Lohnt sich riestern für dich? // Riester für Gutverdiener

Figuren auf Münzen
Lesezeit: 10 Minuten

Der deutsche Staat bietet seinen Bürgern neben der gesetzlichen Rentenversicherung nur einige wenige staatlich geförderte Möglichkeiten, für das Alter vorzusorgen. Das bekannteste Förderinstrument ist dabei sicherlich die sogenannte Riester-Rente. Doch lohnt sich eine Riester-Rente?

Umstrittene Riester-Rente

Über die Riester-Rente wird quasi seit ihrer Einführung 2002 immer wieder gestritten. Es gibt sehr viele Artikel von Zeitungen, Finanz- und Test-Webseiten und Verbraucherschützern, die sich um die Frage drehen, ob sich ein Riester-Vertrag für die Sparer wirklich lohnt. Es gibt viele Beispielrechnungen in diesen Artikeln, bei denen meist als Fazit herauskommt, dass sich Riestern auf Grund der staatlichen Zulagen hauptsächlich für kinderreiche Familien sehr lohnt. Für viele andere sei es aber auf Grund der hohen Kosten und der geringen Flexibilität keine gute Altersvorsorgemöglichkeit. Nur Gutverdiener könnten ggf. auf Grund der Steuervorteile doch wieder von einem Riester-Vertrag profitieren.

Das klang für mich interessant, aber ein gutes Rechenbeispiel für genau meine Situation habe ich damals nicht gefunden als ich selbst vor der Entscheidung stand, ob ich einen Riester-Vertrag abschließen will. Ich hoffe daher, dass mein konkretes Beispiel anderen Personen mit einem Einkommen über 52.500€ pro Jahr weiterhilft bei ihrer Riester-Entscheidung. 52.500€ sind hier der Grenzwert für einen „Gutverdiener“, da ab diesem Einkommen der maximale Riester-Eigenbeitrag erreicht wird.

Wie funktioniert ein Riester-Rentenvertrag?

Wer als Arbeitnehmer „riestern“ und damit von den staatlichen Zulagen oder Steuervorteilen profitieren möchte, muss mindestens 4% seines jährliches Bruttoeinkommens minus aller relevanten Zulagen einzahlen, um die maximale staatliche Förderung zu bekommen. Das klingt kompliziert, ist aber mit einer kleinen Nebenrechnung, die mir mein Riester-Anbieter jedes Jahr wieder zuschickt, einfach auszurechnen.

Riester Berechnung Mindesteigenbeitrag

Allerdings ist der maximale jährliche Mindesteigenbeitrag auf 2.100€ beschränkt, sodass für alle Einkommen oberhalb von 52.500€ (=2.100€/4%) der gleiche Maximaleigenbeitrag gilt. In meinen Riester-Vertrag zahle ich jährlich 1.925€ ein, was dem Maximalbetrag von 2.100€ minus 175€ Grundzulage entspricht. Die volle Grundzulage bekommt jeder Sparer, der den Mindesteigenbeitrag einzahlt, vom Staat direkt in den Riester-Vertrag ausgezahlt. Wer Kinder hat, bekommt für jedes Kind noch weitere Zulagen, sodass sich der Mindesteigenbetrag weiter reduziert. Für nicht-arbeitende Ehepartner von Angestellten (und damit Förderberechtigten) gibt es auch eigene Regeln für die Riester-Förderung. Selbstständige können meist keinen Riester-Vertrag abschließen, aber auch für diese Personengruppe gibt es mit der Rürup-Rente ein staatlich gefördertes Altersvorsorgekonzept.

