Warum schreibst du einen Blog? // Intro

Lesezeit: 7 Minuten

Schon seit vielen Monaten spiele ich mit dem Gedanken, einen Blog zum Thema FIRE (Financially Independent, Retired Early) bzw. „finanzielle Unabhängigkeit“ zu starten. Einen Namen hatte ich auch schnell im Kopf, die Domain war noch frei – aber so richtig angefangen habe ich dann ewig nicht. Zu groß waren die kritischen Stimmen in meinem Kopf: „Interessiert das überhaupt jemanden?“

  • „Hast du genug Ideen für Artikel / Themen?“
  • „Wie reagieren Bekannte (und dein Arbeitgeber/Kollegen), wenn sie von deinen FIRE-Plänen (erst) durch den Blog erfahren?“
  • „Wie soll ich bloß als Hobby-Blogger alle geltenden Gesetze (Impressumspflicht, DSGVO, etc.) einhalten, ohne abgemahnt zu werden?“

Warum ich diesen Blog schreiben will

FIRE ist in Deutschland noch ein vergleichsweise unbekanntes Thema – und das sollte sich meiner Meinung nach ändern. Es gibt zwar in letzter Zeit immer mal wieder Zeitungsartikel (z.B. hier, hier und hier) und auch ein paar Fernsehbeiträge (z.B. mit Oliver von Frugalisten.de), aber oft wird dann doch ein wenig differenziertes Bild der FIRE-Bewegung gezeichnet, die eigentlich sehr vielschichtig ist. Diese Vielschichtigkeit möchte ich stärker beleuchten und meine eigene Situation und meinen Weg in Richtung FIRE beschreiben, um eine weitere, andere Perspektive zu bieten.

Es ist super, dass sich in letzter Zeit die (mediale) Aufmerksamkeit für die FIRE-Bewegung gesteigert hat und es einige neue Köpfe gibt, die auf Social Media sehr aktiv das Thema oder ähnliche Finanzthemen bewerben. Allerdings wirkt es auf mich bei manchen Angeboten / Webseiten so, als ob es dann doch im Kern darum geht, das eigene eBook oder Webinar zu verkaufen (z.B. bei Jan Dudek, der neulich über die Facebook-Werbung in meinem Newsfeed gelandet ist).

Versteht mich nicht falsch, ich finde es gut, dass z.B. Madame Moneypenny oder Fräulein Finance ihre Begeisterung für Finanzthemen zum Beruf gemacht haben und daher logischerweise auch Geld verdienen wollen mit ihren Angeboten (guter Content darf Geld kosten!).

Was mich allerdings stört, ist die Tatsache, dass es bei diesen professionellen Anbietern nicht mehr möglich ist, eine persönliche Verbindung herzustellen mit seiner eigenen Situation. Eine Selbstständigkeit im Bereich „Finanz-Coaching“ ist nicht wirklich kopierbar für die meisten, daher helfen die Tipps mir persönlich oft nicht wirklich weiter. Als Selbstständiger (egal in welchem Bereich) hat man ganz andere Chancen, Risiken und Herausforderungen als ein Normalo-Angestellter. Auch brauche ich keine Tipps zum Thema Work-Life-Balance oder ein „Lebenscoaching“. Ich möchte über FIRE sprechen, ohne dir dabei etwas verkaufen zu wollen oder mich als Coach zu profilieren.

Was macht dieses Blog (hoffentlich) anders?

Ich möchte in meinem Blog stärker als andere darauf eingehen, welche super-guten Startbedingungen ich selbst für FIRE mitbringe. Erst diese Transparenz und das daraus resultierende Bewusstsein für die eigene Ausgangsposition erlauben es meiner Meinung nach einem FIRE-Blog-Leser, den eigenen, richtigen und realistisch möglichen Weg zu FIRE oder auch „nur“ einem gut abgesicherten Rentenalter ohne Geldsorgen zu finden. Je nach eigener Ausgangslage sind andere Wege und Ziele (to [FI]RE or not to FIRE?) für einen selbst das Richtige. FIRE ist kein Selbstzweck. Ich hoffe, dass durch das bessere Verständnis meiner Ausgangslage, meiner Ziele und meines Wegs auch anderen klarer wird, was sie machen wollen und wie sie es angehen können.

Ein weiterer Beweggrund für diesen Blog war für mich, dass mir das Thema finanzielle Bildung am Herzen liegt. Die Deutschen sparen weiterhin auf sicheren Sparbüchern, mit Festgeld und Tagesgeldkonten und vernichten in der aktuellen Niedrigzins- bzw. Nullzinsphase so langsam aber sicher ihr Geld. Gerade für junge Menschen kommt dazu noch die Gewissheit, dass die „normale“ staatliche Rente auf keinen Fall reichen wird – gleichzeitig aber auch oft eine völlige Planlosigkeit, was man denn tun muss (und wie viel jetzt genau zu sparen ist), damit es am Ende doch irgendwie ein ganz schönes Leben im Alter werden kann. Gerne würde ich mich in diesem Bereich auch „offline“ mehr engagieren, aber das ist dann etwas für meine RE-Zeit.

