Warum spendest du lieber statt mehr zu sparen? // Spenden hilft – auch beim Sparen

Lesezeit: 6 Minuten

Spenden sind für mich ein fester Bestandteil meines Budgets. Wenn ich zu Jahresanfang mein Sparziel festlege und daraus meine einmaligen und monatlichen Sparraten ableite, sind Spenden immer ein fester Ausgabenblock in meiner Berechnung. Das erscheint vielleicht nicht direkt intuitiv logisch. Denn rein rechnerisch könnte ich natürlich mehr sparen, wenn ich keinen Cent spenden würde, sondern alles Geld direkt investieren würde. Ich glaube aber, dass Spenden sehr wichtig ist! Aber nicht nur als wohltätige Tat für das eigene Gewissen. Ich bin darüber hinaus überzeugt, dass gerade Spenden einem auch beim Sparen helfen kann!

Arten von Spenden

Spontane Spenden

Es gibt natürlich viele verschiedene Arten von Spenden, die etwas Gutes bewirken können auf der Welt. Neben Geld kann man auch seine Zeit spenden für ein Ehrenamt oder konkrete Gegenstände, wie Kleidung oder Kinderspielzeug, spenden. Bei den Geldspenden würde ich wiederum zwischen spontanen, kleinen und geplanten bzw. regelmäßigen, größeren Spenden unterscheiden. Spontan Spenden kann man z.B. wenn man einem Obdachlosen im Vorbeigehen einen Euro zusteckt oder an der Kasse bei der Aktion „Aufrunden, bitte!“ ein paar Cent spendet.

Restcent-Spende
Auch Kleinvieh macht Mist

Bei einem meiner ehemaligen Arbeitgeber konnte ich solch eine Restcent-Spende bei der Gehaltsabrechnung durchführen. Jeden Monat habe ich so 0,84€ von meinem Gehalt gespendet, das auf den nächsten vollen Euro abgerundet wurde. Da sich auch tausende andere Mitarbeiter bei diesem Arbeitgeber dafür entschieden hatten, kamen pro Jahr über 25.000€ zusammen. Eine Win-Win-Situation: Unterstützung für verschiedene gemeinnützige Organisationen und eine runde Summe auf dem Konto für die Mitarbeiter. Das freut jeden, der an der Tankstelle versucht, möglichst für eine runde Summe zu tanken 😉

Steuerbonus für geplante Spenden

Solche spontanen Kleinspenden können zwar genauso „Karmapunkte“ bringen, sind aber in der Regel nicht von der Steuer absetzbar. Das sollte bei solchen kleinen Summen natürlich auch nicht im Vordergrund stehen. Wer regelmäßig mehrere hundert Euro spendet, für den ist der Steuervorteil aber ein netter Nebeneffekt. Denn je nach persönlichem Durchschnittssteuersatz bekommt man einen Teil der Spenden zurückerstattet. Bei mir immerhin ca. ein Drittel der Spendensumme. Die Höchstgrenze von 20% des eigenen Einkommens als Maximalsumme, die man noch von der Steuer absetzen kann, sollte wohl für die wenigsten eine echte Beschränkung darstellen.

Warum Spenden beim Sparen hilft

Doch die Steuerrückerstattung ist nicht der Grund, warum ich überzeugt bin, dass Spenden beim Sparen hilft. Für mich haben die Spenden, die ich in meinem jährlichen Budget einplane, eher einen psychologischen als einen echten finanziellen Effekt. Ich lege immer zum Jahresanfang mein Sparziel für das kommende Jahr fest. Um dieses Ziel zu finden, schaue ich mir meine Ausgaben aus dem letzten Jahr an und erhöhe oder senke diese, je nachdem, ob ich mich mit meinem Ausgabenniveau wohl gefühlt habe.

Falls das Sparen sich irgendwann während des Jahres wie Verzicht angefühlt hat, erhöhe ich meine geplanten Ausgaben für das Folgejahr. Falls am Jahresende noch viel Geld auf dem Girokonto übrig geblieben ist, senke ich meine geplanten Ausgaben und erhöhe somit das Sparziel. Wenn ich mich wohl gefühlt habe mit meinem Ausgabenniveau im vergangenen Jahr, verändere ich nichts. Dann rechne ich nur noch aus, welchen Teil meines Einkommens ich sparen bzw. investieren kann, nämlich den Rest, der nicht Ausgabenbudget ist.

Spende. Danke.
Tue Gutes und sprich darüber.