Mein Riestervertrag

Ich zahle die 1.925€ pro Jahr in vier gleichen Raten quartärlich ein und erhalte dann einmal im Jahr 175€ Grundzulage vom Staat auf das Konto überwiesen. Dazu kommen Zinsen von 0,5% p.a. auf den bisher angesparten Betrag und der Abzug einer Verwaltungsgebühr von 10€ pro Jahr. Die gab es noch nicht, als ich den Vertrag abgeschlossen habe, sondern wurde erst später von meinem Anbieter eingeführt. Die geringen Kosten (bzw. damals bei Abschluss gar keine Kosten!) waren für mich das wichtigste Entscheidungskriterium speziell für diesen Riestervertrag, einen Banksparplan.

Es gibt viele verschiedene Riester-Produkte, z.B. Banksparpläne, eine klassische Rentenversicherung, Fondssparpläne oder auch einen Bausparvertrag. Gerade auf Grund der hohen Kosten einiger dieser Produkte steht „riestern“ allerdings immer wieder in der Kritik. Ich habe daher genau hingeschaut bei der Produktauswahl. Ich könnte mit fonds-basierten Riester-Produkten sicherlich deutlich höhere Renditen erzielen als mit meinem Banksparplan, der nur Zinsen von mindestens 0,5% zahlt. Und falls die Zinsen irgendwann mal nicht mehr bei 0% oder negativ sind, wäre der Zinssatz die Umlaufrendite minus 0,5%. Nicht gerade viel!

Umlaufrendite
Umlaufrendite in Deutschland: Seit Beginn meines Riestervertrags im Jahr 2015 lag die Umlaufrendite unter 0,5%

Warum ich mich für einen langweiligen Banksparplan entschieden habe

Mir waren allerdings die geringen Kosten wichtiger als eine möglichst hohe Rendite, da für mich der Riester-Vertrag in der Kategorie „Sicherheit“ punkten soll, nicht in der Kategorie „Rendite“. In Aktien und Fonds investieren kann ich selbst kostengünstiger (und wahrscheinlich auch besser) als das eine Versicherungsgesellschaft kann. Das soll kein pauschaler „Diss“ von Versicherungsgesellschaften und anderen Riester-Anbietern sein, sondern ist einfach die Realität, die sich durch die starren Regeln ergibt, die der Staat zum Schutz der Sparer für Riesterverträge aufgestellt hat.

Der Anbieter muss nämlich sicherstellen, dass das gesamte vom Sparer eingezahlte Geld zu Rentenbeginn komplett vorhanden ist. Damit diese Regel auch dann erfüllt ist, wenn zu Rentenbeginn eines Sparers gerade der größte Aktiencrash des Jahrzehnts ist (z.B. wie wir gerade erst erlebt haben), müssen die Anbieter entweder sehr konservativ investieren und/oder teure Absicherungsmechanismen für die Depots der Sparer nutzen, was wiederum die Kosten hochtreibt.

Die tatsächlichen Regeln für Riester-Verträge, die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vor dem Start zertifiziert werden müssen, sind noch komplexer. Und durch diese Regeln bzw. ihr Produktdesign sind die Riester-Anbieter zum Teil gezwungen, in Krisen zu schlechten Kursen zu verkaufen. Genau dies ist gerade in der Krise bei fairriester.de passiert, einem der bisherigen „Lieblinge“ unter den Riester-Anbietern, da das noch junge Unternehmen mit günstigen Kosten und gleichzeitig hohen möglichen Renditen durch fonds-basierte Produkte geworben hat. Der Aufschrei unter den Kunden war groß.

Auch an Riester-Banksparplänen gibt es natürlich Kritik, insbesondere von Versicherungsgesellschaften. Denn die Versicherer, die jahrzehntelange Erfahrung mit der Auszahlung von angesparten Beiträgen als lebenslange Renten haben, trauen dies den Banken nicht zu. Inzwischen gibt es auf Grund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds sowieso keine Banken mehr, die einen Riester-Banksparplan anbieten. Um so wichtiger ist es, bei fonds-basierten Riester-Produkten vor einem Abschluss sehr genau auf die Kosten zu schauen.