Warum ich diesen Blog nicht schreiben wollte

„Interessiert das überhaupt jemanden?“

Tja, das ist eine berechtigte Frage. Eine echte Antwort habe ich nicht – aber selbst wenn es niemanden interessiert ist es auch nicht schlimm. Bloggen als „moderne Form des Tagebuchs“ hilft mir dabei, meine Gedanken zu strukturieren und meinen Weg zu FIRE für später zu dokumentieren. Lass mich gerne in den Kommentaren wissen, welche Themen dich interessieren!

„Hast du genug Ideen für Blog-Themen?“

Ideen haben ich bereits unzählige in meinem Kopf, da habe ich tatsächlich gar nicht mehr so die Bedenken wie zu Anfang meiner Gedankenspiele über einen Blog-Beginn. Mein Problem wird eher die Zeit sein, die Artikel zu verfassen. Laut einer 3-Minuten-Recherche vor Beginn des ersten (dieses!) Artikels ist die optimale Blog-Beitragslänge etwa 1.500 – 2.500 Wörter bzw. 7 Minuten Lesezeit. Das ist ganz schön viel (hier an diesem Punkt sind wir gerade mal bei 900 Wörtern)! So viel Textproduktion in einem hektischen Alltag (haben wir den nicht alle?) unterzubringen wird bestimmt nicht leicht. Mein Plan ist, immer etwas vorzuarbeiten und dann ungefähr einen Artikel pro Woche zu veröffentlichen. Ob das klappt, werden wir sehen!

„Wie reagieren Bekannte (und dein Arbeitgeber/Kollegen), wenn sie von deinen FIRE-Plänen (erst) durch den Blog erfahren?“

Über diesen Punkt habe ich sehr lange nachgedacht und auch viel recherchiert. In Deutschland ist es unmöglich, einen Blog als Einzelperson rechtssicher zu betreiben (siehe auch den nächsten Absatz), wenn man nicht seine Identität offenlegem möchte. Anonymes schreiben ist so gut wie unmöglich. Zusätzlich ist es natürlich auch deutlich einfacher, Leser für seinen Blog zu gewinnen, wenn man ihn im Freundes- und Bekanntenkreis, z.B. auf Facebook oder LinkedIn entsprechend bewirbt. Ich habe im Vorfeld zum Blog-Start immer mal wieder Leuten von meinen FIRE-Plänen erzählt. Meist waren die Reaktionen interessiert-freundlich, manchmal stieß die FIRE-Philosophie auch auf offenes Unverständnis oder nur wenig versteckte Ablehnung. Allerdings haben mir gerade diese Gespräche und Rückfragen einigen Stoff geliefert für den Blog. Die Vorurteile, schnellen Schlüsse, Missverständnisse und Fragen aus diesen Gesprächen werde ich nutzen, um meine ganz persönliche Definition von FIRE besser zu erklären.

Meine größten Bauchschmerzen hatte und habe ich in Bezug auf meinen Arbeitgeber. Ich arbeite in einer Bank, habe also auch beruflich mit der Finanzindustrie zu tun. Unabhängig von der Branche stellt es aber immer ein gewisses Problem dar, öffentlich von seinem Ziel, möglichst früh in Rente gehen zu können, zu berichten und gleichzeitig vom Arbeitgeber und Kollegen als motiviertes und verlässliches Teammitglied wahrgenommen zu werden (auch wenn FIRE damit nichts zu tun haben muss!). Für mich ist das kein Widerspruch, aber da bin ich vielleicht auch speziell. Diesem doch recht komplexen Thema möchte ich gerne einen eigenen Artikel widmen.