Die Spenden sind dabei ein guter Weg für mich, um festzustellen, ob ich mich tatsächlich wohlfühle mit meinem Budget und somit auch meinem Sparziel. Mir ist sehr wichtig, dass sich Sparen nicht wie Verzicht anfühlt. Ich spende pro Jahr etwas mehr als ein halbes Netto-Monatsgehalts. Warum genau diesen Betrag, dazu komme ich gleich.

Wenn ich also meine jährliche Spendensumme (meist auf einen Schlag) an die Organisation meiner Wahl überweise, kann ich genau fühlen, ob sich das gut anfühlt und ich das Geld gerne und frei gebe. Oder ob sich diese Spende doch ein bisschen wie ein Verzicht anfühlt. Falls ja, weiß ich, dass ich dies im nächsten Jahr in meinem Budget bei der Festlegung meines Sparziels berücksichtigen muss. Die Spenden sind für mich also eine Art Lackmus-Test, der mir dabei hilft, ein entspanntes Verhältnis zu meinen Finanzen zu entwickeln bzw. beizubehalten. In diesem Sinne helfen mir die Spenden dabei, die für mich richtige Summe zu sparen, mit der ich mich wohlfühle. Spenden helfen mir also beim Sparen.

Da ich inzwischen schon einige Jahre mein jährliches Sparziel zum Jahresanfang auf die gleiche Art und Weise festlege, habe ich schon ein gutes Gefühl dafür, welches Sparziel realistisch ist und sich trotzdem nicht wie Verzicht anfühlt. Wer aber gerade erst anfängt, sich an sein ideales Sparziel heranzuarbeiten, dem kann ich nur empfehlen, Spenden explizit ins jährliche Budget aufzunehmen und dann genau in sich hinein zu horchen, ob sich das Spenden gut oder doch ein bisschen wie Verzicht anfühlt. Basierend auf diesen Gefühlen beim Spenden kannst du dann dein Budget im nächsten Jahr entsprechen anpassen.

Welche Summe ich spende und warum

Ich persönlich spende jedes Jahr ungefähr den Betrag, den ich an Kirchensteuer zahlen würde, wenn ich noch Mitglied in der Kirche wäre. Die Kirchensteuer berechnet sich auf Basis der Lohnsteuer, die mit höherem Einkommen ansteigt. In Bayern und Baden-Württemberg zahlt man 8%, in allen anderen Bundesländern 9% der Lohnsteuer als Kirchensteuer. Da ich ca. 30% meines Bruttogehalts als Lohnsteuer bezahle und in Hessen 9% Kirchensteuer zahlen müsste, käme ich auf eine jährliche Kirchensteuer von etwas unter 3% meines Bruttolohns.

Warum die Kirchensteuer als Richtwert?

Ich wurde als Baby getauft und habe mich dann auch später aus Interesse für eine Konfirmation entschlossen. Als ältere Jugendliche bzw. junge Erwachsene bin ich allerdings Atheistin geworden und hatte mir dementsprechend vorgenommen, aus der Kirche auszutreten. Den Gang zum Amt habe ich aber lange vor mir hergeschoben. Erst als die Gehaltsabrechnung meines zweiten Praktikums im Studiums ins Haus flatterte und ich dort die Kirchensteuer schwarz auf weiß sah, habe ich mich aufgerafft. Meine kleinere Schwester hat mir sofort vorgeworfen, dass ich nur aus Geldgier aus der Kirche ausgetreten sei. Aber das ist nicht wahr, es war wirklich aus Überzeugung!

Um mir diesen Vorwurf aber in Zukunft nicht immer wieder anhören zu müssen, habe ich damals entschieden, immer mindestens die Summe zu spenden, die ich auch an Kirchensteuer zahlen müsste. Denn so kann ich selbst bestimmen, wie meine Spenden verwendet werden sollen. Die Kirchen in Deutschland finanzieren zwar mit einem Teil der Kirchensteuer-Einnahmen auch sehr wichtige soziale Einrichtungen und Angebote, wie Kindergärten, Pflegeheime und andere Hilfsangebote – allerdings auch vieles, was ich nicht unterstützen möchte. Durch das Spenden an eine Organisation meiner Wahl habe ich mehr Möglichkeiten, zu kontrollieren, ob das Geld auch die von mir gewünschte Wirkung entfalten wird.