Rendite meines Riester-Vertrags

Stand Ende 2019 habe ich in meinen Riester-Vertrag knapp 9.500€ selbst eingezahlt und etwa 840€ an Zulagen vom Staat erhalten. Dazu kamen Zinsen von kumuliert – sage und schreibe – 128€ und Gebühren von 30€. Berechnet man mit diesen Zahlen die bisherige Rendite und teilt durch die fünf Jahre, die der Vertrag jetzt läuft, entspricht dies bisher einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von ca. 1,9%. Das ist meiner Meinung nach für eine todsichere Anlageform eine ziemlich gute Rendite. Denn die Inflationsrate in Deutschland lag in den letzten Jahren immer unter 1,9%. Mein Geld hat damit bisher zumindest nicht an Wert verloren. Einen viel höheren Anspruch kann man an solch ein sicherheitsorientiertes Produkt kaum haben. Allerdings ist diese Rechnung zur aktuellen Rendite des Riester-Vertrags aus zwei Gründen irreführend:

  • Momentaufnahme: Obwohl die jährliche Verzinsung mit 0,5% konstant bleibt, sinkt die tatsächliche Rendite im Zeitverlauf, da die jährliche Zulage von 175€ relativ gesehen immer weniger zur Rendite beiträgt je größer das angesparte Vermögen wird. Langfristig gesehen liegt die wie oben berechnete Rendite daher in der Größenordnung des Zinssatzes, knapp über 0,5% p.a.
  • Steuervorteile: Die wahre Rendite eines Riester-Vertrags muss immer auch die steuerliche Behandlung der Beiträge berücksichtigen (dazu gleich mehr)

Für „Geringverdiener“ und Eltern, die auf Grund der 4%-Regel oder höherer Zulagen für die Kinder einen geringeren Mindesteigenbeitrag haben, liegt die rechnerische jährliche Rendite sogar noch höher, denn die Höhe der Zulagen hängt nicht vom Einkommen ab. Wer z.B. 22.000€ pro Jahr verdient und 2 junge Kinder hat, der bekommt auf eine jährliche Mindesteinzahlung von 105€ Zulagen von 775€ vom Staat oben darauf. Was für eine traumhafte jährliche Rendite auf den Einzahlungsbetrag! Aber auch mit Kindern gilt natürlich: man muss die eigene (steuerliche) Situation genau prüfen, um zu bewerten, ob sich ein Riester-Vertrag lohnt.

Riester und Steuern

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass eine Riester-Rente später voll versteuert wird. Obwohl ich die Beiträge aus meinem bereits voll-versteuerten Nettoeinkommen zahle, muss ich die monatlichen Rentenzahlungen später erneut als Einkommen versteuern. Im Gegenzug dazu kann ich meine Beiträge allerdings in der Gegenwart als Sonderausgaben in der Steuererklärung geltend machen und so quasi meine auf diese Summe gezahlten Steuern wiederbekommen.

Dieses Prinzip der sogenannten nachgelagerten Besteuerung lohnt sich inbesondere dann, wenn man davon ausgeht, dass man in der Rente ein deutlich geringeres Einkommen (und damit einen geringeren Durchschnittssteuersatz) haben wird als in der Gegenwart. Für alle Menschen, die FIRE anstreben, oder auch nur einen „normalen“ Altersvorsorgeplan (mit nicht ganz so hohen Sparraten) verfolgen, sollte das Einkommen im Alter tatsächlich geringer sein.

Denn auch wenn die Ausgaben exakt gleich hoch bleiben (oder sogar ein wenig ansteigen) können die Einnahmen auf Grund des Wegfalls der Sparraten für die Altersvorsorge sinken, ohne dass die Lebensqualität abnimmt. Bei meiner aktuellen Sparrate von über 50% wird also auch mein Einkommen – bei gleichbleibenden Ausgaben – in der Rentenphase z.B. 50% geringer sein. Durch unser progressives Einkommenssteuersystem in Deutschland könnte es sein, dass ich dann nur noch ca. ein Drittel so viele Steuern zahlen muss wie heute. Aber wer weiß schon, was sich der Staat noch so alles ausdenkt. Geringer als heute wird die Steuerlast bei einem geringeren Einkommen in der Rentenphase aber automatisch sein!