„Wie soll ich bloß als Hobby-Blogger alle geltenden Gesetze einhalten, ohne abgemahnt zu werden?“

Wie eben bereits beschrieben, habe ich lange dem Traum hinterher gehangen, anonym bloggen zu können. Das ist in Deutschland aber nicht wirklich rechtssicher möglich. Klar, da muss erst einmal einer kommen, der irgendeinen kleinen 08/15-Blog abmahnt. Aber dieses Risiko wollte ich trotzdem nicht eingehen. Ich habe mich über die verschiedenen Themen wie Impressumspflicht / TMG, DSGVO etc. so gut es eben geht informiert. Ich freue mich aber über jeden Hinweis in den Kommentaren, was ich ggf. noch nicht bedacht habe oder ändern muss! Vielen lieben Dank 🙂

Worüber ich schreiben möchte

Nachdem ich mir monatelange über diese Nichtigkeiten Gedanken gemacht habe und gleichzeitig eine Menge los war in meinem Leben (u.a. ein neuer Job und ein Umzug – Ausreden hat man immer!), fange ich jetzt tatsächlich an: Wort für Wort und Artikel für Artikel soll so ein Blog entstehen, der Einblicke bietet in meine Gedankenwelt zu FIRE und Finanzen, meinen Weg und meine Ziele aufzeigt und dabei dir und mir hoffentlich auch noch Spaß beim Schreiben bzw. Lesen bereitet.

Ich möchte die verschiedenen Arten von FIRE bzw. finanzieller Unabhängigkeit vorstellen, z.B. „Barista FIRE“ oder „lean vs fat FIRE“ und die Überschneidungen mit anderen Philosophien wie Frugalismus, Minimalismus, Post-Wachstum, Nachhaltigkeit, etc. diskutieren. Gerade bei den Beweggründen, warum sich Menschen für FIRE und z.B. Minimalismus begeistern, gibt es große Überschneidungen, aber zum Teil auch Gegensätzliches oder Widersprüchliches. Manchmal hat ein auf FIRE ausgerichtetes Leben auch unbewusste Nebeneffekte, z.B. kann starker Frugalismus bedeuten, dass man sich rein vegetarisch ernährt und damit automatisch eine bessere Ökobilanz hat. Möglichst immer die günstigste Option zu wählen kann aber dazu führen, dass man Produkte kauft, die nicht unbedingt unter guten, fairen Bedingungen hergestellt wurden. Diese und weitere Konflikte und Überschneidungen möchte ich genauer anschauen.

Ebenso will ich auf die vielfältigen Wege eingehen, wie Leute finanziell unabhängig werden bzw. werden können. Egal ob man als Selbstständiger, Angestellter, Beamter oder auf ganz andere Art Geld verdient; es gibt einige Gemeinsamkeiten, aber auch reichlich Unterschiede, wie sich die Anspar- bzw. Rentenphase gestalten lässt, z.B. beim Thema Krankenversicherung. Besonders auf die Situation von Angestellten werde ich näher eingehen, da ich selbst eine bin.

Worüber ich nicht im Detail schreiben möchte, sind Investitionsmöglichkeiten bzw. Aktien- und Depotthemen. Hier gibt es bereits viele hilfreiche, spezalisierte Angebote, z.B. das Wertpapierforum oder den Der Finanzwesir rockt Podcast. Ich bin kein Investment-Spezialist oder Finanzprofi, weder Steuerberater noch Anwalt, und interessiere mich mehr für die „philosophischen“ Fragen rund um FIRE als für die Optimierung der letzten Nachkommastelle meiner Investmentrendite.

Wer ich bin

Hallo Welt!

Zuletzt noch kurz zu mir als Person: Ich bin 29 Jahre alt, seit 5 Jahren berufstätig und derzeit in einer Bank tätig. Vorher habe ich in einer Strategieberatung gearbeitet. Zusammen mit meinem Freund lebe ich seit dem Berufsstart in Frankfurt, vorher haben wir in Heidelberg studiert. Ursprünglich komme ich allerdings aus dem Norden Deutschlands – daher vermisse ich auch regelmäßig zur Weihnachtszeit meine geliebten Schmalzkuchen, die man hier „unten im Süden“ einfach nicht findet.

Ich habe im Studium bereits einmal als Nebenjob für einen Blog geschrieben, damals zu den Themen Naturwissenschaft und Technik. Allerdings ist dies hier jetzt mein erster eigener Blog. Daher freue ich mich sehr über jedes Feedback (positiv und negativ!), jeden Kommentar, die Diskussionen in den Kommentaren und darauf, noch eine Menge dazuzulernen.

Wie bist du auf meinen Blog gestoßen? Welche Themen interessieren dich? Worüber würdest du gerne mehr erfahren?

Bis bald!

Jenni a.k.a. Dagoberts Nichte

6 Replies to “Warum schreibst du einen Blog? // Intro”

  1. Toller Artikel. Ich bin irgendwie zufällig auf deinen Blog gestoßen und war total begeistert. Habe mir jetzt vorgenommen jeden Morgen einen Artikel zu lesen, sodass ich deine tollen Beiträge auch wirklich alle aufnehmen kann.

    Finde das Thema unheimlich spannend und deinen Schreibstil super sympatisch und echt angenehm zu lesen. Danke dir also vielmals für diesen Blog und die Zeit, die du hier hinein investierst.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert