Was kannst du aus Rap-Songs über Geld lernen? // Hip Hop Finanztips

Lesezeit: 9 Minuten

Die Prämisse dieses Artikels mag dich überraschen. Ist Hip Hop nicht die Musikrichtung, in der hauptsächlich über Geld ausgeben, z.B. für schnelle Autos, Alkohol und Drogen, Goldketten und anderen Schmuck wie Luxusuhren gerappt wird? Wenn es ums Geld einnehmen geht, stehen dann nicht meist illegale Wege wie Drogenhandel im Fokus?

Im Großen und Ganzen mag das stimmen, aber das heißt nicht, dass man aus Raps nicht trotzdem etwas über Geld und Finanzen lernen kann. Denn natürlich kann man nie ein ganzes Genre über einen Kamm scheren. Und dieses Image basiert größtenteils auch einfach auf Vorurteilen von Leuten, die nur oberflächlich hingehört oder hingesehen haben. Denn gerade bei Rap muss man oft genau zuhören, um die Wortspiele und Mehrdeutigkeiten zu verstehen.

Ich möchte heute die aus meiner Sicht besten Finanzzitate aus Hip Hop Songs mit dir teilen und habe einige der Songs auch direkt als Musikvideo verlinkt. Der Klick auf den Titel und Interpreten unter dem Zitat führt direkt zum vollständigen Songtext – und die lohnen sich meist, vollständig zu lesen!

Fangen wir direkt mit Hip Hop Weisheiten zu zwei der ältesten Fragen zum Thema Geld an:

Ist Geld die Lösung aller Probleme? Macht (mehr) Geld glücklich(er)?

Zur Frage, ob Geld glücklich macht oder die „Lösung für alle Probleme“ ist, gibt es auch im Hip Hop verschiedene Meinungen. In dem frühen Hip Hop Klassiker „It’s like that“ aus den 80ern, der Ende der 90er durch einen Remix erst so richtig durchstartete, legen sich Run-D.M.C. recht klar fest:

Money is the key to end all your woes
Your ups, your downs, your highs and your lows
Won’t you tell me the last time that love bought you clothes?
It’s like that, and that’s the way it is

It’s like that – Run-D.M.C.

Doch ganz so einfach ist es dann vielleicht doch nicht. Biggie, Ma$e und Puffy lamentieren Ende der 90er, dass mehr Geld auch mehr Probleme mit sich bringt:

It’s like the more money we come across
The more problems we see

Mo‘ money, mo‘ problems – The Notorious B.I.G.

Im ziemlich amüsanten Videoclip zu diesem Song sagt Puffy während des Interviews mit ihm nach dem titelgebenden Ausspruch „mo‘ money, mo‘ problems“ sogar noch den Zusatz „that’s just the way it is“. Vielleicht eine Referenz auf den Run-D.M.C. Track?

Ob Geld nun wirklich alle Probleme lösen kann oder nur neue schafft, kommt wahrscheinlich darauf an, welche Probleme man gerade hat. Es gibt verschiedene wissenschaftliche Studien, die zum Teil schon bei 60.000 Euro Jahreseinkommen pro Person, mal erst später einen abnehmenden Grenznutzen von mehr Einkommen postulieren. Wo sich die Studien aber einig sind: Wenn Menschen nur knapp über dem Existenzminimum oder sogar darunter leben, dann macht sie mehr Geld sogar sehr viel glücklicher als vorher.

Kanye West fasst das sehr treffend zusammen:

Havin‘ money’s not everything,
not havin‘ it is

Good Life – Kanye West

Was wirklich zählt im Leben ist nicht Geld

Doch die wenigsten Menschen hören auf, nach mehr Geld zu streben, wenn erst einmal alle ihre Grundbedürfnisse ausreichend abgedeckt sind. Warum?

Nas, einer der gefeiertsten East-Coast-Rapper der 90er, warnt davor, sein Lebensglück auf materiellen Dingen, flüchtigen Eroberungen oder Geld an sich aufzubauen:

What you base your happiness around?
Material, women, and large paper?
That means you inferior, not major.

No idea is original – Nas

Aus meiner Sicht ist es tatsächlich sehr wichtig, sein eigenes Warum? für den Vermögensaufbau zu kennen. Dann fällt einem nicht nur das Sparen an sich leichter, sondern es erhöht sich auch die Motivation, durch seine Arbeit Geld zu verdienen, da man auf ein Ziel hinarbeitet, statt nur zu versuchen, von etwas (z.B. dem häufig bemühten metaphorischen „Hamsterrad“) weg zu kommen.

Geld ist nur Mittel zum Zweck

Das Ziel sollte dabei auch nicht einfach nur ein möglichst hohes Vermögen sein. Bei FIRE oder finanzieller Unabhängigkeit wird leider oft ausschließlich über die finanzielle Seite (Renditeoptimierung, Entnahmestrategien) gesprochen. Auch in vielen Blogs und Forendiskussionen wird hin und wieder vergessen, dass es im Kern doch darum geht, durch den Vermögensaufbau mehr Zeit und Freiheit zu erreichen. Dazu ist oft gar kein großes Vermögen notwendig.

Daher solltest du dich meiner Meinung nach auch nicht schlecht fühlen, wenn du nicht den derzeit gefühlt recht lauten Aufrufen motivierter Jungunternehmer / Side Hustler folgst, dir doch in deiner Freizeit noch ein Nebeneinkommen aufzubauen (und da bin ich nicht die einzige, die im Moment den Eindruck hat, dass für dieses Konzept derzeit besonders laut geworben wird). Denn gerade unsere (Frei)zeit ist doch besonders wertvoll:

They say time is money but really it’s not
If we ever go broke girl, then time is all we got
And you can’t make that back, no you can’t make that back

Mr. Nice Watch – J. Cole

Unbezahlbar: Mehr Zeit & Gesundheit

Was auch kein Geld der Welt jemals ersetzen kann ist unsere Gesundheit. Das ist kein klassisches Thema für Rapper – anscheinend irgendwie zu uncool. Nur zum Thema mentale Gesundheit – und als Grundlage dafür Integrität – findet man dann doch wieder ein paar Weisheiten, wie z.B. auf Gang Starrs letztem gemeinsamen Album:

My sense of self, and my mental health
Is much more powerful, than any hint of wealth

Peace of Mind – Gang Starr

Gerade Integrität ist ein sehr wichtiges Thema im Hip Hop. Dabei geht es um Themen wie (oft auch falsch verstandene) „Ehre“, Freundschaft & Familie und auch in gewissen Ausmaß um Ehrlichkeit. Angeben und übertreiben ist absolut akzeptiert, aber wer doch eine Scheibe zu dick aufgetragen hat oder sogar komplett gelogen hat, und erwischt wird, der muss sich auf einen ordentlichen Diss Track einstellen.

Integrität – legal, illegal, egal?

Obwohl Integrität im Hip Hop so wichtig ist, spielen dabei „klassische“ Moralvorstellungen zur Legalität des eigenen Handelns allerdings eher eine untergeordnete Rolle. Kendrick Lamar beschäftigt sich auf seinem Konzeptalbum good kid, m.A.A.d city damit und drückt wunderbar doppeldeutig aus:

Money trees is the perfect place for shade

Money trees – Kendrik Lamar

Zunächst einmal klingt diese Zeile es wie eine Bestätigung von Run-D.M.C. – der „Schatten von Geldbäumen“ als idealisierter Ort ohne Probleme. Doch „shade“ ist hier auch die Grauzone der Legalität, in die das Streben nach Geld manche führt.

Context is king

Viele amerikanische Hip Hop Künstler kommen aus „schwierigen Verhältnissen“. In den Sozialwohnungen und Stadtvierteln voller Drogen- und Bandenkriminalität verschwimmen die Grenzen der Legalität häufig oder spielen im täglichen (Er)leben einfach keine Rolle. Auch wer eigentlich rechtschaffen bleiben will, möchte am Ende des Tages doch wie alle anderen Menschen auch dafür sorgen, dass für die eigene Familie eine warme Mahlzeit auf dem Tisch steht.

In Common und Kanyes Song The Food geht es genau um diese Herausforderung, in solch einer schwierigen Situation trotzdem irgendwie, zur Not eben auch mit Drogenhandel, Geld zu verdienen. Auch wenn es nur wenig ist, ist es immer noch besser als gar nichts. Das zeigen eben auch die oben zitierten wissenschaftlichen Studien. Moralische Fragen zur Legalität des eigenen Handelns spielen in diesen Extremsituationen dann wohl nur noch eine untergeordnete Rolle.

