Hoffnung auf das schnelle Geld. Gerade wer seit Bekanntwerden der Financial-Times-Vorwürfe Anfang 2019 Wirecard gekauft hat, dem ging es dabei nicht um die langfristige Altersvorsorge, sondern um eine kurzfristige Wette auf hohe Gewinne.

Gier ist ein schlechter Ratgeber an der Börse

Hand greift nach Geld
Mehr, mehr, mehr

Und gerade für Finanzneulinge sind Einzelaktien aus meiner Sicht sowieso kein guter Einstieg, denn das Risiko eines hohen Verlusts ist bei wenig diversifizierten Portfolios aus nur wenigen Einzelaktien hoch. Das beleuchtet auch der Young Money Blog des Spiegels unter dem Titel „Was Anleger aus dem Wirecard-Debakel lernen sollten“ in seinem neusten Artikel.

Langweilig = gut

Eigentlich ist die Faktenlage nämlich klar: Das beste langfristige Ergebnis bei möglichst geringem Risiko bietet immer noch die Investition in ein breit diversifiziertes, weltweites Aktienportfolio, am besten über kostengünstige ETFs und per regelmäßigem Sparplan. Wer sich daran hält, erlebt auch keine solchen bösen Überraschungen wie bei Wirecard. Wer per ETF-Sparplan investiert, muss sich so gut wie gar nicht um sein Depot kümmern. Alles läuft quasi automatisch.

Mann wartet
Nix tun, gar nicht so leicht.

Aber das ist einigen Anlegern – gerade Neulingen, die gerade die ersten, aufregenden Schritte als Aktionär gemacht haben – anscheinend dann doch zu langweilig. Bei vielen Finanzneulingen kommen nach den ersten Erfolgserlebnissen dann vielleicht Gedanken auf wie…

Innerer Monolog eines Anlegers

Und das war’s jetzt? Ich habe mir doch gerade so viel Wissen angeeignet und jetzt soll es zu „gar nichts“ gut sein? Einfach abwarten als optimale Strategie? Das kann doch nicht wirklich der richtige Weg sein, oder? Das wäre viel zu einfach! Das kann nicht sein, das würden dann ja alle machen! Und außerdem gibt es ja auch all die Beispiele im Internet von erfolgreichen Tradern, die deutlich mehr Rendite herausholen als ich mit meinem langweiligen ETF-Sparplan! 5% Rendite ist zwar gut, aber wenn ich mich schlau anstelle, dann kann ich doch auch 10% schaffen! Oder mein Geld sogar verdoppeln! Ich bin ja auch nicht auf den Kopf gefallen und habe schon viel gelesen und gelernt. Ich weiß, dass ich für mehr Rendite auch ein bisschen mehr Risiko gehen muss, aber…wer nicht wagt, der nicht gewinnt, oder? Oder?!

Nicht falsch verstehen: Nichts spricht gegen Einzelaktien

Wer nur in den Markt investiert, kann ihn nicht schlagen

Natürlich ist es ein richtiger Gedanke, dass man eine Rendite oberhalb der Marktrendite nicht durch ein Investment in Marktindizes erreichen kann. Wer also besonders viel Rendite erreichen möchte, der muss sorgfältig recherchieren und auf die richtigen Einzelaktien wetten oder gleich auf andere Anlageklassen umsteigen. Damit steigt aber natürlich auch das Risiko.

Rendite vs. Aufwand

Vor allen Dingen steigt aber auch der Aufwand. Denn bei jedem Einzelinvestment sollte man regelmäßig seine Investmententscheidung überprüfen. Dazu ist es erst einmal wichtig, sich überhaupt bewusst zu machen, aus welchen Gründen und mit welchen Erwartungen man den initialen Kauf tätigt. Es kann helfen, diese Fakten explizit aufzuschreiben, in einem sogenannten „Investment Manifest“ oder einer „Investment Policy“. Mindestens jährlich kann so eine Überprüfung stattfinden. Bei wichtigen Ereignissen oder Neuigkeiten zum Unternehmen natürlich auch öfter. Das heißt auch, dass man die Nachrichten über dieses Unternehmen verfolgen muss, eigentlich täglich.

