Wie sieht dein Depot aus? (Teil 3) // Branchen-Diversifikation

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In Teil 2 habe ich die Verteilung meines Depots auf verschiedene Regionen und große Länder analysiert und dabei festgestellt, dass es innerhalb der einzelnen Regionen immer noch einiges an Dysbalancen auszugleichen gibt in meinem Depot. Doch wie sieht es hinsichtlich der Industrien aus, in die in investiert bin? Sind diese ähnlich schief oder (durch Zufall?) deutlich besser diversifiziert?

Branchenspezifische Positionen in meinem Depot

In meinem Depot befinden sich nur wenige Positionen, die explizit einen Fokus in einer bestimmten Industrie haben. Zunächst sind meine drei Einzelaktien natürlich hochgradig industriespezifisch:

  • Die Deutsche Telekom zähle ich zu „IT und Telco“
  • Hannover Rück ist eindeutig im Bereich „Finanzen“ aktiv
  • LVMH habe ich der Kategorie „Verbrauchsgüter“ zugeschlagen, auch wenn die Luxusartikel des Konzerns wenig vergleichbar mit den Produkten klassischer Konsumgüter-Hersteller wie Nestlé oder Procter & Gamble sind.

Hinzu kommen meine drei thematisch fokussierten Fonds/ETFs mit Fokus auf Immobilienunternehmen, auf Immobilien als Anlageobjekte selbst und auf Unternehmen aus der Wasserbranche . Die ersten beiden habe ich für diese Analyse der Kategorie „Immobilien“ zugeschlagen, der Wasserfonds ist in der Kategorie „Sonstiges“.

Zuletzt besitze ich einen ETF auf ein Subset des MSCI USA, der nur Unternehmen enthält, die vom Indexanbieter der Kategorie „Consumer Discretionary Spending“ zugeordnet wurden. Ich hatte ehrlich gesagt total vergessen, dass ich diesen ziemlich spezifischen ETF, der sowohl regional als auch von der Unternehmensausrichtung her eingeschränkt ist, überhaupt besitze. Dieser ETF investiert in amerikanische Unternehmen, die antizyklische Konsumgüter und Luxusgüter herstellen bzw. verkaufen, wie z.B. Amazon, McDonalds, Nike, Starbucks. Ich habe ihn dementsprechend der Kategorie „Verbrauchsgüter“ zugeordnet.

Meinen Staatsanleihen-Fonds musste ich aus dieser Analyse natürlich ausschließen. Meine anderen ETFs (mehr als 80% meines Portfoliowerts) sind nicht auf spezifische Industrien, sondern immer auf Länder oder Regionen fokussiert. Ich denke daher, dass die Anteile der verschiedenen Industrien recht gut an eine diversifizierte Benchmark herankommen werden. Über eine bereits recht gute regionale Diversifikation bin ich quasi automatisch auch hinsichtlich Industrien diversifiziert. Doch die Analyse dieser Hypothese war leider gar nicht so einfach…

Problem 1: Uneinheitliche Nomenklatur

Im Vergleich zur Analyse der Länder ist es deutlich schwieriger, herauszufinden, in welche Industrien man investiert ist. Jeder Fonds/ETF-Anbieter nutzt nämlich eine andere Klassifizierung der Unternehmen innerhalb des Fonds. Manche halten sich an die ICB-Klassifizierung, andere an die GICS-Klassifizierung, andere an keine der beiden – und diese sind nicht immer gut miteinander vergleichbar. Manchmal gibt es spezifische Sub-Kategorien, wie „Konsumgüter“ und „zyklische Konsumgüter“, manchmal nicht. Ein Anbieter sortiert ein Unternehmen in die Kategorie „Pharma“ ein, während das gleiche Unternehmen auf einer anderen Webseite als Teil der Kategorie „Gesundheitswesen“ oder „Biotechnologie“ gezählt wird.

Problem 2: Mischkonzerne

Hinzu kommt, dass viele Groß- und Mischkonzerne wie z.B. Samsung gar nicht unbedingt klar einer Kategorie zugeordnet werden können. Ist Samsung ein Technologie- und Telekommunikationskonzern (mit seinen Smartphones, Laptops, etc.) oder ein Industrieunternehmen (Samsung war 2010 der zweitgrößte Schiffbauer der Welt) oder doch ein Finanzunternehmen (immerhin der 14.-größte Lebensversicherer der Welt)? Es wäre ein großer Aufwand, für jede einzelne Aktie in jedem ETF noch einmal einzeln die Industrien zu recherchieren, in denen das Unternehmen aktiv ist. Was würde man da überhaupt nehmen? Den Anteil einer Industrie am Umsatz des Unternehmens oder lieber am Gewinn, der als Dividende ausgeschüttet wird?

Problem 3: Benchmark-Datenlage

Als drittes Problem stellt sich die Suche nach einer sinnvollen Benchmark heraus. Das Welt-BIP nähert als Benchmark die Verteilung der Wirtschaftkraft auf die verschiedenen Länder und Regionen recht gut an. Beim Thema Industrien wird auf globaler Ebene meist nur entlang der Drei-Sektoren-Hypothese in „Landwirtschaft/Rohstoffgewinnung“, „Produzierendes Gewerbe/Rohstoffverarbeitung“ und „Dienstleistungen“ unterschieden. Aber auch hier gibt es oft unterschiedliche Zuordnungen einzelner Wirtschaftstätigkeiten, insbesondere beim Thema Rohstoffgewinnung, was oft auf Landwirtschaft beschränkt wird.