Now the money coming slow, but a least a n*gga know
Slow motion better than (no-oh! no-oh! no-oh!)

The Food – Common & Kanye West

Zum Glück sind solche Extremsituationen, in denen es um Geld für eine warme Mahlzeit geht, in Deutschland eher selten. Auch die beiden Interpreten Common und Kanye sprechen hier nicht direkt aus eigener Erfahrung, denn beide kommen eher aus Mittelklassefamilien und sind nach dem Schulabschluss erst einmal an die Uni gegangen. Das heißt aber ja nicht, dass sie nicht authentisch über solche Probleme ihrer Landsleute sprechen können.

Rapper als Vorbilder gegen Lifestyle-Inflation?

Kanye hat die Uni dann auch übrigens auch recht bald wieder abgebrochen. Das hat er in seinem ersten Album „The College Dropout“ aufgearbeitet. Es ist eins meiner Lieblingsalben, das auch einige gute Selbstreflektionen des Künstlers zu seinem Umgang mit Geld enthält, z.B. im Song All falls down:

I got a problem with spending before I get it
We all self-conscious, I’m just the first to admit it

All falls down – Kanye West

Der Song stellt uns allen die Frage, warum wir uns nach Statussymbolen wie teuren Autos, Uhren und Markenklamotten sehnen. Geht es darum, Unsicherheit zu verstecken und innere Unzufriedenheit zu übertünchen? Was willst du anderen Menschen durch deine sichtbaren Statussymbole über dich mitteilen? Was möchtest du, dass sie über dich denken?

Wer finanzielle Unabhängigkeit anstrebt, muss sich immer wieder mental gegen Lifestyle-Inflation wappnen. Es wird immer jemandem im Bekannten- und Freundeskreis geben, der gerade ein neues cooles Gadget gekauft hat, mit neuer Kleidung aufwarten kann oder vom schönsten Luxusurlaub zurückkommt. Und Hip Hop Musikvideos sollte man sich schon mal gar nicht zum Vorbild für den eigenen Lebensstil nehmen 😉

Rapper als Vorbilder gegen Lifestyle-Inflation!

Allerdings kann man sich dann doch wieder eine Menge von Rappern abschauen, wenn es darum geht, sich nicht von der Lifestyle-Inflation seiner Mitmenschen und Peer Pressure mitreißen zu lassen. Denn in unzähligen Hip Hop Songs wird auf verschiedenste Weisen dazu aufgerufen, sich nicht um die Meinung anderer zu scheren.

Wer FIRE anstrebt wird immer wieder Zweiflern begegnen, die das Haar in der Suppe bzw. den Fehler in deinem Finanzplan suchen. Gründe, warum dein Plan garantiert nicht funktionieren wird oder prinzipiell überhaupt nicht funktionieren kann, werden dir im Laufe der Zeit viele genannt werden.

Es ist immer gut, genügend Puffer gegen Unsicherheit einzuplanen. Aber ich lasse mich durch andere nicht verunsichern. Nur weil es für andere unrealistisch erscheint, heißt es nicht, dass mein Plan tatsächlich unrealistisch ist. Ich habe viele verschiedene risikominierende Faktoren in meinen FIRE-Plan eingebaut und fühle mich wohl. Manchmal versteckt sich hinter den Fragen von Zweiflern tatsächlich gut gemeinte Sorge um meine Zukunft. Oft ist es aber dann doch nur Neid. Zum Umgang mit Neidern kann man von Rappern eine ganze Menge lernen! Mein Lieblingsspruch dazu von Lloyds Banks bzw. aus 50 Cents In da Club, den wiederum Kanye auf einem seiner Songs zitiert:

And if they hate then let ‚em hate and watch the money pile up

Good Life – Kanye West

Thug Motivation 101?