Meine Steuerersparnis

Das Finanzamt ist so nett und rechnet für mich aus, wie hoch meine Steuerersparnis durch den Riestervertrag ist. Der Betrag wird dann auf der Steuererklärung ausgewiesen. Das ist auch nötig, denn die Behandlung der Zulage im Steuerrecht ist ziemlich kompliziert. Zuerst wird sie zwar allen Sparern ausgezahlt. Dann wird aber geprüft, ob sich zusätzlich auch eine Steuerersparnis durch Ansatz der eingezahlten Beiträge als Sonderausgaben ergibt, und falls ja, wird die Zulage zum eigenen zu versteuernden Einkommen hinzugerechnet, sodass eine Doppelberücksichtigung vermieden wird.

Steuerersparnis durch Riester
Auszug aus meinem Steuerbescheid 2019

Zum Glück muss ich mich um all diese Rechnungen nicht selbst kümmern, denn dank der „vorausgefüllten Steuererklärung“ kann ich die Daten von meinem Riester-Anbieter direkt in die Steuererklärung übernehmen und das Finanzamt berechnet dann den Rest. Heraus kommt für mich eine Steuerermäßigung von 707€ über die 175€ Grundzulage hinaus, die mir ja bereits ausgezahlt wurden.

Laut meinem Steuerprogramm liegt mein aktueller Durchschnittssteuersatz bei 36%. Das passt also von der Größenordnung her im Vergleich zu den Riester-Beiträgen von 1.925€. Im Ergebnis bedeutet das: Von den 2.100€, die jedes Jahr in meinem Riester-Banksparplan dazukommen, muss ich also nur 1.218€ (58%) tatsächlich selbst beisteuern. Die restlichen 42% schießt der Staat dazu (dies ist die sogenannte Riester-Förderquote).

Meine Riester-Rendite 2019 (inkl. Steuern)

Meine tatsächliche jährliche Rendite berechnet sich also aus den im jeweiligen Jahr erhaltenen Zulagen, Zinsen und Gebühren (für 2019: 213€) geteilt durch die bisherigen Nettoeinzahlungsbeträge in Höhe von ca. 1.220€ p.a. (1.925€ minus ca. 700€ Steuererstattung), die am Ende jedes Jahres jeweils effektiv von meinem Konto verschwunden sind. Bisher habe ich also in fünf Jahren ca. 6.000€ tatsächlich aufgewendet, um mir ein Guthaben von ca. 10.400€ in meinem Riester-Vertrag zu erarbeiten. Die „zusätzlichen“ 4.400€ werden genauso wie meine effektiv eingezahlten 6.000€ Jahr für Jahr verzinst (wenn auch mit Mini-Zinssatz) und helfen meinem Vermögen dabei für mich zu wachsen. Meine tatsächliche Riester-Rendite (inkl. Steuereffekt) für 2019 liegt noch bei über 3%:

  175€ Zulage
+  48€ Zinsen
-  10€ Gebühren
= 213€ Erträge 2019
./. ca. 6.000€ bisher effektiv aufgewändete Beiträge
= 3,5% Rendite für das Jahr 2019

Banksparplan = maximale Sicherheit, minimale Rendite?

Wie bereits beschrieben sinkt die prozentuale Rendite im Zeitverlauf, da die Rolle der pauschalen Zulage im Vergleich zu den Zinsen und dem vorhandenen Kapitalstock abnimmt. Würde ich den Vertrag bis zum offiziellen Rentenalter von 67 unverändert fortführen, würde die jährliche Rendite langsam Richtung 1,25% absinken. Über die gesamte Vertragslaufzeit (von 25 bis 67) ergibt sich im Durchschnitt eine jährliche Rendite von ca. 2%, was hoffentlich einem Inflationsausgleich entsprechen wird.