Trading vs. Investing

Die professionellen Aktienanalysten bei den großen Banken, deren Vollzeitjob die Bewertung von Unternehmenszahlen und -nachrichten ist, betreuen im Schnitt ca. 10 Unternehmen. Das heißt, dass sie in ihrer 40-Stunden-Woche etwa einen halben Tag pro Unternehmen aufwenden können. Natürlich helfen ihnen bei der Analyse ihre Newstools, Zahlendatenbanken und mathematischen Modelle. Eine Privatanlegerin mit langfristigem Anlagehorizont muss natürlich nicht genauso viele Daten für die branchenüblichen kurzfristigen Prognosen auswerten – außer natürlich, man möchte doch ins kurzfristige Trading (statt ins langfristige Investieren) einsteigen.

Für mich sind das zwei sehr unterschiedliche Dinge, die leider beide oft unter dem Begriff „in Aktien investieren“ zusammengefasst werden – obwohl ganz andere Motive und Beweggründe dahinter stecken.

Empfehlungen vs. Selbst-Entscheiden

Der Fall Wirecard zeigt, dass man sich beim Trading nicht einfach auf die Empfehlung der Experten verlassen sollte. Weder vermeintlicher, wie mancher Finanzblogger noch „echter“, wie den Aktienanalysten der Banken oder den Fondsmanagern. Denn obwohl es viele Warnzeichen gab, wurde kaum kritisch hinterfragt, Wirecard teilweise vehement verteidigt. Die Kursziele (bei einem Vor-Crash-Kurs von ca. 100€) lagen fast alle über 100€, teilweise deutlich über 200€. Keine Bank riet zum Verkauf von Wirecard.

Dass man irgendwelchen Hobby-Investoren auf Instagram nicht blind folgen sollte, erklärt sich eigentlich von selbst. Aber es waren ja nicht nur einige wenige „Hypeboys“, die ihre Wirecard-Investments gefeiert haben. Sucht man z.B. auf Instagram nach dem #wirecard gibt es neben einigen wenige Posts von Nachrichtenseite, die über die immer wieder verschobenen Termine für die Bilanzpressekonferenz berichten, kaum negative oder überhaupt neutrale Beiträge im den ersten fünf Monaten. Anscheinend waren sich also alle einig. Nur wenige Investoren sind im Juni noch vor dem Kurssturz ausgestiegen bzw. haben dies öffentlich gemacht.

Die Moral von der Geschicht‘

Diversifikation ist der beste weg zur Risikominimierung. Das gilt immer, egal ob mit einem Einzelaktien-Portfolio oder – weniger umständlich – gleich mit ETFs. Wer z.B. statt in Wirecard selbst in den DAX investiert ist, konnte diese Woche ein Plus von 3,19% verbuchen, obwohl Wirecard als eine von 30 DAX-Aktien im gleichen Zeitraum um -73,6% fiel.

Selbst-Entscheiden ist und bleibt wichtig. Am besten auf Basis dokumentierter Fakten und Erwartungen beim Kauf. Und anschließend in regelmäßigen Abständen daraufhin überprüft, ob diese Kaufgründe weiterhin passen. Wer selbst entscheidet, kann zwar niemand anderen verantwortlich machen für Fehler – lernt dafür aber auch dazu.

Einzelaktien bieten höhere Rendite bei höherem Risiko – und erfordern mehr Aufwand. Wer in Einzelaktien investieren möchte, braucht Zeit und Lust, sich regelmäßig mit den Unternehmen auseinander zu setzen. Auch ein breit diversifiziertes Portfolio von Einzelaktien eignet sich für die langfristige Geldanalage, bedarf aber mehr Aufmerksamkeit als der „ETF-Sparplan-Autopilot“.

Kurzfristig-orientiertes Trading ist nicht das gleiche wie langfristig-orientiertes Investieren. Aktieninvestments in ETFs für die Altersvorsorge und spekulative Wetten auf einzelne Titel sind einfach nicht das gleiche. Das Wirecard-Debakel sollte hoffentlich niemanden abhalten, jetzt trotzdem mit seinem ETF-Sparplan zu beginnen.