An welche Organisationen ich spende

Ich habe eine Patenschaft bei Plan International für ein Mädchen in Kamerun übernommen (336€ im Jahr). Den Rest meines Spendenbudgets spende ich jedes Jahr an eine andere Organisation. Oft an eine der Organisationen, die vom Give Well Forschungsinstitut im Sinne des „effektiven Altruismus“ besonders ausgezeichnet wurden. Die Idee des effektiven Altruismus ist, mit einer begrenzten Menge Geld die größtmögliche Wirkung erzielen zu können. Daher konzentrieren sich viele der vom Give Well Institut ausgezeichneten Organisationen auf Malaria-Prävention oder Entwurmung, da diese Krankheiten sehr günstig verhindert werden können und gleichzeitig den betroffenen Menschen eine starke Verbesserung der Lebensqualität bringen.

Ist effektiver Altruismus wirklich sinnvoll?

Orang Utan
Der Name „Orang-Utan“ bedeutet Waldmenschen.

Es gibt auch viel Kritik an dieser (zu?) rationalen Sicht auf Spenden. Ich persönlich spende auch nicht ausschließlich auf Basis dieser Philosophie, sondern viele Jahre auch an Organisationen, die ein für mich wichtiges emotionales Ziel verfolgen. Unabhängig davon, ob mit meiner Spende dann besonders effizient Menschenleben verbessert werden. Zum Beispiel spende ich häufig auch für den Schutz von Orang-Utans, einem meiner Lieblingstiere.

Was für mich aber bei jeder Spende wichtig ist – und durch die vom Give Well Forschungsinstituts empfohlenen Organisationen quasi automatisch erfüllt ist – ist, dass nur ein geringer Teil der Spenden für die Verwaltung, Marketing und Mitarbeiter ausgegeben wird, sodass möglichst viel Geld tatsächlich für den Spendenzweck eingesetzt werden kann.

Spendest du regelmäßig Geld oder Zeit oder Dinge? Setzt du dir ein festes Spendenbudget, wenn du dein jährliches Sparziel definierst? An welche Organisationen spendest du? Nach welchen Kriterien wählst du die Organisationen aus, an die du spendest? Helfen dir Spenden auch dabei, Sparen weniger als Verzicht zu empfinden?

4 Replies to “Warum spendest du lieber statt mehr zu sparen? // Spenden hilft – auch beim Sparen”

  1. Schöner Artikel zum Thema Spenden 🙂
    Ich selbst spende eher unregelmäßig, auch mal, wenn mich mein Handykalender mal wieder dran erinnert…Die letzten Spenden gingen nach Beirut nach der Explosion am Hafen, EinDollarBrille, zwei nahe Stiftungen meines Arbeitgebers, die Tafel, ein Hospiz in meiner Heimat etc. so kommen ca. 1000 Euro im Jahr an Spenden zu sammen und ich finde es für mich gut, dass ich die Summe alle paar Monate auf mehrere Hilfsorganisationen verteilen kann

    1. Haha, das habe ich ja noch nie gehört, dass jemand sich im Handy Reminder für’s Spenden setzt. Richtig stark!
      Hast du denn das Gefühl, dass dir Spenden für deine Finanzplanung helfen kann?
      Ich finde es auch gut, immer mal wieder neue und andere Organisationen auswählen zu können.
      Viele Grüße
      Jenni

      1. Mhm nee so richtig weiß ich nicht, wie mir geplante Spendenausgaben bei meiner Finanzplanung helfen können. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich bisher meine Ausgaben im Laufe des Jahres „spontan“ getroffen habe. Ich habe mir noch nie vorgenommen „dieses Jahr gibst du nur 2000 Euro für Urlaube aus“ oder „1000 Euro musst du dieses Jahr spenden“, wenn ich mit Zahlen plane, dann nur in Richtung Sparquote, Investments und Einnahmen, nie aber konkret für bestimmte „Ausgabekategorien“. Machst du sowas? Nimmst du dir vor das Jahr nur X Euro für Lebensmittel, Urlaub etc. auszugeben?
        Viele Grüße
        Viviane

  2. Ich finde es auch richtig stark von dir, dass du hier in einem Kontext, wo es um Aktien, Kapitalmärkte und Sparen geht (also ein Themenfeld, das nicht unbedingt einen altruistischen Ruf genießt) über das Thema Spenden schreibst. Und ich mache es fast genauso, indem ich einen Großteil meiner gesparten Kirchensteuer spende.

    Du entscheidest also anhand deines Gefühls, das du beim Spenden hast, ob dein Sparziel für dich passt oder du dich nicht doch unbewusst einschränkst? Auf die Idee bin ich noch nie gekommen, aber es ist eigentlich ziemlich schlau 😉 Das probiere ich demnächst auch mal aus.

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