Warum nur eine Benchmark, wenn auch zwei gehen?

Als Benchmark für die Industrie-Anteile in meinem eigenen Portfolio habe ich mich für zwei globale Indizes entschieden: Der FTSE All World und der MSCI All Country. Diese beiden ETFs enthalten jeweils mehrere tausend Aktien aus allen möglichen Ländern und decken damit einen Großteil des weltweiten Kapitalmarkts ab:

  • Der FTSE All World Index besteht aus ca. 3.900 Positionen aus 49 Industrie- und Schwellenländer und deckt mehr als 90% der weltweit investierbaren Marktkapitalisierung ab.
  • Der MSCI All Country World Index besteht aus ca. 3.000 Positionen aus 49 Ländern (23 Industrie- und 26 Schwellenländer) und deckt ungefähr 85% der weltweiten Marktkapitalisierung ab.

Als Grundlage für die Analyse der enthaltenen Industrien habe ich hauptsächlich die Übersichten der ING genutzt, da ich diese auf Grund ihres hohen Aggregationslevels am übersichtlichsten finde. Trotzdem musste ich hier und da einzelne Industrien zusammenrechnen, andere Quellen nutzen oder Anteile in der Kategorie „Sonstiges“ parken. Für die beiden Benchmark-Indizes habe ich direkt in deren oben verlinkten Factsheets nach dem Branchensplit gesucht.

Meine Analyseergebnisse

Industrien in meinem Depot
Die von mir gewählten Industrie-Kategorien konnte ich meist wiederfinden und zuordnen, nur die Kategorie „Verbrauchsgüter“, auch oft „(zyklische/antizyklische) Konsumgüter“ genannt, war etwas schwieriger zu aggregieren, da hier absolut keine einheitliche Einteilung über verschiedene ETF-Anbieter existiert. Manchmal musste ich bei der kreativen Benennung der im ETF enthaltenen Branchen auch echt rätseln und habe mich dann im Zweifel für die Kategorie „Sonstiges“ entschieden, die daher recht hoch ist.

Wie man in der Grafik gut sehen kann, sind die Unterschiede zwischen den beiden Indizes teilweise überraschend groß. 6 Prozentpunkte Unterschied bei „IT und Telco“, was insbesondere auf die unterschiedliche Gewichtung des Sektors Telekommunikation zurückzuführen ist: 9,37% Communication Services im MSCI ACWI und nur 2,77% Telecommunications im FTSE AWI.

Mich persönlich hat überrascht, dass ich in diesem Sektor relativ gesehen leicht unterinvestiert bin. Denn nimmt man die expliziten Spezialfonds heraus, gibt es nur einen einzigen ETF, den ich gar nicht dem Bereich IT und Telco zugeordnet habe: Der deutsche MDAX. Hier enthalten sind zwar durchaus IT-Unternehmen wie TeamViewer, United Internet und die Software AG. Ihr Anteil ist aber anscheinend zu klein, sodass sie in meiner Analyse unter „Sonstige“ einsortiert wurden.

Die Zusammensetzung meines MDAX ETFS (LU1033693638) laut ING Homepage. Möglicherweise ist hier auch einfach ein Fehler in der Datenquelle.

An dieser Stelle sieht man die Unschärfe der Analyse. Für jeden ETF/Index allerdings selbst zu recherchieren, welche Unternehmen darin enthalten sind, und diese Unternehmen dann nach einer einheitlichen Klassifizierung bezüglich ihrer Branche zu bewerten, würde den akzeptablen Aufwand für meinen kleinen Hobby-Blog dann aber doch deutlich sprengen 😉

Mein Fazit hinsichtlich der Diversifikation meines Portfolios

Wie ich in Teil 1 dieser Mini-Serie erklärt habe, analysiere ich mein Depot, weil ich es ein wenig umbauen möchte. Insbesondere möchte ich einen aktiv gemanagten Fonds mit Europa-Fokus verkaufen und das Geld in ETFs reinvestieren. Durch die Analyse der Länder und Regionen, in denen ich investiert bin (in Teil 2), habe ich schon ein paar Ideen generiert, wie ich das Geld aus dem Verkauf am besten anlegen kann, um eine noch bessere regionale Diversifikation zu erreichen. Mit der Diversifikation nach Industrien bin ich bereits recht zufrieden und denke, dass ich hier über einen vernünftige regionale Diversifikation weiterhin quasi automatisch auch eine Branchen-Diversifikation erreichen kann. Wie der Umbau meines Portfolios jetzt konkret aussehen wird, dazu schreibe ich im nächsten Teil mehr.

Hast du dir auch bereits die verschiedenen Industrien angeschaut, in denen du investiert bist? Setzt du besonders stark auf einzelne „Zukunftsbranchen“? Wie gut diversifiziert findest du dein Portfolio bereits?

One Reply to “Wie sieht dein Depot aus? (Teil 3) // Branchen-Diversifikation”

  1. Hallo Jenni,

    schöne Analyse, sollte ich irgendwann auch mal für mein Portfolio machen! Besonders interessant finde ich die Unterschiede zwischen FTSE und MSCI All World, war mir so garnicht bewusst. Das sollte sich langfristig schon auf die Performance auswirken, nur kann leider niemand vorab wissen wie 🙂

    Gruß, Georg

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