Die hohen Zuwachsraten bei den Depoteröffnungen sind daher aus meiner Sicht ein ambivalentes Signal. Ich bin noch nicht davon überzeugt, dass Deutschland zukünftig ein Land der Aktionäre wird. Zwar bot die Corona-Krise tatsächlich kurzfristig gute Einstiegskurse. Aber wer mit einem Anlagezeitraum von 15+ Jahren rechnet und regelmäßig investiert (statt nur einen Einmalbetrag bei vermeintlich „guten Gelegenheiten“), der kann es komplett egal sein, wann sie ihren Sparplan startet. Der beste Zeitpunkt ist gestern, der zweitbeste heute.

Ich investiere für den langfristigen Vermögensaufbau. Kurzfristig orientiertes Trading finde ich eher anstrengend als spaßig. Ich persönlich betrachte Investments in Einzelaktien eher unter dem Blickwinkel der „Liebhaberaktien“. Als Aktionär ist man Eigentümer des Unternehmens. Wenn man sich dann auch noch mit den Produkten des Unternehmens identifizieren kann, macht es direkt mehr Spaß, sich up-to-date zu halten über das Unternehmensgeschehen.

Allerdings sollte man trotz aller „Liebhaberei“ trotzdem nie die kritische Distanz verlieren. Bei klaren Warnzeichen, die man sich selbst beim Kauf als Trigger gesetzt hatte, musst du auch bereit sein, wieder zu verkaufen. Sonst endest du noch wie die Wirecard-Fans, die diesen Freitag plötzlich mehrere zehntausend Euro weniger im Depot hatten als noch Anfang der Woche…

Bist oder warst du in Wirecard investiert? Warum bzw. warum nicht (mehr)? Welchen Anteil machen Einzelaktien in deinem Portfolio aus? Wie viel Zeit investierst du in die Analyse der Titel vor dem Kauf? Und nach dem Kauf?

2 Replies to “Was kann man aus dem Wirecard-Kurssturz lernen? // Deutsche Aktionärskultur”

  1. Für mich zeigt die causa wirecard sehr deutlich, wie viele Kleinanleger wenig mit Bilanzen und der Bedeutung etwaiger Bilanzmanipulationen anfangen können. Was ich hierzu in letzter Zeit gelesen habe – „ist doch nicht schlimm wenn die 1,9mrd weniger haben, das Geschäftsmodell ist trotzdem toll“. Wenn man das Ausmaß nicht ins Verhältnis zur Bilanzsumme und zum ausgewiesenen Eigenkapital stellt, kann man das noch so lapidar sagen, aber ansonsten…
    Vor einigen Wochen war der beste und seriöseste Kommentar in einer Facebook Gruppe sinngemäß, dass man nachdem unklar ist in welchem Ausmaß die Bilanz manipuliert wurde, keine Empfehlungen oder Kursziele aussprechen kann, weil es keine verlässliche Bewertungsgrundlage gibt.
    Ich denke auch, dass sich viele Kleinanleger die Finger gehörig verbrannt haben, und beäuge kritisch wer jetzt alles meint, man müsste gegen EY gerichtlich vorgehen. Es sind halt alle anderen Schuld…

    1. Hallo Medea,
      Danke für deinen Kommentar. Ich sehe das genauso! Teilweise erstaunlich, wie wenig Finanzwissen dann leider doch vorhanden ist. Ich bin jetzt auch kein Bilanzierungsexperte, aber das muss man ja auch nicht sein, um diesen Fall hier als kritisch einschätzen zu können.
      Ich kann diese Kommentare auch nicht mehr lesen: „Aber das Geschäftsmodell von Wirecard ist doch eigentlich solide“. Wenn operativ alles tiptop laufen würde und die Gewinne nur so sprudelten… müsste man dann seine Bilanz fälschen? Und ob man jetzt nur „ein bisschen“ oder im großen Ausmaß seine Bilanz fälscht, es bleibt Betrug. Dem Unternehmen kann man als Aktionärin doch nicht weiterhin vertrauen?!
      Viele Grüße
      Jenni

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