Das ist für einen Banksparplan in heutigen Zeiten (bzw. bei Abschluss 2015) gar nicht schlecht! Denn unter den sowieso auf Grund der Beitragsgarantie sehr sicheren Riester-Produkten ist der Banksparplan noch einmal der König der Sicherheit (und damit automatisch etwas renditeärmer). Denn im Gegensatz zu anderen Riester-Versicherungen sind bei einem Banksparplan nicht nur die eingezahlten Beiträge und Zulagen bei Renteneintritt garantiert, sondern auch die Überschüsse, hier in Form von Zinszahlungen (wo sollen die Zinsen auch hin, wenn sie einmal auf dem Konto sind? 😉 )

Lohnt sich ein Riestervertrag?

Unentschiedene Frau
Aus der Kategorie „Beste Stockphotos“

Die Berücksichtigung der Steuerermäßigung bringt uns zwar der tatsächlichen Rendite eines Riester-Banksparplans näher. Ob sich ein Riester-Vertrag mit dieser Rendite lohnt, kann aber pauschal nicht beantwortet werden. Ob diese Rendite gut oder schlecht ist, kommt ja auch darauf an, mit welchen Alternativen man vergleicht. Im Gegensatz zur Investition am Aktienmarkt mit durchschnittlichen jährlichen Nach-Steuer-Renditen von 5-7% erscheinen 2% natürlich mickrig. Welchen Wert man der in Riester-Verträgen eingebauten Kapitalgarantie zuweist, ist hingegen höchst individuell. Im Vergleich zu normalen Banksparplänen (bzw. Festgeld) sind 2% Rendite natürlich top. Wie wichtig dir die Sicherheit eines staatlich geförderten und damit auch reglementierten Altersvorsorgeprodukts ist, kannst du nur selbst entscheiden.

Zudem muss man berücksichtigen, dass eine Riester-Rente im Gegensatz zu anderen privaten Altersvorsorgelösungen extrem unflexibel ist. Vor dem offiziellen Rentenalter kommt man nur in einem Fall ohne Rückzahlung der ganzen Zulagen und Steuervorteile an sein Geld: Für den Bau oder Kauf einer Immobilie erlaubt der Staat den Riester-Sparern auch vor dem Rentenalter auf ihre Ersparnisse zuzugreifen.

Erreicht man das Rentenalter, darf man sich maximal 30% der angesparten Summe als Einmalbetrag auszahlen lassen. Der Rest wird in eine monatliche Rentenzahlung umgewandelt, ähnlich einer Sofortrente. Wie bei allen Rentenversicherungen muss man sich dabei im Klaren sein, dass die Versicherer ihre Auszahlungen mit einer hohen Lebenserwartung kalkulieren. Damit man also von seinem angesparten Riester-Guthaben wirklich etwas hat, muss man ziemlich alt werden. Dafür hat man im Gegenzug eben die Versicherungsleistung gegen das Langlebigkeitsrisiko. Die Riester-Rente wird auch dann weiter monatlich gezahlt, wenn man 111 Jahre alt wird.

Wie passen Sicherheit und FIRE zusammen?