Es gibt eine Menge weitere Rap-Zitate, die als Motivation für Hustling (hier mal frei übersetzt als „Geldvermehrung“) dienen können. Doch mit eher platten Aussprüchen wie 50 Cents „Get rich or die tryin‘“ kann ich persönlich für meinen eigenen Finanzweg eher wenig anfangen. Ich bin ja doch eher der Finanztyp „Optimierer“ und nicht so sehr ein „Hustler“. Aber ein Lieblingszitat aus dieser Kategorie habe ich dann doch, auch wenn ich es eher auf Grund der lyrischen Wortspiele mit Doppelbedeutung mag statt als „persönliches Hustler-Mantra“:

I sell ice in the winter, I sell fire in hell
I am a hustler, baby, I’ll sell water to a [well / whale]

U don’t know – JAY Z

Wer Lust hat auf einen eigenen Artikel nur mit solchen Rap-Zitaten für Hustler, kann sich gerne in den Kommentaren melden! Ich habe da noch einen reichen Fundus an guten Lyrics!

Real Talk

Zum Abschluss noch zwei Zitate mit echten, direkt anwendbaren Finanztips, die tatsächlich gar nicht schlecht sind. Den Anfang macht Xzibit, der eher für seine Rolle als Moderator der MTV Show Pimp my Ride und nicht gerade für lyrische Meisterwerke bekannt ist. Doch er gibt seinen Hörern einen wertvollen Hinweis für einen guten FIRE-Plan. Wer von den Zinsen seiner Investments leben will, sollte seine Einkommensströme ausreichend diversifizieren:

Diversify you millions, you can live off the interest
Make every revenue stream flood, see where it took me

Everything – Xzibit

Im Gegensatz dazu sind Outkast bekannt dafür, in ihren Songs immer mal wieder tatsächlich wertvolle Lebensweisheiten mit ihren Hörern zu teilen:

Promise me you gon‘ stack, promise me you gon‘ ball
Promise me you’ll invest three fourth of it all

Hollywood Divorce – Outkast

Gibt es eine bessere Zusammenfassung von FIRE?! 75% Sparquote ist zwar für Durchschnittsverdiener deutlich zu ambitioniert, wenn man wie ebenfalls gefordert auch noch das Leben in vollen Zügen genießen will. Aber der Grundgedanke stimmt: Wer es schafft, gleichzeitig Spaß im Hier und Jetzt zu haben und trotzdem einen Großteil seines Gelds für die Zukunft zu investieren, der hat alles richtig gemacht bei seinen Finanzen!

Peace out 😉

Was ist dein Lieblingszitat zum Thema Geld und Finanzen? Welche Weisheiten und Zitate hast du bisher aus Songs mitgenommen? Gibt es Lyrics, die dein Leben (positiv) beeinflusst haben?

6 Replies to “Was kannst du aus Rap-Songs über Geld lernen? // Hip Hop Finanztips”

  1. Hi Jenni,
    um mal ein deutsches Beispiel zu nennen:
    Fler – „Geld macht mich geil“

    „Ich habe immer nur das eine im Kopf
    Ich denk nicht an lange Beine, ich habe scheine im Kopf
    Und wenn ich gerade keine Zeit find‘
    Suche ich wohl gerade meine Breitling
    Oder schreib für Bares ein Reim hin
    Warum ich an Kohle denk – (geld macht mich geil)
    Im Sommer Polo Hemd, im winter Pelzmantel Style
    Ich hab selbst dran gezweifelt
    Doch die Scheine schieben einfach jede Felswand bei Seite
    Nur das Geld macht mich frei“

    …mach was d’raus! 🙂

    VG
    Felix

  2. Auch wenn das überhaupt nicht mein Genre ist (da fühle ich mich beim Finanzrocker wohler), gibt Jay Z immer mal wieder gute Weisheiten von sich.

    Seine Aussage „If you can’t buy it twice, you can’t afford it“ finde ich besonders wertvoll/hilfreich. Das sollte sich eigentlich jeder auf die Handyhülle schreiben!

    1. Ja, das ist auf jeden Fall ein sehr guter Finanztip!
      Jay Z hat sowieso sehr sehr viele gute Lines gerappt und Weisheiten mit uns Hörern geteilt 🙂

  3. Super Artikel, weiter so! Oder um es mit einem Deutschrap-Zitat zu sagen, mit Fiva in „Es geht uns gut“ (aus dem hörenswerten 2009er Album „Rotwild“)… „und klar bin ich konzentriert darauf, dass aus dem wird schon werden, auch was wird; es ist nicht einfach, Erfolg ist nicht erwartbar.“

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