Jetzt lobe ich die ganze Zeit den Riester-Banksparplan als ideales Produkt für extrem sicherheitsorientierte Anleger. Wie passt das mit meinem FIRE-Plan zusammen? Um den Vorruhestand in jungen Jahren zu erreichen, muss man sowohl recht aggressiv sparen als auch recht aggressiv investieren. Wer all sein Geld auf dem Tagesgeldkonto versauern lässt, wird kaum mit 45 Jahren in Rente gehen können. Für mich sind klassische, sicherheitsorientierte Altersvorsorgeprodukte wie eine Riester-Rente trotzdem kein Widerspruch zu meinem FIRE-Plan. Wenn ich am Anfang meiner Vorruhestandszeit merke, dass ich mich doch verrechnet habe, kann ich leichter wieder zurück in den Arbeitsmarkt einsteigen oder meine Ausgaben senken, als wenn ich mit 70 Jahren feststelle, dass das Geld doch überraschend knapp wird. Daher ist es sinnvoll, gerade für das reguläre Rentenalter einen Puffer einzubauen, z.B. für steigende Gesundheitskosten. Meine Riester-Rente und die Annahme in meinem FIRE-Plan, dass ich Null Euro aus der gesetzlichen Rentenversicherung bekomme, sind solche Puffer.

Riesterst du? Mit welchem Produkt? Ist dir eine sicherer Baustein in der Altersvorsorge überhaupt wichtig? Oder investierst du ausschließlich renditeorientiert am Aktienmarkt?

4 Replies to “Lohnt sich riestern für dich? // Riester für Gutverdiener”

  1. Hallo, interessanter Artikel, danke. Wir haben einen Riestervertrag auf meine Frau laufen, mit dem Minimum-Eigenbeitrag, um die vollen Zulagen für sie und unsere Kinder zu bekommen. Bei jeder Abrechnung treiben mir aber die ausgewiesenen Gebühren die Zornesröte ins Gesicht, 140 Euro „Abschluss und Vertriebskosten“, 150 Euro „laufende tarifliche Kosten“, 120 Euro „Fondskosten“. Ich wäre für jeden Tipp zu einem konkreten Riesterprodukt mit solch geringen Gebühren wie im Artikel erwähnt dankbar! Wechseln können soll man ja angeblich jederzeit problemlos (wenn das denn so stimmt).

    1. Hallo Tim,
      danke für deinen Kommentar. Die Gebühren in deinem Vertrag sind ja echt krass! Da wäre ich auch sehr wütend. Die ganze staatliche Förderung ist damit ja praktisch dahin. Hoffentlich war wenigstens die Rendite der Fonds gut bisher? Besser als die 0,5% Zinsen des Banksparplans ja hoffentlich auf jeden Fall. 🙂
      Leider gibt es keine Banken mehr, die online abschließbar noch Riester-Banksparpläne anbieten.
      Laut einem Artikel der Website Finanztip (https://www.finanztip.de/riester/banksparplan/) bieten mit Stand Dezember 2019 nur noch 6 Banken insgesamt ihren bestehenden Kunden dieses Produkt an. Aber ggf. ist ein Riester-Bausparer für dich ja auch interessant, falls du vorhast eine Immobilie zu erwerben. Die sollten eigentlich geringere Kosten haben als die fonds-basierten Produkte.
      Wechseln kannst du tatsächlich jederzeit, aber auch hier fallen wahrscheinlich zusätzliche Gebühren an – da musst du wohl oder übel nochmal im „Kleingedruckten“ deines Vertrags nachlesen. Wenn ich mich richtig erinnere, wären es bei meinem Vertrag z.B. 150€ Wechselgebühren.
      Viele Grüße aus Frankfurt!

  2. Ja schade, und ich hatte gehofft ich hätte nur schlecht recherchiert. Bisher war die Performance knapp 2% pro Jahr, über die letzten 4 Jahre gemittelt, wäre natürlich deutlich besser, wenn diese ganzen Gebühren nicht wären, da wäre die Performance dann das 6-fache gewesen. Spannend wird es dann dieses Jahr, wie sich das „Multi Asset Portfolio“ gehalten hat. Letztlich ist der Vertrag eine unverschämte Abzocke, mir fehlt nur die Alternative. Einziger Trost: Es geht es hier nicht um Riesensummen (Stand aktuell ist 6500 Euro), und unser Eigenanteil war davon nur 2900 Euro, d.h. besser diesen Vertrag als gar kein Riestern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert